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Hartland

Hartland

Titel: Hartland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Buescher
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Geklingel goldener Glöckchen im Wind. Glaubte ihm Don Francisco? Wer weiß es, vielleicht ahnte er, daß die dritte Conquista ein eitler Traum bleiben würde, aber er war nun einmal hier und führte ein Heer, das Gold suchte und keines gefunden hatte, seine Leute murrten, er war ihr General, er konnte nicht einfach umkehren und mit leeren Händen vor dem Vizekönig erscheinen, vor seiner Frau, die ihr Erbe auf seinen Goldzug gesetzt hatte. Nein, Umkehr kam nicht in Frage. Er mußte seinem Heer ein neues Ziel zeigen. Er ließ aufsitzen. Am 23.   April 1541 führte Don Francisco Vázquez de Coronado seine Streitmacht in die Great Plains.
    «Nach neun Tagen Marsch», schrieb er später an Ihre Heilige Katholische Majestät, den König von Spanien, «erreichte ich Ebenen, so gewaltig, daß ich ihre Grenze nicht fand, wohin ich auch vorstieß.» Büffel habe er dort in solchen Mengen angetroffen, daß man sie unmöglich habe zählen können. Nicht einen Tag habe es gegeben ohne den Anblick der Herden. «Und nach siebzehn Tagen Marsch kam ich zu einer Siedlung von Indianern, die man Querechos nennt und die diesen Büffeln hinterherziehen. Sie pflanzen nicht, sie essen das rohe Fleisch und trinken das Blut der Büffel, die sie töten, und sie trocknen die Häute dieser Büffel, darin kleiden sich alle Menschen dieses Landes hier.»
    Coronado beschreibt das harte nomadische Leben der Plains-Indianer, das Umherziehen mit Lasthunden und Zelten aus Büffelhaut, und sein eigenes Vordringen in Gegenden, die noch kein Weißer sah. «Ich reiste fünf Tage weiter, als meine einheimischen Führermich geleiten wollten, bis ich jene Ebenen erreichte, die gar keine Landmarken mehr aufweisen.» Hier tritt ihm das ozeanische Bild vor Augen. «Als habe uns das Meer ganz verschlungen», so endlos, so hoffnungslos gleich erstrecke sich das Grasland in alle Himmelsrichtungen. «Es gab dort nicht einen Stein, nicht die kleinste Anhöhe, keinen Baum, keinen Busch, nichts, woran man sich hätte halten können.» Und dann fällt der Satz, dessen wahre Tragweite dem Schreiber nicht aufzugehen scheint: «Dort gibt es sehr gutes Weideland, gutes Gras.»
    Und Verzweiflung. Seine Maisvorräte, sein mitgetriebenes Vieh hatte das Heer längst aufgezehrt. Wie die Plains-Indianer lebten die Männer nun von dem, was es hier gab – Büffelfleisch. Durst quälte sie. Selten fanden sie Wasser in der Prärie, und wenn doch, war es oft eine schlammige, kaum genießbare Brühe. Sie verloren Pferde bei der Büffeljagd, mit den schnaufenden Kolossen, unter deren Hufen die Prärie erbebte, war nicht zu spaßen. Ihre durchgegangenen Pferde – sie waren das Geschenk, das die Spanier, denen die Prärie nichts schenkte, den Indianern hinterließen, der Grundstock jener Mustangherden, die bald das bei Ankunft der Weißen pferdelose Amerika durchstreifen würden. Die Spanier brachten, ohne es zu wollen, den Indianern, die Tausende Jahre zu Fuß gegangen waren, das Reiten bei.
    «Und als wir uns in diesen Ebenen verloren», fährt Coronado in seinem Bericht an den König fort, «trafen einige unserer Reiter während der Büffeljagd auf Indianer, die ebenfalls jagten, es waren aber Feinde jenerIndianer, deren Siedlung ich zuletzt besucht hatte.» Von ihnen erfuhr er endlich die Wahrheit über das Goldland Quivira, das er immer noch nicht erreicht hatte – die Wahrheit über die sieben goldenen Städte am Rio Grande kannte er schon; es war die gleiche: kein Gold in Quivira, sowenig wie am Rio Grande. In der offenen Prärie hielt Coronado eine Versammlung seiner Hauptleute ab. Er entschied, den größten Teil der Armee zum Rio Grande zurückzuschicken und dort den Winter über Quartier nehmen zu lassen. Er selbst drang mit dreißig Reitern und sechs Mann zu Fuß weiter in nordöstlicher Richtung vor.
    Am 29.   Juli 1541, im Hochsommer, entdeckte er das sagenhafte Quivira – eine Siedlung aus Lehmhütten an einem großen Fluß, ärmlicher als die Pueblos am Rio Grande, bewohnt von maisanbauenden, den Büffel jagenden und handeltreibenden Plains-Indianern. Vier Wochen blieb er dort, dann zog auch er durch die Prärie zum Rio Grande zurück und schrieb einen Bericht an den König, der ihn selbst richtete und den Traum, dem er nachgejagt war, begrub. Er verteidigte sich mit dem Argument, er habe mit eigenen Augen sehen wollen, was wahr sei und was Lüge, und nichts unversucht lassen wollen, jene unbekannten Länder für die spanische Krone zu erobern. Sollte er

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