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Hassbluete

Hassbluete

Titel: Hassbluete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Kottmann
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sagte sie und kicherte. Es war ihr wohl egal, welche Art von Aufmerksamkeit sie von Mike bekam. Hauptsache, sie wurde überhaupt von ihm beachtet. Wie ärmlich, wirklich! Auf so ein erniedrigendes Niveau würde ich mich nie herablassen.
    »Idiot«, äffte Mike Janni nach.
    Jannis Lächeln gefror. Immerhin erkannte sie, wenn er wirklich fies zu ihr wurde. Es war aber auch nicht leicht, immer zu wissen, woran man bei Mike gerade war. Jetzt merkte er wohl auch, dass er ohne Grund ein bisschen zu weit gegangen war.
    »Sorry«, sagte er ernst.
    »Schon gut«, sagte Janni.
    Daniel knöpfte sein Hemd fast bis zum Bauchnabel auf und fächerte sich mit den beiden Hälften Luft zu. Seine Brust war käseweiß und komplett unbehaart. Im Gegensatz zu seinem Kopf, der einem wild gewordenen Wischmopp ähnelte, wenn Daniel seine schwarze Mähne nicht, wie jeden Morgen, mit Haargel bändigte.
    Ich beschloss plötzlich, doch einen Vorstoß zu wagen und unauffällig zu versuchen, die Rätsel von heute Nachmittag zu lösen, ohne etwas zu erzählen.
    »Habt ihr bei uns im Keller schon mal eine längliche Sporttasche gesehen?«, fragte ich in die Runde
    »Wie kommst du jetzt darauf?«, brummte Mike.
    »Robin hat heute so eine rausgeholt und nach oben geschafft.«
    »Na und? Was ist daran so besonders«, fragte Janni.
    »Ich hab mich nur gefragt, was da wohl drin sein könnte. Wäre mir neu, dass Robin unter die Sportler gegangen ist.«
    Niemand reagierte und Mike fing an zu gähnen. Das war dann wohl nichts. War ja auch nicht so ein spannendes Thema – und von der Aktion mit dem Schließfach mochte ich nicht allen erzählen. Vor allem nicht Janni. Da konnte man es gleich in Postergröße an die Hauswand kleben, damit es alle spätestens am nächsten Tag wussten.
    Daniel gähnte ebenfalls und knautschte die leer getrunkene Dose zusammen.
    »Eine von den Zwillingen bleibt übrigens sitzen und dann müssen die beiden nicht mehr in eine Klasse gehen«, versuchte es Janni mit einem neuen Gesprächsthema. Wir hatten eineiige Zwillinge an der Schule, die jeden Tag komplett identisch angezogen waren – sogar die Socken waren gleich. Wahrscheinlich sogar die Unterwäsche.
    »Ach, haben die nicht auch dieselben Noten«, frotzelte Mike und Janni lächelte. Ich sah, wie Daniel die beiden beobachtete. Dann warf er Mike einen angewiderten Blick zu, den der mit einem breiten Grinsen beantwortete. Mann, wann würde Mike endlich mal mit seinen Spielchen aufhören? Anscheinend hatte er Jannis nerviges Angehimmel nötig, warum auch immer. Ich begriff Mike wirklich nicht. Bei mir punktete er mit diesem Gehabe jedenfalls überhaupt nicht. Aber ich glaube, das merkte er gar nicht.
    Ein Moment herrschte Schweigen.
    »Wer kommt noch mit ins Deep Blue Sea?«, unterbrach Daniel die Stille. Ich schaute an meiner ausgeleierten Jeans herunter. Na, so jedenfalls nicht. Daniel war ja immer so gekleidet, dass er jederzeit in eine Disco oder auch zu einem Empfang gehen konnte. Neben den Stoffhosen trug er immer Hemden, nie T-Shirts, und sah damit schon manchmal aus wie ein kleiner Jurastudent.
    Janni, die auch in nicht gerade discotauglichen weiten Shorts und einem Oberteil mit Spaghetti-Trägern steckte, fragte uns: »Was ist mit euch?«
    Ich musste lachen. »Euch«, das klang, als wären Mike und ich ein Paar, das es nur im Doppelpack gab.
    Sie deutete mein Lachen wohl als Auslachen und runzelte die Stirn.
    »Du willst Michelle doch in Wahrheit gar nicht dabeihaben«, sagte Mike schroff. »Was fragst du also so scheinbar interessiert?«
    »Oh Mann, langsam hab ich echt keinen Bock mehr auf euch beide. Dann macht doch, was ihr wollt!« Janni sprang auf, raffte ihre Sachen zusammen und stapfte wütend davon. Daniel zuckte mit den Schultern und folgte ihr. Sie liefen Richtung Fußgängerbrücke und deshalb entdeckte ich, dass Robin mit seinem Rad auf der Brücke stand und zu uns herüberstarrte. Wie lange er da wohl schon gestanden und uns beobachtet hatte?
    Janni und Daniel mussten an ihm vorbeigehen. Dann würde er sich hoffentlich denen anschließen.
    Ich wandte mein Gesicht zu Mike: »Musste das sein?«
    »Sie kapiert’s ja sonst nicht.«
    »Was denn?«
    »Dass sie mich aggressiv macht mit ihrem Getue. Sie würde total gut zu Robin passen – die nervt allmählich genauso.«
    »Du bist auch manchmal nicht gerade leicht zu ertragen«, sagte ich. »Euer Rumgezicke wird langsam echt peinlich. Wir sind doch eigentlich Freunde, oder nicht?«
    »Das Problem ist halt,

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