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Harte Schule

Harte Schule

Titel: Harte Schule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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mit ihm reden. Um Umsatzsteuerbetrug geht es doch nur am Rande. Du ermittelst gegen deine Kollegen von der Sitte.«
    »Ich darf dich darauf hinweisen, dass das lediglich Spekulationen sind.«
    »Ach was. Beckstein weiß es. Sie hat versucht, dir aus unserer Verbindung einen Strick zu drehen. Ständig redet sie von Spionage, wenn sie mich sieht. Bollach hat mir überdeutlich gedroht. Und dann drücken mir zwei Killer eine Pistole in die Hand, damit ich auf dich schieße. Wie lange willst du noch warten, bevor du die ganze Scheiße auffliegen lässt? Oder hat inzwischen der Justizminister interveniert?«
    »Die Justiz ist unabhängig.«
    »Aber verflucht langsam. Inzwischen ficken die Knastbrüder Marko in den Arsch, und wenn er in Stutt gart ankommt, erleidet er im Polizeigewahrsam den Suizid-Tod.«
    Brontë verschluckte sich auf der linken Spur am Neckartor und verstummte. Richard wurde kurz mal hektisch. Hinter uns hupten starke Limousinen, vor uns sprang höhnisch die Ampel wieder auf Rot, als Brontë anhustete.
    »Komm mir nicht so«, warnte Richard. »Ich kann nicht wie der Zorn Gottes in die Abteilungen fahren und alle Ermittlungen an mich reißen, nur weil du eine Auseinandersetzung mit der EKHK Beckstein provoziert hast. Außerdem dürfte Marquardts Tod in keinerlei Zusammenhang mit … mit …«
    »Ja, womit denn nun? Sag es endlich mal!«
    »Hör auf, Lisa. Eines ist klar: Auftragskiller schießen. Wenn sie eine Stichwaffe benutzen, dann ein Messer, nicht etwas so Originelles wie das, woran Marquardt starb. Jede ungewöhnliche Waffe erleichtert die Rückverfolgung und Identifizierung.«
    »Verdammt!«, fiel es mir urplötzlich ein. »Ich kenne die Tatwaffe. Ich habe sie in der Hand gehabt. Eine Art Korkenzieher. Er liegt bei Bollach im Büro.«
    »Wie bitte?«
    Richard würgte Brontë zum zweiten Mal ab. Hinter uns hupte es leidenschaftlich. Richard hatte alle Hände voll zu tun, Brontë wieder in Schuss zu bringen und auf die Cannstatter Straße zu zwingen. Mit beeindruckender Unbelehrbarkeit blieb er auf der linken Spur. Die Rechtsüberholer zeigten Vögel.
    »Woher weißt du …«, er räusperte sich, »woher weißt du, dass es sich um die Mordwaffe handelt?«
    Ich hatte Richard selten so erregt gesehen.
    »Ich kann mir nicht erklären«, sagte ich temperiert, »was ein Korkenzieher sonst in der Falte eines Sitzmöbels verloren hätte. Übrigens, willst du warten, bis es wieder rot wird?«
    Richard latschte aufs Gas. Wir brausten in den Schwanentunnel ein. Allgemeiner hektischer Spurenwechsel. Brontës Dach flatterte und knatterte, und hinterm Steuer atmete Richard heftig. Es war der Moment, da ihm Bron të gefügig wurde und anfing zu schnurren. »Könnte es nicht auch sein«, sagte er, »dass der Korkenzieher einfach nur in die Falte gerollt ist?«
    »Er steckt jedenfalls tief drinnen.«
    »Bollach könnte sich rausreden, jemand habe ihm das Ding untergeschoben. Als Beweis reicht das nicht hin. Aber wenn das wahr wäre … Übrigens, ich nehme an, es handelt sich um einen dieser Korkenstecher, die mit Luftdruck arbeiten. Das würde auch die explosionsartigen Zerstörungen an Marquardts Herzspitze erklären. Von welcher Marke ist das Ding?«
    »Keine Ahnung.«
    Richard verfiel ins Grübeln. Als wir in Münster am Besen ausstiegen, war ihm von seinen Gefühlswallungen nichts mehr anzumerken. Unbefangen wie kaum ein Erwachsener erklomm er die drei Stufen zum Rendezvous mit einem halben Dutzend Kinder.
    Der Wirt duckte sich hinter der Theke, als er mich sah.
    »Sie schulden mir noch fünfzig Euro«, raunte ich ihm zu. »Oder eine Information.«
    Die Kinder, die selber viel Hirnschmalz an die jeweils angesagte Aufmachung verwendeten, wussten es durchaus zu schätzen, dass ein Staatsanwalt in maßgeschneidertem braunem Dreiteiler mit Binder und goldenen Manschettenknöpfen an ihrem Tisch Platz nahm. Steffis Aquamarinaugen glitzerten verschärft. Birte drehte offenen Vampirmündchens an den Fingerringen. Fickfehler rollte eine Zigarette und stierte Richard beim Anlecken unverfroren ins Gesicht. Sein Haarkamm war steif und blau. Der Oiskin Zampano fummelte versonnen an den Ohrringen. Jöran Fischer vergewisserte sich, dass seine Hose weit genug unten saß, und äugte seitlich. Nur Persephone, alias Petra Fuhr, ganz in Schwarz, aber ohne schwarzen Lippenstift, setzte eine überlegene Miene auf. Sie hatte selber so ein Arschloch im Anzug daheim.
    Richard fand sofort den richtigen Ton, denn er dachte gar nicht

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