Harry Potter - Der siebte Horkrux
hatte ihm jegliche Chance auf Glück und eine normale Kindheit gestohlen, die er hatte. Es war nicht fair!
Es bringt nichts, Träumen nachzuhängen...
Dumbledores Stimme echote in Harry Kopf, während er über die Türschwelle ins Haus schritt, das einst das Zuhause seiner Familie gewesen war. Harry erschauderte. Es hatte schon zu viele Tote gegeben.
Er konnte ein prickelndes Gefühl unter seiner Haut spüren, das ihn unbehaglich werden ließ. Er blickte abermals sorgsam auf die Straße.
Nichts durchbrach den Frieden des Morgens und Harry schalt sich selbst dafür, dass er die Nerven verloren hatte. Hier zu sein, machte ihn nervös. In seinem Geist konnte er sich vage vorstellen, wie das Haus aussehen würde, wenn die Wände heil geblieben wären. Dank der Erinnerungen, die die Dementoren in ihm hervorgerufen hatten, konnte er das Echo der Stimmen seiner Eltern hören.
Ein überwältigendes Gefühl von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit übermannte ihn, während er auf die Knie sank und zwischen den Trümmern hockte, unsicher wohin er gehen sollte oder was er als nächstes tun sollte.
Was tue ich hier?
Auf einmal erinnerte Harry sich an seine Unterhaltung mit Moody am vergangenen Morgen und zog den Zauberdetektor aus seinem Rucksack, um ihn sich auf die Nase zu setzen. Er sog einen scharfen Atem ein, als blasse Gestalten von blauem, pinken und grünen Licht aus jeder Richtung ausgingen. Harry runzelte verwirrt die Stirn.
Er lief zurück zu der versengten Stelle und starrte durch den Zauberdetektor. Das Licht, das er erkannte, war leuchtend rot und schien zu pulsieren. Harry riss sich den Detektor von der Nase und wich zurück, als ob er etwas Unanständiges gesehen hätte. Dieser Ort – sein vertrautes Heim – war geradezu lebendig von Magie.
Plötzlich ging Harry auf, dass das gesamte Viertel unter einem Verbergungszauber stehen musste. Andernfalls hätten die Muggel es wahrscheinlich wieder aufgebaut oder noch schlimmer: die Zaubererbevölkerung hätte es in eine Touristenattraktion verwandelt. Er hatte den Ort sehr leicht gefunden, doch er hatte gewusst, wohin er gehen musste. Oder vielleicht war es nicht vor ihm verborgen, da es seine Familie war. All diese Ungewissheiten brachten seinen Kopf zum Pochen.
Harry setzte den Zauberdetektor wieder auf und fuhr fort, sich umzuschauen. Er brauchte einige Minuten, bevor er noch mehr rote Spuren erspähte. Sie kamen von einer Stelle in der Nähe des Hauses, wo Haufen von Geröll aufgetürmt waren. Er fragte sich, ob es vielleicht ein oberes Stockwerk gegeben hatte. Er rückte einige Steine und Schmutz beiseite, bis er dieselbe abgestorbene schwarze Markierung sah. Das war die Stelle, wo seine Mutter gestorben war, wo er sich die Narbe an der Stirn zugezogen hatte. Abwesend ließ Harry einen Finger über die versengte Erde fahren, während die Schreie seiner Mutter in seinem Kopf widerhallten.
Er ließ seinen Gedanken freien Lauf, um zu versuchen, selbst die Magie zu identifizieren. Er spürte dasselbe Frösteln, das er von der Höhle her kannte, in jener schicksalhaften Nacht mit Dumbledore. Dennoch wusste er nicht, ob es schlichtweg von dem Strudel der Gefühle herrührte, den dieser Ort in ihm erweckte.
Harry seufzte schwer und stand auf. Es gab hier nun nichts außer Erinnerungen und er musste seine Fähigkeiten erproben, die Magie an einem weniger traumatischen Ort zu erfühlen. Es war nutzlos, es hier zu versuchen. Als er sich umdrehte und einen einzelnen Atemzug nahm, sah er einen langen, drahtigen Schwanz hinter Felsen hervorblitzen. Harry zückte seinen Zauberstab und zielte auf die Felsgruppe.
»Reducto!«, zischte er, worauf die Felsen auseinanderbrachen.
Die Ratte quiekte auf und huschte zu einem weiteren Schutthaufen. Während er lief, entblößte er seine verräterische Silberpfote.
»Reducto!«, knurrte Harry wieder und sandte Staub und Steine in die Luft. »Versteckst du dich wieder in Spalten und Löchern, Wurmschwanz? Ich vermute, eine Ratte kann niemals seine Lieblingsorte ändern, was? Komm raus und tritt mir von Mann zu Mann gegenüber.«
Als sich der Staub von seinem zweiten Stoß gelegt hatte, blickte Harry sich sorgsam um. Er konnte nirgendwo ein Zeichen von der Ratte entdecken.
»Komm raus, Wurmschwanz. Ich habe keine Zeit für deine erbärmlichen kleinen Spielchen. Du hast mich jetzt schon eine ganze Zeit lang verfolgt. Du musst etwas zu sagen haben. Spuck es aus, bevor ich tue, was ich schon vor langer Zeit hätte tun sollen.«, sagte Harry.
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