Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hass

Hass

Titel: Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Coulter
Vom Netzwerk:
beobachtete sie einen Moment. Wieder staunte er, wie sehr sie sich doch von ihrer Tochter unterschied. Dann neigte sie ihren Kopf zur Seite und sagte: »Ich mag Männer mit französischen Manschetten.« Dix hatte schon öfter gesehen, wie Sherlock ihren Kopf auf die gleiche Weise neigte.
    »Wenn das so ist«, sagte er, »würde ich viel lieber mit Ihnen durchbrennen.«
    Sie seufzte tief und kehlig, ziemlich sexy sogar. »Ach, so viele elegante Manschettenknöpfe und doch so wenig Zeit.«
    Er lachte. »Ich habe in meinem ganzen Leben vielleicht dreimal Hemden mit französischen Manschetten getragen.«
    Richter Sherlock kam ins Wohnzimmer. Er war gelassen und reserviert. Er glich einem Aristokraten – fast wie ein jüngerer Chappy, dachte Dix. Er küsste seine Frau auf die Wange und sagte ihr, sie sehe hinreißend aus. Dann schüttelte er Dix die Hand. Er musterte ihn, wie ein Vater seinen Sohn musterte, wenn der einen zukünftigen Chef beeindrucken wollte. Er nickte. »Sie werden das hinkriegen, Dix. Sie stehen das durch. Also, hätten Sie gerne etwas zu trinken?«
    »Nein danke, Sir …«
    »Nennen Sie mich Corman.«
    Dix nickte. »Ich glaube nicht, dass mein Magen das aushält. Danke für die Krawatte und das Hemd. Und die Manschettenknöpfe.«
    Die Türglocke ertönte, und der Magen sank Dix in die Kniekehle. Wenn er einen Drink in der Hand gehabt hätte, hätte er ihn sicher fallen lassen. Evelyn tätschelte ihm den Arm und sagte in leichtem Ton: »Ich denke, das werden die Pallacks sein. Sie machen das schon, Dix. Sie wissen schon alles Wichtige. Da haben Sie ihnen etwas voraus. Sie werden sofort erkennen, ob Sie Ihre Frau vor sich haben oder nicht, und dann ist es vorbei. Wenn sie tatsächlich Christie ist, werden Sie es natürlich beide wissen.«
    Dix vermutete, dass dieser Rat zutreffend war, doch als Charlotte Pallack in die Eingangshalle trat, konnte er gar nicht mehr denken. Ihr Lächeln war Christies Lächeln, das jede dunkle Ecke erhellte, ihre Zähne waren so weiß und gerade, Christies Zähne. Jules Advere hatte recht gehabt – es war Christie, bis hin zum blassen pfirsichfarbenen Nagellack, den er an ihren langen, schlanken Fingern so gern sah. Er schluckte und versuchte, sich zu beherrschen, damit er den höflichen Fremden spielen konnte und nichts verriet. Er musste der Frau näher kommen, deren Haar dunkler als Christies war, was aber nicht viel zu bedeuten hatte. Sie war so groß wie Christie, grobknochig, aber dünner – nein, das war auch nicht entscheidend. Er musste ihr in die Augen blicken – dann würde er es wissen. Sie mussten sich aus der Nähe sehen.
    Richter Sherlock berührte Dix leicht am Ärmel und zog ihn nach vorne. »Dixon, das sind unsere Freunde, Thomas und Charlotte Pallack.«

KAPITEL 12
    Dix streckte die Hand aus, ganz der wohlerzogene, kultivierte Gentleman. »Mr Pallack, Mrs Pallack«, sagte er mit einer Stimme, die genauso ruhig und ausgeglichen schien wie die Bucht unter dem Halbmond am klaren Abendhimmel.
    Er schüttelte Thomas Pallack die Hand und wandte sich dann dessen Frau zu. Er konnte nicht anders, als noch einen kleinen Schritt auf sie zuzugehen. Jetzt stand er nicht einmal einen halben Meter von ihr entfernt. Sie lächelte ihn an und gab ihm die Hand. Er konnte den Blick nicht von ihrem Gesicht abwenden. Und auch sie schaute ihn unverwandt an.
    In ihren Augen flackerte dabei keinerlei Erkennen auf. Sie kennt mich nicht. Sie ist nicht Christie.
    Aber sie sah zweifellos aus, als wäre sie Christies Zwillingsschwester. Jetzt wusste er, wieso Jules Advere vor Schock umgefallen war, als er sie gesehen hatte.
    Ihre Augen waren blaugrün und hell wie Christies, aber die Form war fast unmerklich anders. Ihr Ausdruck war warm und interessiert, aber Christies besonderer Glanz fehlte. Egal, ob Christie wütend, froh oder traurig war oder vor Lust übersprudelte, es hatte jeden Tag eine einzigartige Freude in ihren Augen gestrahlt. Seine Christie verbarg sich nicht hinter diesen Augen. Dix hatte den ganzen Flug lang ein Foto seiner Frau betrachtet und sich an jedes Detail, an jeden Gesichtszug in jeder Stimmung erinnert. Charlotte Pallacks Nase war etwas schmaler. Christie hatte Chappys Nase, und die hier passte nicht. Aber sie kam ihr sehr nahe. Wenn er sie aus zwei Metern Entfernung gesehen hätte, wäre er möglicherweise auch vor Schock umgefallen. Aber was, wenn sie ihr Gedächtnis verloren oder sich einer Schönheitsoperation unterzogen hatte? Nein, das war

Weitere Kostenlose Bücher