Harry Potter - Der siebte Horkrux
Beschlag von dem Diadem abgerubbelt, doch prompt war er eingeschlafen, so dass ihr nichts zur Ablenkung blieb. Das Spinnengift musste wirken! Sie wollte nicht einmal an die Alternative denken. Wenn es versagte ... keiner ihrer Jungs würde jemals wieder derselbe sein.
Sie erhob sich und lief im Korridor auf und ab, während sie Rons lautem Schnarchen lauschte. Schließlich ihrer Neugier nachgebend, lehnte sie ihren Kopf gegen die Tür des Krankenflügels. Sie schob sie auf und lugte vorsichtig hinein.
Harry saß in dem Sessel neben Ginnys Bett. Sein Kopf ruhte auf dem Rand ihres Kissens. Er war wach, doch seine Augen wirkten matt und dem Zufallen nahe. Er hielt Ginnys Hand und streichelte sie sanft mit seinem Daumen.
Hermines Herz zog sich zusammen und sie musste eine Hand vor den Mund legen, um ihr Schluchzen zu unterdrücken. Er sah so verloren und einsam aus, dass es ihr Herz schmerzte. Er hatte bereits so viel verloren. Das Schicksal konnte doch nicht so grausam sein, dass es ihn so weit brachte – so nahe ans Ende – nur um ihm das einzige zu nehmen, das ihn vorwärtsgetrieben hatte. Hermine war sicher, dass Ginny Harrys Hoffnung auf eine bessere Zukunft war.
Leise schloss sie die Tür und lehnte ihren Kopf gegen die Wand im Korridor. Sie fühlte sich, als wäre sie in einen unglaublich persönlichen Moment eingedrungen. Während sie zusammen aufgewachsen waren, hatte sie immer das zwanghafte Bedürfnis verspürt, Harry zu bemuttern, auf ihn aufzupassen und sicherzugehen, dass es ihm gut ging. Sie wusste, dass es ihn und auch Ron manchmal in den Wahnsinn trieb, doch sie konnte nicht anders. Vielleicht weil sie wusste, dass niemand anderes es sonst tat.
Mit Ron war es anders gewesen. Sie hatte sich um ihn gesorgt und natürlich viel Aufhebens um ihn gemacht. Merlin wusste, dass er es nötig hatte, um seine Hausaufgaben rechtzeitig zu machen. Dennoch war es nicht das Gleiche. Alles war mit Ron anders. Sie hatte immer den Drang verspürt, auf Harry aufzupassen, doch mit Ron hatte sie stets das Gefühl gehabt, dass er derjenige war, der auf sie Acht gab.
Er war so treu und beschützerisch ihr und Harry gegenüber. Obwohl sie es ihm nie gestanden hatte, hatte es sie insgeheim immer erfreut, wenn er sie vor Malfoy oder einem anderen Slytherin in Schutz genommen hatte. Ebenso hatte es sie während der ganzen Lavender-Brown-Sache umso mehr verletzt, wenn er ihre besserwisserische Art gehänselt hatte.
Hermine schüttelte den Kopf. Jetzt war nicht die richtige Zeit, in dieser Geschichte zu schwelgen. Es ging um Ginny. Sie wollte nicht einmal daran denken, Ginny zu verlieren. Hermine hatte noch nie zuvor eine enge Freundin gehabt – nicht einmal in der Grundschule, wo die anderen Kinder sich über sie lustig gemacht hatten. Ginny hatte Hermines Leben verändert, ebenso wie Ron und Harry. Vielleicht nicht ganz so grundständig, da Hermine schon etwas über Freundschaft gelernt hatte, bevor sie Ginny kennengelernt hatte, aber trotzdem hatte sie eine positive Wirkung.
Und sie übte mit Sicherheit eine positive Wirkung auf Harry aus.
Harry bekam immer einen sanften Gesichtsausdruck mit glasigen Augen, wenn er an Ginny dachte. Hermine hatte es in ihrem letzten Schuljahr in Hogwarts bemerkt und während ihrer Zeit im Ligusterweg war er nie verschwunden. Hermine hatte es irgendwie süß gefunden, den in Gefühlsdingen zurückhaltenden Harry mit einem verlorenen Dackelblick zu sehen.
Ginny in seinem Leben zu haben, hatte ihm gut getan. Egal wie sehr Hermine sich bemüht hatte, ihm etwas Trost zu spenden, musste sie zugeben, dass Ginny diejenige war, die ihn stets erreichen konnte. Sie konnte ihn zum Lachen bringen, wie Ron und Hermine es nie geschafft hatten.
Hermine hatte viel von dem Mann gesehen, der Harry in diesem Jahr geworden war, doch er brauchte noch immer Führung und Bestätigung. Sie hatte gedacht, dass Remus diese Rolle haben würde, aber auch er war Harry entrissen worden. Danach war Hermine endlich klargeworden, dass die Aufgabe, Harry zu führen und zu unterstützen, ihr, Ron und Ginny zugefallen war. Sie waren seine Rettungsleine und er brauchte sie alle dringend.
Mit Ginny könnte diese Rettungsleine nun brechen. Das Gift musste wirken. Hermine war nicht sicher, ob Harry überleben würde, falls Ginny starb, egal, wie sehr sie und Ron ihm beistanden. Ginny hatte ihr erzählt, dass Harry sie immer küsste, als würde es das letzte Mal sein, und Hermine vermutete, dass es tatsächlich so war. Er glaubte nicht
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