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Hartland

Hartland

Titel: Hartland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Buescher
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älteren Texanern gesehen hatte. Ich fragte den Verkäufer, wer der Mann sei, die Antwort war: «Das ist Beto.» Er schien ein ausgezeichnetes Gehör zu haben, er drehte sich um, als sein Name fiel. Eine kurze Unterhaltung folgte, an ihrem Ende lud er mich für den nächsten Morgen auf die King Ranch ein.
    Der neue Tag war so heiß wie der vorige und wie die, die folgen würden. Beto begrüßte mich am Ranchtor. Wenn ich erwartet hatte, ein lebhaftes Treiben mit Cowboys und Herden vorzufinden oder doch wenigstens etwas von dem zu sehen, was ich mir unter einer Ranch vorstellte, wurde ich enttäuscht. Beto zeigte mir einen der Plätze, an denen das Vieh durch enge Gatter geschleust wurde, um das Brandzeichen zu setzen, ich sah Rinder im Schatten von Mesquitebäumen sich drängen, dicht an dicht, und auch das alte Herrenhaus der Dynastie mit seinen siebzehn Schlafzimmern und zweiundzwanzig Kaminen, in dem niemand mehr lebte. Es werde nur noch für Familienfeste genutzt, erklärte mir Beto. Von den legendären Cowboys der King Ranch jedoch sah ich nur einen – ihn. Beto. Einige Stunden lang waren wir unterwegs, und langsam gewann ich eine Vorstellung davon, wie groß die Ranch wirklich war. Viel zu groß, um sie an einem einzigen Tag auch nur annähernd zu erfassen oder gar zu überschauen, was dort geschah.
    Beto erzählte von einer untergegangenen Welt, aber sie lag noch zum Greifen nahe, der Untergang war nichtlange her. «Um fünf Uhr früh standen wir auf, auch wir kleinen Kinder. Stall ausmisten, Vieh füttern, Frühstück, dann zur Schule, danach das gleiche wieder. Die Cowboys draußen in ihren Unterkünften hatten ihre eigenen Köche. Ein Mann brachte ihnen frühmorgens die gesattelten Pferde, die Cowboys sattelten sie nicht selbst. Ihre Arbeit währte den ganzen langen Tag, von Sonnenaufgang bis zum Abend. Kälber von der Herde fortnehmen. Pferde zureiten. Zäune reparieren. Tausende Stück Vieh zur Bahnstation treiben. Brandzeichen setzen. Achthundert Kälber schafften sie mit dem Brandeisen pro Tag, zweimal, dreimal täglich wechselten sie die Pferde. Jeder Cowboy hatte seine eigene Art, die Arbeit zu tun, keiner redete ihm hinein. Sie folgten ihren Vätern, die auch Cowboys gewesen waren, sie machten es so, wie die es gemacht hatten. Wann welche Arbeit an der Reihe war, welcher Handgriff, wie die Herde zu führen war, wie Wind und Wetter zu lesen und vorherzusehen waren, das alles tat jeder auf seine Weise.»
    Beto hatte eine ganz besondere Aufgabe gehabt, er war der «Showman» der King Ranch gewesen. Sie belieferte nicht nur die Schlachthäuser mit Tausenden von Rindern, sondern auch andere Rancher mit Zuchtvieh und Samen. Der Showman hatte die delikate Aufgabe, bei Auktionen die Prachtexemplare der King Ranch vorzuführen, riesenhafte, schwere Tiere – und so, daß nichts passierte, kein Bulle tobte und ausbrach.
    «Ist jemals etwas passiert?»
    Er schüttelte den Kopf.
    «Und warum waren die Bullen bei Ihnen so handzahm?»
    Der alte Mann lächelte. «Tender loving care. Versuch es nie mit Gewalt, das geht schief, der Bulle ist hundertmal stärker als du. Und ich habe sie nicht nur hier auf der Ranch vorgeführt.» Er holte Fotos hervor. Beto mit dem Bullen «Macho» im Flugzeug, Beto mit ihm auf Hawaii. Und noch ein Foto, ein älteres. Sein Vater mit einem enormen Bullen in einem Aufzug, einem geräumigen Lift, in Chicago. Natürlich, die Kineños, die Erbfolge. Schon Betos Vater war Showman gewesen, er hatte die Aufgabe von ihm übernommen. «Seit 1940 stehe ich auf der Gehaltsliste der King Ranch», sagte er mit ruhigem Stolz. «Siebzig Jahre. Sie finden keinen, der länger draufsteht.» Er bekreuzigte sich. «Gott hat es so gewollt.»
    Beto wußte, daß seine Zeit vorüber war, die Zeit der Kineños – und die Zeit der herrlichen, selbstherrlichen, der von ihren Leuten verehrten, für ihre Leute lebenslang sorgenden Rancher. Rancher, die mit ihnen ritten und zupackten, wo es nötig war, die ein wildes Pferd zähmen konnten, so gut wie ihre Cowboys, die es mit einem wildgewordenen Stier aufnahmen und ihn mit dem Lasso bezwangen – die all das selbst konnten und wagten, was sie von ihren Leuten selbstverständlich erwarteten, Tag für Tag. Ab und zu jedenfalls taten sie es, ritten und schwitzten und arbeiteten mit ihren Cowboys, so daß diese sahen, der Alte kann es noch. Er ist der Herr, el señor, aber er ist auch einer von uns. Er trägt die gleichen Stiefel, den gleichen Hut und erträgt die

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