Hass
Meter weit, reckte sich genüsslich und grinste sie träge an. »Sie müssen ja ganz schön wichtig sein, wenn Sie so eine Sonderbehandlung bekommen. Okay, Attica liegt zwischen Rochester und Buffalo – es wird nicht allzu lange dauern. Klettern Sie rein und schnallen Sie sich an.« In der nächsten Minute waren sie bereits in der Luft und konnten das südliche Manhattan an diesem sonnenklaren Tag überblicken.
Sherlock trank etwas Wasser und gab die Flasche an Savich weiter. Er nahm einen tiefen Schluck und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab.
Sie sah nach unten. Sie hatten Manhattan und die Vororte schon hinter sich gelassen und flogen jetzt über flaches Land, das mit Pinien- und Eichenwäldern durchsetzt war. Hier und da lag eine Kleinstadt wie ein Punkt in der Landschaft. Sherlock zeigte auf eine rote Scheune, die im Morgenlicht leuchtete.
Savich nickte. »Diese ganze Geschichte … Obwohl wir wissen, dass es Pallack ist, können wir nie und nimmer einen Richter davon überzeugen, uns einen Durchsuchungsbefehl für sein Penthouse oder sein Büro auszustellen.«
Sie trommelte mit den Fingern auf ihrem Bein. »Ich weiß, aber du musst bedenken, dass wir erst vor zwei Tagen in San Francisco angekommen sind. Unglaublich, was inzwischen alles passiert ist. Was wollen wir jetzt eigentlich genau bei Courtney James, Dillon?«
»Ich habe mich mithilfe von MAX über ihn kundig gemacht. Er war ein Nachbar der Pallacks. Also kannte er sie alle – Thomas und seine Eltern. Jahrelang. Und da wurde mir klar, dass er Pallack besser kennen muss als sonst jemand, der noch lebt. Wenn irgendwer die Lücken füllen kann, dann am ehesten James.
Dann kam die ganze Aufregung mit Makepeace, und ich musste die Sache zurückstellen.
Aber obwohl wir erst zwei Tage an der Sache dran sind, mache ich mir Sorgen um Dix. Er ist so frustriert, als würde er jeden Moment aus der Haut fahren. Ich hoffe, dass, wo wir doch in San Francisco in eine Sackgasse geraten sind, Courtney James uns vielleicht weiterhelfen kann.« Er nahm Sherlocks Hand und küsste ihre Finger.
»Was könnte er uns sagen? Alles, was er über die Pallacks weiß, liegt dreißig Jahre zurück.«
Savich seufzte. »Ich weiß ja.«
»Aber du hast Hoffnung.«
Er küsste ihren Mund und sagte: »Ja, ich bin voller Hoffnung. Mal sehen.«
Sherlock hoffte auch, obwohl sie sich nicht vorstellen konnte, was Courtney James ihnen Nützliches erzählen konnte. Sie gähnte. Normalerweise konnten sie beide recht gut in Flugzeugen schlafen, doch die letzten Tage hatten sie erschöpft. Es musste bald ein Ende finden, dachte sie, es wurde einfach Zeit. Sie lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen. Der Rotor knatterte. Sie stellte sich vor, wie sie zusammen mit Sean am Strand von Aruba spielten.
Eine Stunde später setzte sie Bobby auf dem geriffelten Asphalt des Hubschrauberlandeplatzes am Tomlinson Field, dem kleinen Flughafen außerhalb von Attica, ab. Er deutete auf einen unscheinbaren beigen Ford Escort am Ende der Landebahn, salutierte dann zum Abschied und lächelte dabei süffisant. Er sagte, er sei froh, dass keiner von ihnen viel gequatscht hätte, und fügte im nächsten Atemzug hinzu: »He, vielleicht haben wir auf dem Rückflug noch mehr Spaß zusammen.«
»Kann’s kaum erwarten«, sagte Savich. »Ich hab gerade gedacht, dass der Hinflug so ruhig lief wie mein Laufband.«
Sherlock sagte: »Ja, ich fand es besonders schön, dass mein Magen mir fast zu den Ohren herauskam, als Sie in die extreme Schräglage gingen, um uns abzusetzen.«
Bobby lächelte. »Da muss ich wohl noch dran arbeiten. Ich will ja nicht, dass Sie zwei hohen Tiere auf dem Flug zurück in die große böse Stadt sich langweilen.«
Die Sonne war dreißig Minuten zuvor hinter den dunklen Wolken verschwunden und zeigte sich auch im Westen von New York noch nicht. Windböen wirbelten den Straßenstaub auf, und der Frühlingsregen verlieh den Bäumen ein saftiges Grün. Das Land war flach, die Kühe standen wohlgenährt auf den Weiden, und auf der Alexander Road herrschte nur wenig Verkehr. Savich fuhr schweren Herzens am Attican Motel vorbei, dabei hätte er viel lieber angehalten, ein Zimmer gemietet, die Vorhänge zugezogen und mit Sherlock an seiner Seite bis Montag durchgeschlafen. Zwei Wachen und ein Verwaltungsangestellter begleiteten sie zur Krankenstation, die in einem der einfachen dreistöckigen Backsteingebäude des weiten Geländes untergebracht war. Der Gefängnisdirektor,
Weitere Kostenlose Bücher