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Hartland

Hartland

Titel: Hartland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Buescher
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Eliteeinheit war mit einem so protzigen Namen – die beiden sahen nicht aus wie Elitesoldaten, dafür war er zu alt und sie zu dick –, fragte ich sie, ob sie der Armee angehörten oder der Nationalgarde.
    «Law Enforcement», sagte der Mann.
    «Ach so, Polizei?»
    Er schüttelte den Kopf und erklärte es mir. Nicht einmal Polizei waren sie, nur eine Privatfirma, die Strafgefangene von hier nach dort transportierte, von Gefängnis zu Gefängnis, das war alles. Aber der ganze Auftritt, der gefährlich schwarze Truck vor dem Army-Motel, darauf das fronttaugliche oder doch actionfilmtaugliche Wappen «Einsatzkräfte Spezialoperationen», das machte was her, das sah nach was aus.
    Ich grüßte die beiden, verließ die angenehme Kühle des Motels und trat hinaus in den leuchtenden Morgen. Drei Tagesmärsche weiter südlich lag ein mythenumwobener Ort – El Dorado. Dort wollte ich hin. Nur eine kleine Stadt in Kansas war El Dorado, aber ihr Nameerinnerte an ein Abenteuer von großer Kühnheit und Gier, das in einem ebenso großen Desaster endete. Irgendwo hier im heutigen Kansas war das sagenhafte Goldland vermutet worden, dessen Entdeckung, Eroberung und Ausraubung jede Gefahr, jedes Opfer rechtfertigen würde – fast ein halbes Jahrtausend war das her. Bis in diese Gegend, durch die ich jetzt lief, waren die ersten Weißen ins innere Nordamerika vorgedrungen, auf der Suche nach dem dritten Goldland – das dritte nach den wenige Jahre zuvor von Cortés und Pizarro eroberten, unfaßbar reichen Goldländern Mexiko und Peru! Die Aussicht darauf erregte Neuspanien, vom Vizekönig bis hinab zum gemeinen Söldner. Noch einmal in Gold waten, noch einmal ein großer Goldzug, soviel Pferde und Maultiere nur schleppen konnten – eine dritte Conquista!
    Geblendet einzig und allein von den Erzählungen eines Franziskanermönchs, eines Franzosen aus Nizza, der sich in den unerforschten Norden vorgewagt hatte, zu den Pueblos der Zuñi-Indianer im heutigen Neumexiko, und der, heimgekehrt nach Mexiko-Stadt, von sieben goldenen Städten im Norden berichtete, ließ der spanische Vizekönig ein Expeditionsheer ausrüsten, das gewaltigste, das Spanien je in der Neuen Welt ausgesandt hatte. Die Trupps der berühmten Konquistadoren, die ganz Mexiko, ganz Peru mit ein paar Dutzend Reitern erobert hatten, waren dagegen armselige Haufen gewesen.
    Im Februar 1540 setzten sich tausend Soldaten mit eintausendfünfhundert Pferden und Maultieren in Marsch, dazu Rinder und Schafe für die Versorgung derTruppe. Zugleich stachen zwei Schiffe in See, sie sollten versuchen, von der Baja California her den Colorado hinaufzufahren, um irgendwo im heutigen Arizona oder Colorado die Landstreitmacht zu treffen. An deren Spitze ritt Don Francisco Vázquez de Coronado, unsterblichen Ruhm erhoffend und vor allem Gold.
    Imperiale, religiöse und finanzielle Erwartungen ruhten auf Don Francisco und seinem Zug. Der König in Spanien spekulierte auf neue Kolonien im unerforschten Norden Amerikas, auf prall gefüllte Frachtschiffe, wie jene, die das Gold der Inkas und der Azteken nach Europa geschafft hatten. Sein Vizekönig in Mexiko-Stadt hatte alles auf diesen Goldzug gesetzt und sein Privatvermögen hineingesteckt, und seinem Beispiel folgten Offiziere und Soldaten und investierten, was sie besaßen, in die Expedition. Auch Coronados Ehefrau, eine Tochter aus reichem Hause, gab ihr Vermögen für den Zug ihres Mannes nach El Dorado. Keiner dieser Männer wußte, was ihn dort draußen erwartete. Alles oder nichts. Gold oder Ruin. Ruhm oder Tod.
    Bevor ich nach El Dorado aufbrach, schenkte ich der Managerin des Army-Motels, einer blassen, überarbeiteten Frau, meinen dickgefütterten Armeeparka. Sie hatte ihn gesehen, als ich gekommen war, und gesagt, ihr Sohn wünsche sich genau so einen. Meine anderen Wintersachen waren längst fort, verschenkt oder in Motels zurückgelassen auch sie. Nun endlich gab ich das Hauptstück her, viel zu schwer, viel zu schwarz, schon zu dieser frühen Stunde war der Tag in Hitze getaucht. Ab jetzt ging ich im Hemd. In einem Country Store am Weg hatte ich zwei neue nach der Art des Landes gekauft,ein leuchtend blaues und ein khakifarbenes Cowboyhemd, tailliert, mit geschwungenen Rückennähten und Perlmuttdruckknöpfen. Ich trug sie abwechselnd und registrierte von nun an verwunderte, manchmal anerkennende Blicke.
    Zu meiner Enttäuschung besaß die Straße nach El Dorado keine Ränder. Wieder kreiste ein Raubvogel über mir,

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