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Hartland

Hartland

Titel: Hartland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Buescher
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Sieg am Little Bighorn eine solche Vision gehabt, hatte er nicht viele weiße Soldaten vom Himmel stürzen sehen? So war es gekommen.
    Black Elk war hin- und hergerissen. In manchen endzeitlichenBildern der Geistertanz-Propheten erkannte er seine eigene Vision wieder. Schließlich gab er sein Zögern auf, nun tanzte er mit, freudig begrüßt – ein großer heiliger Mann schließt sich an, die Bewegung wuchs. Der Regierung bereitete das Sorge, sie fürchtete einen neuen Indianeraufstand; sie ging daran, den Geistertanz zu verbieten und eine Gruppe von Sioux, die ins Reservat kam, zu entwaffnen. Black Elk verfolgte es voll innerer Unruhe. Jetzt rückte die Kavallerie an. Soldaten waren in Pine Ridge. Jetzt fielen die ersten Schüsse.
    Black Elk handelte. Er zog sein Geistertanz-Hemd an, etliche hatte er gemacht, mit heiligen Zeichen bemalt und verschenkt. Dieses eine Hemd behielt er sich selbst vor. «Auf dem Rücken hatte es einen Adler mit ausgestreckten Flügeln und auf der rechten Schulter den Morgenstern. Über der Brust den flammenden Regenbogen, von der linken Schulter zur rechten Hüfte, und noch einen Regenbogen um den Hals, wie ein Halsband, mit einem Stern darunter. An jeder Schulter, jedem Ellbogen und jedem Handgelenk steckte eine Adlerfeder, und über das ganze Hemd liefen rote Blitze. Ich malte mein Gesicht rot, und in mein Haar steckte ich eine Adlerfeder für Ihn dort oben. Ich brauchte nicht lange dafür, denn immer noch hörte ich das Schießen dort drüben.»
    Er sei losgeritten, fuhr Black Elk fort, allein und unbewaffnet, nur den heiligen Bogen seiner Großen Vision in der Hand. Bald habe er einen Hügelkamm erreicht, vor ihm spielten sich furchtbare Szenen ab. Vom Hügel gegenüber feuerten vier Kavalleriekanonen aufseine Leute, meist Frauen und Kinder. Sie flohen in eine Schlucht und versuchten, ihr nacktes Leben zu retten, Schreie erfüllten die Luft. Kavallerie ritt an der Schlucht entlang und schoß hinein, auf die Frauen und Kinder, die dort hinter verkrüppelten Kiefern Schutz suchten. Einige hatten sich unter eine Lehmbank gekauert. Soldaten zielten auf sie. Inzwischen war eine Gruppe junger Sioux zu Black Elk gestoßen. «Ich sagte zu den anderen: ‹Faßt Mut! Das sind unsere Verwandten. Wir wollen versuchen, sie herauszuholen.› Dann sangen wir alle ein Lied, es ging so:
    Ein Volk des Donners bin ich, sage ich.
    Ein Volk des Donners bin ich, sage ich.
    Wir werden leben.
    Wir werden leben.
    Wir werden leben.
    Wir werden leben.»
    Nun, berichtete Black Elk, hätten sie angegriffen. Die Soldaten hätten auf die heranstürmenden Sioux gefeuert, sich aber zurückgezogen – die Angehörigen seien gerettet worden. «Ich hatte keine Waffe, und als wir angriffen, hielt ich nur den heiligen Bogen in der ausgestreckten Rechten vor mich. Die Kugeln trafen keinen von uns.» Die Soldaten seien zu ihrer Truppe gerannt, die Kavalleristen von ihren Pferden gesprungen, um sich Positionen am Boden zu suchen. «Ich befahl meinen Leuten zurückzubleiben und griff sie an, den heiligen Bogen in der Rechten, ritt ich auf sie los. Alle feuerten auf mich, ich hörte die Kugeln um mich her, aber ich trieb mein Pferd nahe an sie heran. Dann machte ich kehrt. Auch von der Schlucht her feuerten Soldatenauf mich, aber ich kehrte zu meinen Leuten zurück, völlig unverletzt.»
    Die wilde Schießerei war weithin zu hören. Reiter erreichten das Lager der Sioux und berichteten, was drüben in Wounded Knee geschah. Nun sammelten sich viele Krieger und griffen die Soldaten an. Als Black Elk und seine Leute in die Schlucht hinabritten, sahen sie das Entsetzliche von nahem. «Tote und verwundete Frauen, Kinder und Kleinkinder, überall verstreut, wo sie versucht hatten zu entkommen. Die Soldaten hatten sie in die Schlucht verfolgt, als sie fortrannten, und sie dort umgebracht. Manchmal lagen sie in Haufen, wenn sich mehrere zusammengekauert hatten, andere lagen einzeln, von den Kanonen getroffen und in Stücke gerissen.» Und da waren zwei Jungen, sie hatten Gewehre und hatten Soldaten getötet. «Wir sahen die Soldaten, die sie getötet hatten. Die Jungen waren ganz allein und unverletzt. Es waren sehr tapfere Jungen.»
    Später wurden die Ereignisse von Wounded Knee untersucht, Zeugen wurden gehört, Berichte verfaßt. Ein Mißverständnis soll es gewesen sein – die Soldaten seien darangegangen, die Sioux zu entwaffnen, ein alter Mann habe sein Gewehr nicht hergeben wollen, Indianer hätten den Soldaten zugerufen,

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