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Hass

Hass

Titel: Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Coulter
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Er hat ein Buch über Spiritualität geschrieben, Verleihe deiner Seele Flügel. Ich habe eine Ausgabe, die ich Ihnen leihen kann. Lesen Sie es. Es – tja, es hat mir mal geholfen.«
    »Na gut, das mache ich. Aber wie können Sie da nicht skeptisch sein? Wenn es um vermisste Kinder geht oder darum, ein Unglück vorherzusagen, das geht ja noch – aber, ehrlich, mit Toten zu sprechen? Jetzt seien Sie aber mal ehrlich, das klingt doch völlig absurd.«
    »Jeder sollte der Sache skeptisch gegenübertreten, aber auch aufgeschlossen sein. Letzten Endes müssen wir uns alle selbst entscheiden, Cheney.«
    »Warum sollte mich das überhaupt interessieren?«
    »Weil wir manchmal in unserem Leben etwas brauchen, das uns hilft, zum Beispiel eine sinnlose Tragödie zu erklären. Das macht uns gewiss verwundbarer für diejenigen, die uns hintergehen wollen – ganz sicher sogar. Aber wenn man noch nie von Trauer und Verzweiflung überwältigt wurde oder gezwungen war, sich nach innen zu wenden, anstatt sich nur auf den äußerlichen Alltag zu konzentrieren, dann sollte man diese Menschen auch nicht verurteilen, weil das eigene innere Auge davor verschlossen bleibt, wie sie sagen würden.«
    »Das innere Auge?«
    »So heißt das bei ihnen. Für sie ist es ein Tor tief in unserer Seele, das ab und zu einen Spaltbreit geöffnet wird, meist, wenn wir spirituellen Trost brauchen. Natürlich kann man das nicht logisch erklären oder wissenschaftlich beweisen.«
    »Ist Ihr inneres Auge gerade geöffnet?«
    »Nein. Das dort ist Bevlins Haus, da auf der anderen Seite des Felsens.«

KAPITEL 29
    Cheney parkte den Audi am Fuß einer Treppe, die zu einem Gebäude hinaufführte, das einem Adlerhorst glich.
    Sie erklommen das Dutzend robuster Holzstufen zu Wagners Haus. Auf beiden Seiten drängten sich dürre Bäume und Dickicht heran, sodass es fast einem Stück Wildnis gleichkam.
    Die Haustür war nur angelehnt, also betraten sie den engen und schummrigen Flur. Cheney rief: »Ist jemand da?«
    »Einen Moment bitte«, rief eine Männerstimme von oben. »Gehen Sie schon mal ins Wohnzimmer, auf der rechten Seite.«
    Das kleine Zimmer im vorderen Teil des Hauses hatte eine Fensterfront mit Aussicht auf die Bucht – die Spitze von Belvedere, Angel Island und sogar Alcatraz waren zu sehen. Sitzsäcke, alle in leuchtendem Rot, waren teils in kleinen Gruppen, teils einzeln im Raum verstreut. Das Zimmer hatte völlig kahle Wände ohne Bücherregale oder Fotos, es gab nur dieses gute Dutzend roter Sitzsäcke.
    Nach weniger als einer Minute kam Bevlin Wagner ins Wohnzimmer, mit nichts weiter als einem dicken weißen Handtuch um seine Hüften bekleidet.
    »Hallo, Bevlin«, sagte Julia, die daran offensichtlich nichts Besonderes fand.
    Er ging auf sie zu, beugte sich herunter, küsste sie auf den Mund und musterte sie dann. »Du siehst wunderschön aus, Julia. Ich habe mir gestern solche Sorgen um dich gemacht, du warst so blass und verängstigt.«
    Sie nickte. »Mir geht’s wieder gut. Danke, dass du dir Zeit für Agent Stone nimmst.«
    »Kein Problem.« Bevlin, dessen Handtuch sich etwas lockerte, was Cheneys Blick für einen Moment fesselte, sagte: »Agent Stone, es freut mich, dass Sie Julia beschützen.«
    Man soll mit den Wölfen heulen, dachte Cheney, und schüttelte dem Mann die Hand. Er hätte gerne an dem Handtuch gezogen, nur um zu sehen, wie er reagieren würde. Bevlin Wagner war totenblass. Die stechenden dunklen Augen und das lange schwarze Haar bildeten einen fesselnden Kontrast dazu. Er hatte nur sehr sparsame Körperbehaarung.
    »Ich war unter der Dusche und wollte euch nicht warten lassen.«
    »Du stehst doch ständig unter der Dusche, Bevlin«, sagte Julia. »Zieh dir was an. Wir warten hier. Ich verspreche dir, dass ich den gefährlichen FBI-Mann nicht deine Sitzsäcke durchsuchen lasse.«
    Der in die Seele bohrende Blick traf Cheney nun direkt. »Ich hatte keine Zeit zum Haarewaschen«, sagte Bevlin.
    »Es sieht ganz sauber aus, keine Angst«, sagte Julia. »Geh dich anziehen.«
    Bevlin ging aus dem Zimmer und pfiff den Bolero, wenn sich Cheney nicht irrte.
    »Zieht er diese exhibitionistische Show oft ab?«
    »O ja. Es ist so etwas wie sein Markenzeichen. Keine Ahnung, warum, wo er doch wirklich kein allzu erfreulicher Anblick ist.«
    »Hat er das Handtuch schon mal verloren?«
    »Ja. Einmal ist er mit dem Handtuch nach draußen stolziert, es verfing sich am Türknauf und er wurde entblößt. Ich habe ihm gerade in die Augen

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