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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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Wand, das erneut kicherte, und der Papierkorb in der Ecke, der den Eulenmist aushustete.
    Er richtete sich auf und blickte sich um. Hermine war gegangen und Hedwig war verschwunden. Harry kehrte langsam zu seinem Bett zurück, ließ sich daraufsinken und starrte mit leerem Blick den Fuß des Schrankes an.
    Er hatte völlig vergessen, dass im fünften Jahr die Vertrauensschüler ausgewählt wurden. Er hatte sich zu viele Sorgen darüber gemacht, dass er womöglich von der Schule verwiesen wurde, um einen Gedanken darauf zu verschwenden, dass bereits Abzeichen auf geflügeltem Weg zu bestimmten Leuten sein mussten. Aber wenn es ihm doch eingefallen wäre … wenn er nun doch daran gedacht hätte … was hätte er dann erwartet?
    Nicht das, sagte eine leise und ehrliche Stimme in seinem Kopf.
    Harry verzog das Gesicht und vergrub es in den Händen. Er konnte sich nicht selbst belügen; wenn er gewusst hätte, dass das Vertrauensschülerabzeichen unterwegs war, dann hätte er erwartet, es würde zu ihm kommen, nicht zu Ron. War er nun genauso hochmütig wie Draco Malfoy? Hielt er sich für allen anderen überlegen? Glaubte er wirklich, dass er besser war als Ron?
    Nein, sagte die leise Stimme trotzig.
    War das die Wahrheit?, fragte sich Harry und horchte beunruhigt in sich hinein.
    Ich bin besser im Quidditch, sagte die Stimme. Aber sonst bin ich in nichts besser .
    Das stimmte eindeutig, dachte Harry; im Unterricht war er nicht besser als Ron. Aber wie war es sonst? Was war mit all den Abenteuern, die er, Ron und Hermine zusammen erlebt hatten, seit sie in Hogwarts waren, und bei denen sie oft Schlimmeres als den Rauswurf riskiert hatten?
    Jedenfalls waren Ron und Hermine die meiste Zeit mit mir zusammen, sagte die Stimme in Harrys Kopf.
    Allerdings nicht die ganze Zeit, sagte Harry zu sich selbst. Sie haben nicht mit mir gegen Quirrell gekämpft. Sie haben es nicht mit Riddle und dem Basilisken aufgenommen. Sie haben nicht all die Dementoren verjagt in der Nacht, als Sirius geflohen ist. Sie waren nicht mit mir zusammen auf diesem Friedhof, in der Nacht, als Voldemort zurückkam …
    Und wieder stieg das Gefühl in ihm hoch, schlecht behandelt zu werden, das ihn schon am Abend seiner Ankunft beschlichen hatte. Ich hab eindeutig mehr geleistet, dachte Harry entrüstet. Ich hab mehr geleistet als die beiden!
    Aber vielleicht, sagte die leise Stimme klar vernehmlich, vielleicht bestimmt Dumbledore jemanden nicht deshalb zum Vertrauensschüler, weil er in eine Menge gefährliche Situationen geraten ist … vielleicht trifft er seine Wahl aus anderen Gründen … Ron muss etwas haben, das du nicht …
    Harry öffnete die Augen und lugte durch seine Finger auf die Klauenfüße des Schrankes. Ihm ging durch den Kopf, was Fred gesagt hatte: »Keiner, der noch alle Tassen im Schrank hat, würde Ron zum Vertrauensschüler machen …«
    Harry lachte kurz auf. Einen Moment später fand er sich selbst ekelhaft.
    Ron hatte Dumbledore nicht um das Abzeichen gebeten. Ron konnte nichts dafür. Wollte er, Harry, Rons allerbester Freund, den Beleidigten spielen, nur weil er kein Abzeichen hatte, wollte er sich wie die Zwillinge über Ron lustig machen, ihm alles verderben, nun, da Ron ihm zum ersten Mal etwas voraushatte?
    In diesem Moment hörte er wieder Rons Schritte auf der Treppe. Er stand auf, rückte seine Brille zurecht und setzte ein Grinsen auf, als Ron durch die Tür stürmte.
    »Hab sie grade noch erwischt«, sagte er freudestrahlend. »Sie will den Sauberwisch besorgen, wenn’s geht.«
    »Cool«, sagte Harry und hörte erleichtert, dass seine Stimme nicht mehr so buttrig klang. »Hör mal – Ron – toll, Mann.«
    Das Lächeln schwand aus Rons Gesicht.
    »Ich hätte nie gedacht, dass er mich nimmt!«, sagte er kopfschüttelnd. »Ich dachte, du wirst es!«
    »Nö, ich hab zu viel Ärger gemacht«, wiederholte Harry, was schon Fred gesagt hatte.
    »Jaah«, sagte Ron, »ja, wahrscheinlich … also, vielleicht sollten wir jetzt unsere Koffer packen, was?«
    Es war merkwürdig, wie sich ihre Habseligkeiten seit ihrer Ankunft in alle Himmelsrichtungen verstreut hatten. Sie brauchten fast den gesamten Nachmittag, um ihre Bücher und Sachen im ganzen Haus zusammenzusuchen und sie wieder in ihren Schulkoffern zu verstauen. Harry fiel auf, dass Ron sein Vertrauensschülerabzeichen ständig mit sich herumtrug. Erst hatte er es aufs Nachttischchen gelegt, dann steckte er es in die Tasche seiner Jeans, schließlich holte er es wieder

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