Hass
Captain Paulette.« Doch Julia runzelte die Stirn. »Ich muss noch einmal richtig darüber nachdenken.«
Cheney sagte: »Dieser Anschlag auf Ihr Leben bedeutet, dass sich etwas geändert hat, Julia. Überlegen Sie noch einmal scharf, was jetzt anders ist. Was könnte den Mörder wieder ans Licht gelockt haben?«
Inspector Bigger sagte: »Sie sind doch immer noch die Busenfreundin aller großen Wahrsager in der Gegend um San Francisco, oder, Mrs Ransom?«
»Ich treffe mich manchmal mit ihnen.« Wie mit Wallace, heute Abend zum Essen.
»Man hört, dass Sie alle gerne zusammenstecken, wie ein Club oder so etwas.«
»Wo haben Sie das gehört?«
»Hier und da«, antwortete Bigger.
Captain Paulette sagte: »Ich habe davon nichts gehört, Inspector. Vielleicht ist die richtige Frage, wer von Ihrem Tod profitieren würde?«
»Niemand, Captain Paulette. Ich habe keine lebenden Verwandten. Na gut, vielleicht ein paar entfernte Cousins, aber die kenne ich gar nicht. Ich habe ein Testament. Alles geht an verschiedene medizinische Forschungseinrichtungen.«
»Also gut. Dann erzählen Sie uns jetzt doch bitte, was vorgefallen ist, Mrs Ransom, wenn Sie dazu bereit sind.«
Julia sagte ihnen nicht, wie glücklich sie gewesen war, dass die Paparazzi endlich ihre Posten in der Umgebung aufgegeben hatten, dass sie sich so lebendig gefühlt hatte, dass sie bis zum Fisherman’s Wharf gegangen und dabei zwischendurch manchmal aus purer Freude sogar gerannt war und vor sich hin gepfiffen und alle Leute gegrüßt hatte. »Ich stand ganz am Ende des Pier 39 und schaute auf Alcatraz und sah zu, wie der Nebel von der Golden Gate Bridge heranrollte. Es wurde spät. Die meisten Touristen waren schon weg. Die Lichter gingen an. Ich merkte, dass ich nach Hause musste wegen einer Verabredung zum Abendessen.« Sie atmete tief durch. »Er war groß, schwarz, gut gekleidet, mit intelligenten Augen – Sie wissen schon, als ob er alles sehen und verstehen könnte. Er trug eine Brille mit schmalem Rand, und er war sehr höflich, fragte mich wegen Alcatraz und dann wegen einer Fähre nach Sausalito. Er hatte ein freundliches Lächeln, ich habe zurückgelächelt. Ich habe ihm wegen der Fähre geantwortet und drehte mich um, um ihm zu zeigen, wo er den Fährplan finden kann. Er schlug mich aufs Kinn, um mich zu betäuben, nehme ich an. Dann hatte er plötzlich ein Messer in der Hand, es war silbrig und hatte eine scharfe Spitze. Doch bevor er mich damit stechen konnte, schrie Cheney ihn an, aufzuhören, also hievte er mich über das hölzerne Geländer ins Wasser.« Sie runzelte die Stirn. »Es gab dort unten keine Seelöwen, aber ich schwöre, ich habe einen schreien gehört, bevor ich unterging.«
»Der Mann hat Sie nur nach Alcatraz und dann nach dem Plan für die Fähre nach Sausalito gefragt?«
»Ja, Inspector Whitten, das war alles. Er schien mir nicht bedrohlich. Er hatte eine gute Aussprache, war über eins achtzig groß, würde ich sagen. Er sah ganz gut aus und war gut gekleidet.«
Inspector Bigger wunderte sich laut: »Nur Sie haben das Messer gesehen, richtig? Vielleicht gab es gar kein Messer, Mrs Ransom, vielleicht war dieser Mann ein Straßenräuber, der Sie als jemand sehr Reiches ausgemacht hat …«
»Rainy …«, warnte Inspector Whitten. »Sie sagen, er hat Sie angelächelt, Mrs Ransom?«
Cheney sah, wie sich Julia in sich zurückzog, obwohl sie sich nicht bewegt hatte. Doch sie war jetzt völlig angespannt, konnte das alles nicht ertragen, konnte die Polizisten nicht ausstehen. Sie sagte mit fester Stimme: »Ja, Inspector Whitten, und ich habe zurückgelächelt, wie ich schon sagte. Ich konnte gar nicht anders. Er hatte einen Mantel von Burberry an, zumindest sah er so aus, teuer, meine ich. Tut mir leid, aber das ist alles, woran ich mich erinnern kann. Dann hörte ich Agent Stone rufen.«
Sie beobachtete, wie Frank Paulette alles in ein kleines Notizbuch schrieb. Er war wie sie Linkshänder. Dann wandte er sich an Cheney: »Wie gut hast du den Mann gesehen?«
»Ich hab sein Gesicht nur kurz gesehen, als er sich zu mir umgedreht hat, nachdem ich gerufen hatte. Dann warf er sie übers Geländer und war weg. Wie gesagt, für mich sah er aus wie ein Sportler, schnell und gelenkig. Er bewegte sich wie ein junger Mann, sehr flink. Ich hatte keine Zeit, meine Waffe zu ziehen. Ich konnte ihm nicht hinterherlaufen, weil ich Mrs Ransom rausziehen musste.«
»Gutes Timing«, sagte Inspector Bigger.
»Ja, das habe ich auf
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