Hass
Scheiße, da kommt er geflogen.« Er schlug mit der Faust aufs Lenkrad und rief: »Jetzt hab ich dich!«
»Was meinen Sie damit? Sie wollten, dass er uns folgt?«
»Ja. Dieser niedliche kleine Audi hat Allradantrieb, der dicke Charger nicht.«
Julia sah sich nach dem Verfolger um, der gerade etwa vierzig Meter hinter ihnen auf dem Strand aufschlug. Sand und Wasser spritzten in die Höhe. »Sieht so aus, als ob er keine Haftung bekommt. Nein, halt, jetzt dreht er sich in unsere Richtung. Er kommt, Cheney.«
Cheney grinste wieder. Sie fragte sich, ob er ohne sie im Auto vielleicht gewendet und herausfordernd mit dem Gas gespielt hätte, um dann geradewegs auf Makepeace zuzufahren wie ein Ritter im Kampf.
Aber er konnte nicht angreifen, weil er sie beschützen musste. Eine Kugel schlug in der Nähe des Hinterreifens ein. Erst da fiel Julia wieder ein, dass sie die SIG dabeihatte. Jesus, Maria und Josef, wo war nur ihre Handtasche?
Doch sie hatte keine Zeit, danach zu suchen. Cheney beschleunigte entlang der langen Mauer. Sie hatte schon oft mit baumelnden Beinen auf dieser Mauer gesessen und die Wellen und die Seehunde beobachtet, die eigenartige Geräusche von sich gaben. Jetzt erschien sie ihr wie ein schreckenerregender Monolith, der nur darauf wartete, sie zu zerquetschen. Ein Strandzugang mit einem Dutzend aufwärts führender Betonstufen tauchte vor ihnen auf. Als sie ihn erreichten, kam der Audi nicht ins Stocken und verlor auch nicht die Haftung. Er meisterte die Stufen wie ein Geschoss und sauste durch die Öffnung. Julia hätte die Mauer ablecken können, so nah war sie. Sie war aufgeregt, völlig außer sich, und ließ einen wilden, jubelnden Angstschrei los.
Cheney trat auf die Bremse und riss gleichzeitig das Lenkrad herum. Quietschend vollführten sie eine halbe Drehung. Er stellte die Automatik auf Parken, rief ihr zu, unten zu bleiben, und sprang gebückt und mit gezogener Waffe aus dem Wagen.
Doch sie duckte sich nicht. Sie würde sich jetzt auf keinen Fall verstecken. Fasziniert beobachtete sie, wie der Charger ins Rutschen kam und dann Sand aufspritzend auf die Treppe zuraste. Makepeace wurde offensichtlich klar, dass er es mit seinem Wagen niemals die Stufen hoch schaffen würde, denn er legte den Rückwärtsgang ein und rasselte schnell zurück auf den Strand.
Cheney rannte auf die Mauer zu und schoss auf Makepeace, bis das Magazin leer war. Er griff in die Jackentasche, holte ein weiteres Magazin hervor und feuerte weiter. Die Windschutzscheibe des Chargers zerbarst, dann das Heckfenster. Glassplitter flogen durch die Luft.
Makepeace sprang aus dem Auto und hockte sich hinter die Fahrertür. Dabei feuerte er immer wieder kurze Salven ab. Cheney warf sich vor der Wand auf den Boden.
Julia glitt aus dem Audi und spähte über die offene Beifahrertür hinweg. Makepeace war weniger als zwanzig Meter entfernt. Er wirkte völlig ruhig, sein Gesicht ausdruckslos hinter der Sonnenbrille.
Ihr Blick fiel auf ihre Handtasche, die vor dem Rücksitz lag. Sie nahm die SIG heraus und kniete sich hinter der Tür auf den Asphalt. Cheney steckte in der Klemme. Also feuerte sie und winkte Makepeace wild zu.
Mit einer lässigen Handbewegung schoss er auf sie. Sie drückte sich mit pochendem Herzen ganz auf den harten Parkplatzboden. Die Kugeln flogen ihr um die Ohren, sodass sie meinte, taub zu werden. Er schoss sein Magazin komplett leer. Da ergriff Cheney seine Chance. In gebückter Haltung rannte er los und feuerte dabei konstant. Die übrigen Fenster des Chargers splitterten. Makepeace’ Arm zuckte zur Seite, und seine Pistole landete im Sand.
Makepeace blickte von Cheney zu Julia, sprang dann in den Wagen und trat aufs Gas. Aber er steckte fest. Als er auf das Auto zurannte, schoss Cheney immer weiter. Eine Kugel prallte von der linken hinteren Radkappe ab. Cheney versuchte, die Reifen zu treffen, doch die drehten durch und der hochgeschleuderte Sand flog in seine Richtung. Das Auto rutschte mit schlingerndem Heck hin und her. Cheney verschoss alle Patronen.
Er suchte seine Taschen ab, doch er hatte keine Munition mehr. Makepeace ließ vom Gaspedal ab, und der Wagen bekam Haftung. Er fuhr den Strand hinunter und ließ sie zurück.
Cheney stand reglos da, mit der Waffe in der Hand, und blickte dem Auto hinterher. »Verdammt!«, fluchte er, als Julia neben ihm auftauchte.
»Sie haben ihn angeschossen. Sein Arm ist weggezuckt. Haben Sie gesehen, wie die Pistole weggeflogen ist?«
Cheney fuhr
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