Harry Potter - Der siebte Horkrux
Seine Hand bebte. Alle Wut, Furcht und aufgestauten Emotionen darüber, die Zerstörung seines Zuhauses zu sehen, hatten nun ein Ziel und Harry schien Wut förmlich auszustrahlen. Hier vor ihm befand sich die stinkende, kleine Ratte, die seine Eltern verraten hatte und direkt verantwortlich für alles war, das hier geschehen war. Der Gedanke, dass Wurmschwanz noch immer seinen Weg hierher finden konnte, da er der Beschützer dieses Zuhauses hätte sein sollen, brachte sein Blut zum Kochen.
Harry würde zusehen, dass er endlich dafür bezahlte.
»Wo bist du?«, schnarrte er zornig. Ein leises Geräusch ließ ihn herumwirbeln und er sprengte ein Loch in den Boden. Doch noch immer erschien Wurmschwanz nicht.
»Du Feigling. Du bist schon immer ein Feigling gewesen. Du hast ihre Freundschaft nie verdient.«, keuchte Harry.
Niemand antwortete ihm. Er lief in der Gegend umher, brustbebend und die Zähne zusammenbeißend, um seine Wut zu bändigen.
Nach mehreren Augenblicken ertönte eine kratzige Stimme von der anderen Seite der einzig übrig gebliebenen Mauer. »Willst du deinen Zauberstab senken und mir für einen Moment zuhören? Wenn du nicht zuhören willst, kann ich einfach wieder verschwinden.«
»Was hast du wohl zu sagen, das ich möglicherweise hören will?«, fragte Harry, während er an der Mauer entlang rückte und sich darauf vorbereitete zuzuschlagen, sobald er das Ende erreicht hatte.
»Ich will einen gemeinsamen Feind erörtern.«, erwiderte Wurmschwanz. Seine Stimme zitterte.
»Jetzt ist es also ein gemeinsamer Feind?«, fragte Harry. Er hatte das Ende beinahe erreicht, nur noch ein paar Schritte. »Hast du Voldemorts Missfallen erregt, Wurmschwanz? Er ist jetzt dein Feind?«
»Nein! Ich meine nicht den Dunklen Lord.«, quiekte Wurmschwanz panisch. »Ich spreche von Snape.«
»Snape?« Harry hielt in Schritt inne. »Was ist mit ihm?« Für einen Moment vergaß er seinen Zorn und Hass auf Wurmschwanz, als er den Namen des Mannes hörte, den er über alles andere verachtete, Voldemort eingeschlossen. Snape hatte Dumbledore kaltblütig ermordet und mitgeholfen, Sirius umzubringen. Es gab für Harry keinen Zweifel und er würde dafür sorgen, dass ihm das teuer zu stehen kam.
»Ja, ich habe schon gedacht, dass dich das interessieren würde.«, sagte Wurmschwanz, als er langsam hinter der Mauer hervorkam und Harry Angesicht zu Angesicht gegenüberstand.
Beide zielten mit den Zauberstäben aufeinander, obwohl keiner Anstalten machten, einen Fluch loszulassen. Wurmschwanz' Augen schossen umher und er schien bereit, beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten davonzusausen.
Für einen Moment war Harry in Versuchung geführt, ihn einfach aus dem Weg zu fluchen, doch seine Neugierde wegen Snape war mächtiger als dieser Impuls. Dennoch erhoben sich Rons Worte aus lang vergangener Zeit in seinem Geist.
Wirf deinen Zauberstab weg und hau ihm eins auf die Nase.
Harry holte aus und tat genau das. Wurmschwanz' Kopf schnappte zurück und er stürzte zu Boden, seine blutende Nase umklammernd, während er von Harry wegkroch.
»Du kannst froh sein, dass das alles ist, was ich getan habe.«, spie Harry und schüttelte seine Faust.
»Ich dachte, du wolltest über Snape sprechen.«, sagte Wurmschwanz schniefend.
»Was ist mit ihm?«, wiederholte Harry.
»Er hat die Gunst des Dunklen Lords erlangt, weil er Albus Dumbledore getötet hat. Es gibt keinen Plan, an dem er nicht beteiligt ist oder von dem er nicht wenigstens weiß. Wo der Dunkle Lord einst vielen vertraut hat, vertraut er jetzt nur einem.«, spuckte Wurmschwanz mit unfehlbarer Bitterkeit in der Stimme, während er seine noch immer blutende Nase abtupfte und sich erhob.
Harry beobachtete ihn sorgsam. Er sah rot, als Wurmschwanz so beiläufig Professor Dumbledores Ableben erwähnte. »Voldemort vertraut niemandem. Du bist ein Narr, wenn du das glaubst, und Snape ist ein Narr, wenn er denkt, dass sein Meister sich nicht gegen ihn wenden wird, sobald sein Nutzen ausgeschöpft ist. Du bist nicht sein Freund sondern sein Sklave. Nichts sonst!«
»Du unterschätzt die Vorteile von der Gunst des Dunklen Lords.«, erwiderte Wurmschwanz ehrerbietig.
»Ich unterschätze gar nichts. Ich weiß genau, was er im Sinn hat.«, sagte Harry kalt.
»Ich habe einst in der Stellung hoher Gunst gestanden.« Wurmschwanz streckte die Brust heraus und hob trotzig das Kinn.
»Ja, ich erinnere mich. Dabei ist deine Hand draufgegangen. Na und? Jetzt bist du von dieser Stellung heruntergestoßen
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