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Hartland

Hartland

Titel: Hartland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Buescher
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Restaurant» herum, nur um nicht wieder hinaus in die Hitze zu müssen, dann hatte Rob Mitleid und sagte: «Warum nicht einen kleinen Ausflug unternehmen?» Er holte seinen alten offenen Sportwagen aus der Garage, und wir fuhren los. Wir fanden leicht ins Gespräch, Rob war im selben harten Winter in Berlin gewesen, in dem ich dort hingezogen war.
    «Wie gefällt dir Texas?», fragte er.
    «Man hat mich gewarnt.»
    «Aha. Hattest du Vorurteile?»
    «Na ja, es hieß, Texas ist Bush-Land. Ich dachte, na gut, ich bin zwar kein Bush-Mann, aber es wird schon gutgehen.»
    «Ich hatte riesige Probleme in Kalifornien. Alle dort hassen Bush. Wenn ich gesagt hab, ich bin aus Texas, ging es gleich los. Ich sagte, langsam, Leute, ich habe Bush nie gewählt, trotzdem bin ich in manchen Dingen konservativ.»
    «Wie meinst du das?»
    «Die Leute denken, Geld ist die Lösung. Wer keins hat, denkt das. Ich glaube das nicht. Es gibt ein paar Dinge, die wichtiger sind. Meine Kinder zum Beispiel. Sie sind ein Segen.»
    Dann ließen wir das Reden sein und die Sonne scheinen und fuhren nach Süden, nach La Grange.
    Alles ist weg
    Mit La Grange war es sonderbar, ich blieb hängen und wußte nicht, warum. Einen Tag blieb ich und noch einen, und es lag nicht daran, daß La Grange ein hübsches texanisches Städtchen war. Es lag – ja, an was? Das Wetter schlug um, bedrohlich schwarze Wolken zogen auf, aber auch sie waren nicht der Grund, daß ich zum Manager ging, wieder ein Mann aus Gujarat, um meinen Aufenthalt noch einmal zu verlängern. «The Oaks» hieß das Motel – ganz zu Recht, denn die Eichen von La Grange waren nicht irgendwelche menschengepflanzten Bäume, sie waren die eigentlichen Bewohner der Stadt.
    Jahrhunderte bevor es La Grange gab, hatten sie hier gestanden. So souverän waren sie geworden, so ausladend ihre Kronen, so mächtig ihre Stämme, daß eine moderne amerikanische Kleinfamilie daran gescheitert wäre, eine dieser uralten Lebenseichen oder Sumpfeichen mit vereinten Armlängen zu umfangen. Und keineswegs standen sie als brave Alleen den Menschen Spalier. Sie standen, wo es ihnen beliebte, auch auf den Straßen der kleinen Stadt. Nicht sie paßten sich der Stadt an – die Stadt mit ihren Häusern, Straßen und Gärten paßte sich den Eichen an. Alle machten einen Bogen um die uralten Bäume. Was kümmerten sie die Wege der Menschen, sie waren lange vor ihnen hier gewesen.
    Vor dem Friseurladen saß ein Mann, er hatte nur Augen für legendäre Autos. «Studebaker, 1952/​53», murmelte er, als ein giftgrünes Exemplar vorbeifuhr, und etwas später: «Chevy, 1950.» Ich murmelte meinerseits etwas Belangloses und schaute den Träumen aus Amerikas besten Jahren nach. Warum blieb ich? Mein Streunen durch die Stadt, mein Herumsitzen am Marktplatz, der unerklärliche Magnetismus von La Grange, die Eichen, das aufziehende Unwetter, das alles bedrückte mich oder vielleicht etwas anderes, ich wußte es nicht.
    Unerwartet sprach mich der Mann an, der die Autos beobachtete. «Sie machen mir eine Freude», sagte er, «weil Sie mit mir reden.» Wir hatten kein Wort gewechselt. Er warte auf seine Frau, sie werde gleich vom Einkaufen kommen. «Begleiten Sie uns doch. Wir fahren Sie ein bißchen herum und zeigen Ihnen Texas.» Verblüfft von soviel Freundlichkeit, sagte ich ja. So verging der Tag. Die beiden waren ganz reizend. Sie fuhren mich herum und zeigten mir mancherlei, zum Abschied schenkte er mir eine fein gearbeitete indianische Pfeilspitze aus dunklem Stein.
    Ich hatte etliche solcher «arrowheads» gesehen, viele Amerikaner gruben sie aus und verwahrten Schuhkartons voll in ihren Garagen, die Erde der Plains mußte gedüngt sein mit Pfeilspitzen. Aber diese war besonders. Sie hatte nicht nur zuverlässig töten sollen, den Bison oder den Feind – sie hatte schön sein sollen dabei. Schwer zu sagen, wie alt sie war. Vielleicht aus Siedlertagen, vielleicht aus der Steinzeit.
     
    An einem grauen Morgen riß ich mich von La Grange los. Die Luft war so feucht, daß bald nichts an mir mehr trocken war, und so blieb es, mit jedem Tag wurde es heißer, dunstiger. So dicht hing der Dunst über Weiden und Wäldern, daß die Geier jetzt wenige Meter über mir kreisten, weit unter ihrer gewohnten Flughöhe, um freie Sicht auf die Straße zu haben, auf frisches Aas. Der letzte Ort lag Stunden hinter mir, der nächste viele Stunden voraus, bald würde das Unwetter über mir losbrechen, irgendeinen Schutz gab es nicht, aber

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