Harte Schule
daran, seinen Ton zu ändern. »Wie ich höre, wollt ihr für euren Freund Marko eine Lanze brechen.«
Die Lanze verursachte eine kurze Ratlosigkeit, dann haspelte Steffi los. »Ja, wir meinen nämlich, dass er den Marquardt nicht umgebracht hat. Das ist ein Justizirrtum.«
Persephone schnaubte verächtlich.
»Noch nicht«, sagte Richard. »Marko befindet sich lediglich in Untersuchungshaft. Zwar erfordert das einen dringenden Tatverdacht, doch dürfte bei Marko auch Fluchtgefahr eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Außerdem muss der Richter bei der Verhandlung der Einschätzung der Staatsanwaltschaft nicht unbedingt folgen. Vielleicht reichen die Beweise nicht.«
»Welche Beweise haben Sie denn überhaupt?«, griff Fickfehler an. »Wenn Sie was gegen ihn in der Hand hätten, würden Sie sich doch nicht an uns ranmachen.«
»Ein Staatsanwalt«, klärte Persephone auf, »muss immer auch zu Gunsten des Angeklagten ermitteln.«
»Sehr richtig, Petra«, sagte Richard.
Das Mädchen lächelte stachelig. »Aber Sie ermitteln in diesem Fall doch gar nicht. Das macht die Meisner.«
»Auch richtig. Ich ermittle in einem anderen Fall, der mit diesem am Rande zu tun hat.«
Persephone erwiderte seinen Blick mit einem fast kollegialen Lächeln. »Was ist das für ein Fall?«
Mich haute es fast vom Stuhl, als Richard freundlich antwortete: »Es geht um illegalen Handel mit Pornographie. Es steht zu vermuten, dass euer Lehrer Marquardt sich einschlägiges Material übers Internet besorgt hat. Außerdem verkehrte er in einem entsprechenden Videoladen, der inzwischen geschlossen wurde.«
»Prost Wichszeit«, sagte Fickfehler.
Persephone wurde kantig. Ich fand, Richard ging zu weit. Sollte das Mädchen denn ihren Vater anschwärzen? Durfte man den zwiespältigen Ekel einer Vierzehnjährigen vor dem eigenen Vater so missbrauchen?
»Marquardt hat aber wohl nicht selbst mit Pornos gehandelt«, fuhr Richard fort. »Er hat sogar Anzeige erstattet.«
»Die haben ihn kaltgemacht«, platzte Steffi raus. »Logisch. Der Otter ist doch auch so ein Kinderficker. Aber uns glaubt ja keiner. Und jetzt soll es Marko gewesen sein. Wenn er sagt, wer es wirklich war, dann hängen die ihn in der Zelle auf und sagen einfach, es war Selbstmord.«
»So einfach ist das nicht.«
»Aber er hat Marquardts Mörder doch gesehen. Natürlich hat er mir nicht gesagt, wer es war, damit ich nicht in Gefahr gerate.«
»Das hast du gerade aus dem Stegreif erfunden«, bemerkte Richard.
»Aber es wäre doch möglich!«
»Stopp mal«, sagte ich. »Marko hat bei seiner Verhaftung etwas von einem Wagen gesagt, der zur Tatzeit vor der Schule stand.«
»Der BMW!«, fiel es Zampano plötzlich ein. »Da stand ein BMW, als die Ethik-AG zu Ende war, grau oder blau. Ich weiß noch, es saß nämlich einer drin, und ich dachte, auf wen wartet der da?«
»Der BMW war grün«, gab Birte zum Besten.
»Selber grün!«, schimpfte Steffi. »Wo gibt’s denn so was, ein grüner BMW? Musst du dich immer so in den Mittelpunkt drängeln?«
»Er war aber grün. Ich schwör«, nörgelte Birte mit einem hoffnungsvollen Augenaufschlag zu Richard.
»Wahrscheinlich«, sagte Fickfehler mit seiner brüchigen Stimme, »saß da dein Zuhälter drin. Du kannst es doch gar nicht abwarten, bis er dich endlich entführt und zur Prostitution zwingt.«
»Gar nicht wahr!«
Fickfehler lachte böse.
»Birte«, sagte ich, »sag die Wahrheit. Kanntest du den Wagen und seinen Insassen?«
Sie schüttelte den Strubbelschnitt.
Fickfehler hingegen bekam sein Totengräbergelächter nicht mehr in den Griff. Er lachte sich fast vom Stuhl, bis Persephone ihn an den Schultern schüttelte.
»Na porno!«, japste er. »Was seid ihr denn so geil drauf, den Mann im roten BMW zu fangen? Einen Orden sollte der kriegen, dass er den Marquardt abgestochen hat. Ein Mann sollte in seinem Leben einen Baum pflanzen, ein Kind zeugen und einen Mann töten.«
»Dann fang am besten mit dem Baum an«, sagte Richard.
»Er hat mich angefummelt«, sagte Birte, »ich meine Marquardt.«
»Das hatten wir schon«, sagte ich.
»Ja, aber er hat mir an den Busen gefasst. Ich schwör.«
Fickfehler fing wieder an zu glucksen.
»Sonst noch jemand«, fragte Richard in die Runde, »dem Marquardt zu nahe getreten ist?« Er ließ die Augen auf Jöran ruhen, der den Blick erwiderte und dann in ein intimes Lächeln senkte. Mir wurde es langsam zu viel des Spiels.
»Ich
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