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Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie

Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie

Titel: Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: beltz Verlag
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zwischen ihr und der 17-jährigen Schülerin her. Gemeinsam arbeiteten sie daran, der jungen Frau einen für sie gangbaren Weg zu ebnen, der sie sowohl bei ihrer ureigenen Identität als auch in ihrer »hiesigen Heimat« ankommen ließ und Cannabis weitgehend entbehrlich machte.
    Das Thema des »Sich-ganz-anders-Fühlens« hat zahlreiche Ausprägungen. »Unter uns« lebende Menschen fühlen sich sehr häufig anders und fremdartig. Nur zu häufig bleiben sie mit ihrem Empfinden allein oder »unter sich«, weil kein anderer ihr Erleben wirklich teilend nachzuempfinden vermag. Bei den unter uns lebenden »schwarzen« oder »farbigen« Mitmenschen sowie bei Zuwanderern aus aller Herren Länder, also Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund, werden die Schwierigkeiten augenscheinlich. Nicht nur, dass sie bereits an ihrer Entwurzelung schwer genug zu tragen haben und selbst in der zweiten oder sogar dritten Generation noch gar nicht innerlich »bei uns« angekommen sind. Sie sehen sich zusätzlich den offenen oder verdeckten Anfeindungen unserer fremdenfeindlichen Mitbürger ausgesetzt. Dem doppelten psychischen Druck halten viele nicht stand. Für sie wird die Zuflucht zu den anfänglich Entlastung gewährenden Wirkungen von Rauschdrogen zur dritten und vielleicht sogar ernsthaftesten Bedrohung.
    Es sind aber nicht nur Menschen anderer Hautfarbe, Herkunft, Religion und Kultur, die sich »anders« fühlen können. Immer wieder treffe ich auf Kinder und Jugendliche, die berichten: »Ich fühle mich irgendwie anders. Aber eigentlich kann ich gar nicht genauer sagen, wie.« Wiederholt hat sich bei den familiären Nachforschungen ergeben, dass es sich um adoptierte Kinder handelte, denen ihre Eltern von ihrer wahren Herkunft noch nichts erzählt hatten, weil sie diese Wahrheit immer wieder vor sich hergeschoben hatten. Darüber wurden sie im Endeffekt so unsicher, dass sie keinen Weg mehr wussten, wie sie ihrem Sohn oder ihrer Tochter die Tatsache der Adoption nach so langen Jahren des Darüberschweigens vermitteln sollten. Feinfühlig, wie Kinder sind, spürten die Söhne oder Töchter allerdings, »dass irgendetwas nicht stimmte« mit ihnen. Über ihre Herkunft und die Adoption war ihnen zwar nichts erzählt worden, aber es war ihnen »ahnungsbewusst«, dass sie anders als andere Kinder waren. Da sie keine für sie nachvollziehbare Erklärung fanden, suchten viele den Fehler bei sich: »Was ist es, was an mir nicht richtig ist? Wieso habe ich immer das Gefühl, etwas stimmt nicht mit mir?« Manchmal war es anfänglich ein Schock, wenn bei Adoptivkindern, die wegen Drogenproblemen in die Beratung gekommen waren, kein Weg daran vorbeiführte, im familientherapeutischen Prozess ihre wahre Herkunft aufzudecken. Für Kinder wie Eltern war die Aufdeckung des »Geheimnisses« zu Anfang ein Drama. In einigen wenigen Fällen konsumierten die Jugendlichen erst einmal verstärkt Rauschmittel. Sie fühlten sich von ihren »Eltern« getäuscht, jahrelang hintergangen. In aller Regel jedoch führte die Aufdeckung des Geheimnisses direkt oder nach einiger Zeit zu einer positiven Veränderung. Da die Kinder oder Jugendlichen endlich die erklärende Antwort auf die Frage gefunden hatten, was an ihnen »so anders« war, konnten sie innere Umwertungen in sich vollziehen. Sie fanden im Nachhinein die Bestätigung dafür, dass sie von jeher richtig gefühlt hatten. Sie durften sich auf ihr Gefühl verlassen, dass »etwas nicht stimmte«. Das »Etwas« lag indes nicht in ihrem persönlichen Wesen begründet. Nicht sie als Kinder waren »falsch«. Falsch war das jahrelange Schweigen der Eltern, selbst wenn jene mit bester Absicht gehandelt hatten, weil sie glaubten, ihre Kinder vor der Wahrheit ihrer Herkunft verschonen zu können.
    Nahezu regelmäßig begegnet mir das Thema des »Andersseins« bei Söhnen und Töchtern von psychotischen oder schizophrenen bzw. von alkohol- oder drogenabhängigen Eltern.
    Ein süchtig abhängiger Elternteil bringt für viele Kinder ein dramatisches Erleben mit sich. Doch das ist noch irgendwie »sichtbar« oder »fassbar«. Die Kinder wissen zumeist, »was Sache ist«, und entwickeln bestimmte Lebensstrategien, die ihnen helfen, mit der familiären Belastung zu überleben.
    Weit weniger greifbar ist das Zusammenleben mit einem psychotischen oder schizophrenen Elternteil. Deren Kinder sehen und spüren, dass die Eltern »anders« sind, dass sie »nicht stimmen«, nicht »normal« sind. Auch sie entwickeln

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