Hass
ist doch nichts passiert, oder?«
»Nein, nein. Oder doch. Dix hat mich vom Flughafen in Richmond aus angerufen. Er ist auf dem Weg nach San Francisco.« Sie sah ihn verzweifelt an. »Es geht um seine vermisste Frau, Christie. Christies Patenonkel hat Chappy angerufen. Er hat geschworen, Christie gesehen zu haben.«
Eine dunkle Augenbraue schoss in die Höhe. Er sagte bedächtig: »Es ist nicht Christie, Ruth. Sie ist seit Langem tot. Das weißt du, und Dix weiß es auch. Aber er muss dem nachgehen, nicht wahr? Was hat ihr Patenonkel gesagt?«
»Er heißt Jules Advere. Er war sich ganz sicher, dass es Christie war, obwohl es keinerlei Anzeichen dafür gab, dass sie ihn auch erkannt hat.«
Dann wiederholte sie, was Dix ihr über die pompöse Spendenveranstaltung in dem Penthouse in Russian Hill erzählt hatte.
Als sie fertig war, fühlte sie sich wie ausgelaugt. Savich sah die Angst in ihren dunklen Augen. »San Francisco«, sagte er nachdenklich. »Hast du was dagegen, wenn wir meinen Schwiegervater anrufen? Wir können ihn fragen, ob er diese Leute, Charlotte und Thomas Pallack, kennt.«
»Kein Problem. Und Dix macht es bestimmt auch nichts aus.«
»Sherlocks Vater, Corman Sherlock, ist Richter und in San Francisco geboren. Ich habe gehört, dass es von diesen Leuten nur wenige gibt. Er kennt sich in der Stadt aus. Außerdem hat er Geld, und es würde mich nicht wundern, wenn er mit den beiden gesellschaftlich verkehrt. Vielleicht kann er das Problem ja schnell und ohne Umstände lösen.«
»Ich stelle mir vor, wie Dix zum Penthouse dieser betuchten Leute geht und an der Tür klingelt. Ein schnöseliger Butler macht auf und sagt ihm, die Dame des Hauses sei nicht zu sprechen. Er hatte nicht gerade einen Plan, außer vielleicht, an der Hauswand zu ihrem Zimmerfenster hochzuklettern, um einen Blick auf sie zu werfen.«
Savich lehnte sich zurück und verschränkte die Hände über dem Bauch. Dabei verharrte sein Blick auf Ruths Gesicht. Er sagte: »Ich stimme Dix zu. Seine Frau wurde ermordet. Wann war das gleich, vor drei Jahren?«
»Es ist jetzt schon über drei Jahre her. Wegen dieser Reise an die Küste: Dix hat die Jungs angeschwindelt und mich gebeten, dieses Wochenende auf sie aufzupassen. Ich nehme an, Chappy wird auch da sein.« Ruth lachte rau, dann schluckte sie. »Aber was, wenn es wirklich Christie ist?«
Savich stand auf und kam um den Tisch herum. Ruth erhob sich ebenfalls. Er nahm sie in den Arm und sagte: »Sie ist es nicht. Versuch jetzt, dich nicht verrückt zu machen mit dieser Sache. Und du darfst alle meine Unterhaltungen belauschen, die dich interessieren.«
»Dillon, ruf deinen Schwiegervater jetzt an. Bitte. Wenn es kurz und schmerzlos geht, das wäre gut. Es wäre das Beste für Dix, für uns alle.«
»Ich möchte das nicht gerne ohne Dix’ Einwilligung tun, Ruth.«
»Du weißt, dass er es wollen würde, Dillon. Bitte, für uns alle. Es ist sehr wichtig, nicht nur für mich.«
Savich sah sie lange an und sah dann auf seine Micky-Maus-Uhr. »Es ist gerade sieben an der Westküste.« Er deutete mit dem Kinn auf einen Stuhl, zog sein Handy heraus und wählte die Nummer.
»Bei Sherlock.«
»Guten Morgen, Isabel. Hier spricht Dillon Savich. Wie geht es Ihnen?«
»Agent Savich! Was für eine nette Überraschung, Ihre Stimme zu hören, Sir. Mir geht’s prima, danke. Wie geht es meinem Liebling?«
»Gut, Isabel. Sie hält mich bei der Stange.«
»Und wie geht es dem Sohn von meinem Liebling?«
»Sean ist der Einzige, von dem sie sich was gefallen lässt.«
Isabel lachte. »Das ist gut. Ich wette, er ist ein braver kleiner Junge. Ich hole Ihnen Richter Sherlock.«
Sherlocks Vater war einen Moment später in der Leitung. »Das ist eine erfreuliche Überraschung, Savich. Es ist doch hoffentlich nichts passiert.«
Nachdem er seinen Schwiegervater beruhigt und sich nach seiner Schwiegermutter Evelyn erkundigt hatte, gab Savich ihm eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse und der beteiligten Personen und erläuterte das ungewöhnliche Problem. »Ich weiß, du kennst Dixon Noble nicht, aber er ist ein guter Kerl, Corman. Er hatte es nicht leicht, seit seine Frau vor über drei Jahren verschwand. Zieht seine zwei Söhne alleine groß. Und das macht er wirklich gut. Er ist ein vorbildlicher Polizeichef und clever, engagiert, zäh wie Leder. Du würdest ihn mögen. Also, kennst du diesen Thomas Pallack und seine Frau Charlotte?«
»Klar. Thomas ist seit gut zehn Jahren aktiv in der
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