Harrys Höllen-Cocktail
Kräuter mischte. Zudem wurde das Gebräu vor dem Erkalten noch magisch beschworen.
Die Kreide besaß eine dunkelgrüne Farbe. Bill sah das Stück zwischen meinen Fingern. Er grinste verstehend und nickte leicht. Cermaine wunderte sich nur.
Ich klebte mit dem anderen Gast tatsächlich fast zusammen. Aber ich brauchte seine Hand.
Die Kreide selbst hatte ich so weit in meiner Rechten verschwinden lassen, daß zwischen Daumen und Zeigefinger nur mehr ein winziger Teil hervorschaute.
Für meine Zwecke reichte er völlig aus.
Ich drückte dem anderen zweimal den Ellenbogen in die Seite. Das mußte er einfach spüren.
Er reagierte so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Mit einem wütenden Laut auf den Lippen fuhr er herum, auch ich drehte mich, sah seine Hand über die Thekenfläche gleiten und malte mit der weißmagischen Kreide blitzschnell einen Strich auf seine Haut.
Wahrscheinlich hatte er die Bewegung nicht gesehen, aber er spürte die Folgen der Tat.
Die Hand blieb auf dem Tresen liegen. Wo sie von der magischen Kreide erwischt worden war, befand sich ein fast schwarzer Strich, über dem eine Qualmwolke kreiste.
Plötzlich verzerrte sich das Gesicht des Mannes zu einer grenzenlosen Qual, im nächsten Augenblick sackte er zusammen und begann, fürchterlich zu schreien…
***
Diese gellenden Laute übertönten noch die Musik!
Obwohl der Raum zwischen uns eng war, hatte sich der Mann zu Boden gedrückt. Er hockte noch, der Oberkörper war vorgebeugt, den Kopf preßte er gegen die Außenhaut der Bar.
Und er schrie.
Die Menschen in seiner Nähe waren schockiert und überrascht. Nur dachte keiner daran, dem Mann zu helfen, so etwas waren die Typen nicht gewohnt. Die Frauen machten den Anfang, drückten sich zurück, ihre Gesichterzeigten Ekel und Abscheu.
Bevor ich den Mann in die Höhe zog, schaute ich Bill und Germaine an, die sehr gespannt waren.
Auch Harry sah ich.
Er hielt einen silbernen Mixbecher fest und stand auf der Stelle wie ein Denkmal. Ich bückte mich.
Plötzlich hatte ich Platz. Die anderen Gäste bildeten einen Halbkreis. Hinter ihnen drängten sich weitere Neugierige, die über die Schultern der Leute schauen wollten.
Als ich dem Mann unter die Achseln faßte, schrie er nicht mehr. Nur noch ein leises Wimmern drang aus seinem Mund. Ich hob ihn an, damit er wieder so stehen konnte wie zuvor. Die Kreide hatte ich natürlich verschwinden lassen.
Er wäre zusammengebrochen, hätte ich ihn nicht mit der linken Handfläche am Rücken abgestützt.
Mit der rechten Hand packte ich seinen rechten Arm, hob ihn an und hämmerte die verletzte Hand auf die Thekenfläche. Zwei Gläser wurde berührt. Sie rutschten weiter und fielen in ein mit Wasser gefülltes Spülbecken. Ich aber starrte auf die rechte Hand des Mannes. Und nicht nur ich. Auch Bill und Germaine konnten ihre Blicke davon nicht mehr lösen. Es war keine Hand mehr, die auf der Theke lag, sondern eine schwarz verbrannte Klaue!
Irgendwie hatte ich plötzlich das Gefühl, auf einer einsamen Insel zu stehen, obwohl um uns herum der Stimmenwirrwarr nicht abgeflacht war und zahlreiche Gäste einen Blick auf die Hand werfen wollten, ich sie aber abdeckte.
Nur bestimmte Personen konnten sie sehen.
Auch Harry.
Die Kleine mit den roten Haaren hatte sich abgewandt und die Hände vor ihr Gesicht geschlagen, Harry aber kam näher, ohne daß ich ihn dazu aufgefordert hätte.
Die Hand wurde zwar von mir gehalten, sie lag trotzdem nicht ruhig, denn durch den Arm lief ein Zucken, und die Verfärbung setzte sich auch fort, denn sie lief über das Gelenk hinaus, um den Unterarm zu erreichen. Der Mann selbst lag mit dem Gesicht auf der Bar. Er japste nach Luft.
»Nun, Harry?« fragte ich den Keeper und schaute ihn starr an. »Was sagen Sie dazu?«
»Nichts.«
»Haben Sie keine Erklärung?«
»Wie sollte ich?«
Ich schaute ihn scharf an. In seinem Gesicht rührte sich nichts. »Es ist doch unwahrscheinlich, daß so etwas passiert, nicht wahr?«
»Ja, deshalb habe ich ja keine Erklärung.«
»Harry, Sie lügen! Sie kennen den Mann gut, nicht wahr?«
»Nur flüchtig.«
»Dann gehört er nicht zum Kreis der Höllcnbrüder?«
»Was ist das denn?«
»Schon gut, Harry, kümmern Sie sich um ihn. Er kann ja nicht hierbleiben.«
»Ich werde ihn wegbringen.«
»Und wenn er stirbt?«
Harry schaute auf die Hand, die keine mehr war, nur eine verbrannte schwarze Klaue. Er hob die Schultern. »Man könnte einem Arzt Bescheid geben.«
»Man muß
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