Harry Potter und der Feuerkelch
einfach nichts davon, wenn Zähne und Zauberei – ach, sieh mal! Pigwidgeon ist wieder da!«
Rons winziger Steinkauz saß mit einer Pergamentrolle am Bein auf dem eiszapfenschweren Treppengeländer und zwitscherte wie verrückt. Im Vorbeigehen deuteten ein paar Schüler auf ihn und lachten und eine Gruppe Drittklässlerinnen blieb stehen. »Oh, schaut euch mal diese Winzeule an! Ist sie nicht niedlich?«
»Dummes kleines fedriges Biest!«, zischte Ron, nahm ein paar Stufen auf einmal nach oben, packte Pigwidgeon und schloss ihn in die Faust. »Das nächste Mal bringst du den Brief gleich zum Empfänger! Ohne zu trödeln und dich wichtig zu machen!«
Pigwidgeon quetschte den Kopf aus Rons Faust hervor und schuhuhte vergnügt. Die Drittklässlerinnen machten erschrockene Mienen.
»Verschwindet!«, fauchte Ron sie an und fuchtelte mit der Faust, und Pigwidgeon schuhuhte noch ausgelassener, als er so rasch durch die Luft geschleudert wurde. »Hier – nimm du das, Harry«, fügte Ron gedämpft hinzu und die Drittklässlerinnen trotteten mit empörten Blicken davon. Ron zog Sirius’ Antwortbrief vorsichtig von Pigwidgeons Bein, Harry steckte ihn in die Tasche, und sie hasteten nach oben in den Gryffindor-Turm, um den Brief zu lesen.
Im Gemeinschaftsraum waren alle immer noch so sehr damit beschäftigt, Feriendampf abzulassen, dass keiner groß darauf achtete, was um ihn her vor sich ging. Die drei setzten sich ein wenig abseits von den anderen an ein fast schon zugeschneites Fenster und Harry las vor:
Lieber Harry,
meinen Glückwunsch, dass du an diesem Hornschwanz vorbeigekommen bist. Wer auch immer deinen Namen in den Kelch geworfen hat, wird jetzt nicht sonderlich glücklich sein! Ich wollte dir eigentlich einen Bindehautentzündungs-Fluch vorschlagen, da die Augen die schwächste Stelle eines Drachen sind –
»Genau das, was Krum gemacht hat!«, flüsterte Hermine.
– aber deine List war besser, Hut ab.
Jetzt ruh dich aber nicht auf deinen Lorbeeren aus, Harry. Du hast erst eine Aufgabe geschafft; wer immer dich ins Turnier gebracht hat, wird noch genug Gelegenheit haben, dir etwas anzutun. Halt die Augen offen – besonders wenn der, von dem wir gesprochen haben, in der Nähe ist – und achte vor allem darauf, dir keinen Ärger einzuhandeln.
Schreib mir wieder; ich möchte auch weiterhin von allen ungewöhnlichen Vorkommnissen erfahren.
Sirius
»Er hört sich genauso an wie Moody«, sagte Harry leise und steckte den Brief zurück in den Umhang. »›Immer wachsam!‹ Man könnte meinen, ich laufe blind in der Gegend herum und krache ständig gegen Wände …«
»Aber er hat Recht, Harry«, sagte Hermine, »du hast tatsächlich noch zwei Aufgaben vor dir. Du solltest dir dieses Ei wirklich mal genauer ansehen und allmählich herausfinden, was es zu bedeuten hat …«
»Hermine, er hat noch Ewigkeiten Zeit!«, fauchte Ron. »Lust auf ’ne Partie Schach, Harry?«
»Ja, schon gut, schon gut«, brummte Harry. Dann sah er den Ausdruck auf Hermines Gesicht und sagte: »Und wie bitte soll ich mich konzentrieren bei diesem Lärm? Bei dem Radau, den die Meute hier macht, kann ich das Ei ja nicht mal hören.«
»Wenn du meinst«, seufzte sie, ließ sich in ihren Sessel zurücksinken und sah den beiden beim Schachspiel zu, das Ron mit einem tollen Schachmatt beendete, bei dem ein paar todesmutige Bauern und ein sehr brutaler Läufer die Hauptrollen spielten.
Am Weihnachtsmorgen erwachte Harry ganz plötzlich. Verwundert, was ihn aus dem Schlaf gerissen hatte, öffnete er die Augen. Ein Wesen starrte ihn mit riesigen, grünen Telleraugen aus der Dunkelheit heraus an, und es war ihm so nahe, dass es fast seine Nasenspitze berührte.
»Dobby!«, rief Harry und krabbelte so hastig weg von dem Elfen, dass er fast aus dem Bett fiel. »Was soll denn das?«
»Dobby bittet um Verzeihung, Sir!«, quiekte Dobby verschüchtert, presste die langen Finger auf den Mund und trampelte rückwärts über die Decke. »Dobby will Harry Potter nur frohe Weihnachten wünschen und ihm ein Geschenk bringen, Sir! Harry Potter hat gesagt, Dobby könne ihn mal besuchen, Sir!«
»Ist schon gut«, sagte Harry, noch immer ein wenig kurzatmig, während sein Herzschlag sich wieder beruhigt hatte. »Das nächste Mal – stups mich meinetwegen, aber beug dich bloß nicht so über mein Gesicht wie vorhin …«
Harry zog die Vorhänge des Himmelbetts zurück, nahm die Brille vom Nachttisch und setzte sie auf. Sein Schrei hatte
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