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Harte Schule

Harte Schule

Titel: Harte Schule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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sofort das Aussehen eines Yuppies an.
    »Herr Holzer«, sagte Richard. »Sie sind …«
    »Das ist Hausfriedensbruch!«, schleuderte der Mann ihm entgegen. »Oder haben Sie einen Durchsuchungsbefehl? Isolde, hast du die freiwillig reingelassen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Dann verlassen Sie sofort meine Wohnung!« Kurt schwang die langen Beine aus dem Bett. Eine Armee gelber Härchen zog von seiner roten Unterhose zu den Fesseln hinab. Er knöpfte sich ein hellblaues Hemd über die nackte Brust. »Oder haben Sie einen Haftbefehl? Sonst ist das Freiheitsberaubung.«
    Isolde besichtigte ihren Bettgenossen mit deutlicher Bewunderung.
    »Herr Holzer«, sagte Richard, »ich kann Ihnen nur davon abraten, sich den Ermittlungsbehörden erneut zu entziehen.«
    »Ich habe mich nicht entzogen. Ich war auf Dienstrei se. Das haben Ihnen meine Mitarbeiter schon mitgeteilt. Bei meiner Rückkehr musste ich dann von dieser sinnlosen und lächerlichen Aktion erfahren. Sie haben nichts gefunden. Damit dürfte auch der Verdacht gegen mich hinfällig sein. Also, was wollen Sie noch?« Entschlossen stieg er in seine Jeans und knöpfte sie über dem prallen Geschlecht zu. »Und jetzt raus. Oder Sie fangen sich eine Anzeige ein.«
    So wie Isolde hinschaute, offenbarte sie, dass sie die konvexe Männlichkeit mehr interessierte als das schleimige Spiel praktizierter Liebe. Es gibt Frauen, die nehmen den Schwengel in Kauf, weil sie einen Mann bewundern wollen. Genauso hatte Isolde vermutlich Richard ins Gedankenspiel eingebaut, hatte sich dann aber von mir auf verwirrende Weise darüber belehren lassen müssen, dass ihr eigener Körper ganz anderer Lüste Quelle war. Nun schämte sie sich. Während Richard mit leerer Miene seine juristische Ohmacht in rechtsstaatliche Grundsätze umdeutete, legte ich den Arm um Isolde und sagte: »Es war schön mit uns heute Nachmittag.«
    Sie wurde rot und schüttelte mich ab. Aber zu spät: Kurt sah aus, als hätte ihm sein Stammtisch johlend eröffnet, dass er sich die ganze Zeit von einer verkleideten Schwuchtel im Bett hätte hinters Licht führen lassen. Aber auch Richard wandte sich abrupt ab. Ich überließ Isolde und Kurt ihrem fälligen Beziehungskrach und eilte meiner eigenen Beziehung hinterher. Er saß schon im Auto, als ich hineinflackte, und legte eben das Handy in die Halterung zurück.
    »Musste das sein? Musste das wirklich sein, Lisa?«
    »Vieles muss nicht sein und passiert doch. Zum Beispiel wird Kurt abhauen, ehe die Polizei mit dem Haftbefehl eintrifft.«
    »Das kann ich nicht ändern. Ich bin nichts weiter als ein Staatsbürger, der einen Verbrecher nur dann festhal ten darf, wenn er ihn in flagranti erwischt.«
    »Wie sicher bist du dir, dass Kurt ein Verbrecher ist? Wie sicher? Die Steuerhinterziehung kannst du ihm doch gar nicht nachweisen.«
    Er lockerte die Krawatte.
    »Sag mir, was los ist«, bat ich. Doch da sprang bereits die Treppenhausbeleuchtung an. Ich flutschte aus dem Auto.
    »Nein! Nicht, Lisa!«
    Schon trat Kurt Holzer zur Haustür heraus, einen Autoschlüssel in der Hand und eine Reisetasche geschultert. Ich trat ihm in den Weg. Sein Schritt stockte. »Was soll denn das werden?« Er versuchte, erst links, dann rechts vorbeizukommen. Sein Fauststoß fiel reichlich ruppig aus. Ich packte den Ärmel mit der linken Hand, da ich rechts nicht zufassen konnte, und riss ihn über meine ausgestellte Wade nach vorn.
    »He!«, schrie Richard.
    Die Reisetasche beutelte Kurt um die Ohren, das schnittige Brillengestell flog. Ehe er die Orientierung wiederhatte, kniete ich auf ihm und drehte ihm den Arm auf den Rücken. Er brüllte. Isolde stürzte mit wehendem Bademantel aus dem Haus.
    »Lass sofort los!«, fuhr mich Richard an. »Das kannst du nicht machen.« Er musste so reden, das erforderte unsere Arbeitsteilung. Aber offenbar hatte ich da was falsch verstanden. Für einen, der Handgemenge ängstlich mied, hatte Richard einen fiesen Sinn für Schwachstellen. Er drehte mir die verletzte Hand auf den Rücken. Er besaß erhebliche Kräfte, die nur den überraschten, der nicht wusste, dass er seit Jahrzehnten in Sportstudios trainierte. Er ließ mich auch nicht los, als ich von Kurt abließ.
    Kurt rappelte sich hoch und nahm die Gelegenheit wahr, mir im Zorn der Gedemütigten aus der Hüfte her aus die Faust in die Magengrube zu rammen. »So!« Er hobenen Hauptes wandte er sich ab und bückte sich nach Reisetasche und Brille.
    Richard, der in den überraschendsten Momenten hinter

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