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Hass

Hass

Titel: Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Coulter
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ausgestreckt und schlief. Er war froh, dass sie mit ihm gekommen war – weit weg von der Presse, der Tatortabsperrung, den Nachbarn und vielleicht einem weiteren Besuch von Makepeace. Plötzlich sagte sie deutlich, aber mit gequälter Stimme: »Linc, o Gott, nein! Linc!«
    Sie schluchzte herzzerreißend und weinte. Wieder und wieder sagte sie: »Linc, nein, bitte, Linc. Bleib bei mir. Nein!«
    Er ging zu ihr und nahm sie in seine Arme, wiegte sie sanft. »Julia, wachen Sie auf. Es war nur ein Albtraum. Es ist alles in Ordnung, wachen Sie auf.«
    Sofort schlug sie im dämmerigen Mondlicht, das durchs Fenster schien, die Augen auf und starrte ihn an.
    »Sie hatten einen Albtraum. Jetzt ist alles gut.«
    Sie brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. »Danke, Cheney. Bei diesem Stress kommen Albträume wohl schon mal vor.«
    Er fragte sich, wie oft sie wohl von Linc träumte, aber das konnte er jetzt nicht fragen. »Wollen Sie ein Glas Milch oder so was?«
    Sie brachte ein Lächeln zustande. »Nein, danke, ich möchte gerne weiterschlafen. Warum sind Sie nicht im Bett?«
    »Ich bin noch zu aufgedreht. Aber ich haue mich auch bald aufs Ohr.«
    »Haben Sie Angst, dass er hierherkommt?«
    »Meine Adresse könnte man leicht herausfinden. Aber dank Captain Paulette steht draußen ein Streifenwagen. Es wäre nicht gerade Xaviers beste Idee, da etwas zu versuchen. Es wäre sogar ziemlich verrückt.«
    »Er ist verrückt.« Sie zitterte. Ohne nachzudenken, zog er sie wieder an sich, wobei ihr Haar leicht sein Gesicht berührte.
    Ihr warmer Atem streifte seinen Hals. »Ist das nicht merkwürdig, dass Kathryn uns fragte, ob wir ein Paar sind? Dabei kennen wir uns noch nicht mal eine Woche.«
    Er schwieg. Sie klang nicht verärgert oder beunruhigt, eher überrascht, vielleicht sogar gespannt. Sie trug eines seiner weißen Unterhemden, dessen Träger ihr immer wieder von der Schulter rutschten.
    Julia fuhr fort: »Sie haben ihr kein Wort geglaubt, oder?«
    Cheney nahm einen Duft nach etwas Weichem und Blumigem an ihr wahr. »Sie könnte das meiste gehört oder abgeleitet und den Rest mit gesundem Menschenverstand erraten haben. Dann hat sie es ein wenig ausgeschmückt. So sehe ich das. ›Ich sah kalte Schwärze in seiner Mitte, die giftigen purpurnen Blitzlichter seines Narzissmus‹. Und dann die Stelle mit den schmerzenden Füßen, also wirklich.«
    »Wenn Sie das jetzt so losgelöst von ihrer Dramatik und Atmosphäre sagen, hört es sich tatsächlich wie eine lächerliche Geschichte an.«
    Cheney sagte: »Sie ist eine gute Entertainerin. Das ist ihr größtes Talent.«
    »Aber sie hat gesagt, dass er den Namen eines Autors hat.«
    Er runzelte die Stirn. »Ja, das hat sie.«
    Julia gähnte. »Sie sind noch angezogen.«
    »Ja.«
    Er beugte sich hinunter und deckte sie zu. »Schlafen Sie weiter, Julia.«
     
    Sean Savich öffnete erschrocken die Augen. Irgendwas roch anders. Stimmt, er war ja nicht in seinem Bett zu Hause in seinem Zimmer. Er war irgendwo anders, wo es unheimlich war. Im Schrank versteckte sich bestimmt ein Monster, das ihn beobachtete. Er war sich sicher, dass die Tür langsam aufging, und ihm stockte beinahe der Atem. Graciella, die ihm gezeigt hatte, dass sich im Schrank nur Kleider und Schuhe befanden, verstand nicht, was er wusste. Das war nicht sein Schrank, also konnte Graciella das Monster nicht sehen. Es versteckte sich, bis sie die Tür zumachte. Und dann wartete es eine lange Zeit, bevor es langsam aus seinem Versteck in der Wand gekrochen kam und seinen Geruch von seinen Anziehsachen aufnahm. Das Monster kam jetzt aus dem Schrank. Und es war böse.
    Obwohl Graciella in einem Doppelbett nur drei Meter von ihm entfernt schlief, reichte das nicht aus. Sie konnte ihn niemals an diesem fremdartigen Ort retten. Seans Herz pochte. Er beobachtete die Schranktür, als er aus dem schmalen Bett kroch und sich durch den Türspalt drückte. So schnell er konnte, rannte er den Flur entlang. Er wusste aber nicht, wohin er laufen sollte, weil er gar nicht wusste, wo er war. Ein großer schwarzer Schatten versperrte ihm den Weg. Er schluchzte und kniff die Augen zu, als er hindurchrannte. Keuchend glitt er durch die erste offene Zimmertür. Zwei Personen schliefen in dem großen Bett. Er rannte darauf zu, kletterte hoch und verbarg sich zwischen den beiden. Etwas stimmte nicht ganz, aber das machte nichts, denn sie waren groß, und er hatte einfach zu viel Angst vor dem, was im Flur auf der Lauer lag. Hier war er

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