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Hassbluete

Hassbluete

Titel: Hassbluete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Kottmann
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komisch und aufregend zugleich an und mein Bauch fing an, sich wie ein Ameisenberg anzufühlen. Als wir im Hochhaus angekommen waren und gerade den Aufzug holen wollten, öffnete sich dessen Tür und die Richters traten heraus. Einen Moment lang schauten sie uns völlig verwirrt an, als würden sie davon ausgehen, dass wir gekommen waren, um sie abzuholen.
    »Wir müssen aufs Polizeipräsidium, fürs Protokoll und für die Unterschrift«, sagte Robins Mutter nach einer kurzen Begrüßung.
    Sie sagte es, als wäre sie uns eine Erklärung schuldig. »Ihr müsst, glaube ich, alle hin. Der Polizist hat so was angedeutet.«
    »Wir?«, fragte ich erstaunt.
    »Du warst doch als Erste bei ihm, zusammen mit Frau Mitschke. Das hat die zumindest behauptet.«
    »Meine Mutter weiß doch bestimmt darüber Bescheid, oder?«, sagte ich, um das Gespräch abzuwürgen.
    »Das ist reine Routine«, versuchte Wolfgang, uns zu beruhigen. Er trug wie fast immer ein weißes Oberteil zu seiner Jeans, diesmal aber kein gebügeltes Hemd, sondern ein T-Shirt. In seine Haare hatte er etwas Gel verteilt. Damit wirkte er noch ein bisschen jugendlicher und Lisa neben ihm älter. »Man will auf Nummer sicher gehen, dass kein Tötungs- oder Selbsttötungsdelikt dahintersteckt«, erklärte er und er hörte sich so an, als würde er aus einer Akte vorlesen. Kein Wunder, wenn er ein Unternehmensberater gewesen war und ein erfolgreicher Autor werden wollte, musste man sich wohl so ausdrücken können.
    Bei seinen Worten brach Lisa wieder in Tränen aus. »Ich kam mir vor wie eine Verbrecherin, als die Spurensicherung gestern Abend unsere Wohnung auf den Kopf gestellt hat.«
    Ob sie was gefunden hatten, traute ich mich nicht zu fragen.
    »Das muss die Polizei machen, das ist ihre Pflicht«, sagte Wolfgang tröstend. »Außerdem haben sie ja nichts Auffälliges entdeckt.«
    »Warum wollen sie Robin dann überhaupt noch obduzieren?«, empörte sich Lisa und verschränkte die Arme über ihrem offenen leichten Sommermantel.
    »Sie werden wahrscheinlich nur sein Blut untersuchen, um festzustellen, ob Robin was getrunken … oder was genommen hat … und deshalb …« Wolfgang stockte und sah vorsichtig zu seiner Frau. Er roch gut.
    »Robin hat weder getrunken noch Drogen genommen«, machte Lisa nachdrücklich klar.
    Und selbst wenn er es getan hätte – sie würde jetzt erst recht nicht an ihrem Bild vom guten, lieben Robin kratzen lassen, der er ja eigentlich auch gewesen war. Meistens jedenfalls.
    »Er wollte die Glühbirne an der Balkonlampe austauschen, ist auf den Stuhl gestiegen und hat dabei … muss dabei das Gleichgewicht verloren haben.« Lisa hörte sich an, als wäre sie schon bei der Polizei und mitten im Verhör. Als hätte sie sich passende Sätze dafür zurechtgelegt.
    »Vielleicht, wir wissen es nicht«, sagte Wolfgang und warf Mike und mir einen bedauernden Blick zu.
    »Was heißt hier vielleicht!?«, wurde Lisa giftig. »Der Lampenschirm war doch schon abgeschraubt!?«
    »Trotzdem ist damit nicht hundertprozentig erwiesen, dass er vom Stuhl und über die Balkonbrüstung gekippt ist«, gab Wolfgang zu bedenken.
    Lisa sah zwischen uns dreien hin und her, als hätten wir uns gegen sie verschworen: »Was soll das? Es war ein Unfall!«
    Als sollten wir ihr das jetzt noch mal bestätigen. Wir wussten es ja auch nicht besser.
    »Und die Tasche mit den Sachen?«, fragte ich zaghaft.
    »Woher weißt du davon!?«, zischte Lisa mich an.
    »In der Zeitung stand was von einer Tasche mit persönlichen Dingen, die auf dem Balkon gefunden wurde«, gab ich das wieder, was Daniel aus der Zeitung vorgelesen hatte. »Die hat er doch vorher auch noch mit sich rumgeschleppt!?«
    »Wahrscheinlich wollte Robin sie zum Altpapiercontainer bringen«, ereiferte sich Lisa.
    Ihr Mann widersprach prompt: »Niemals. Wenn er seine Bücher hätte loswerden wollen, hätte er sie bestimmt in eine Bibliothek oder in eine Suppenküche gebracht.«
    Oha! Langsam wurde Robin zum barmherzigen Samariter.
    Lisa sah ihren Mann an und ihre Augen sagten: Tu nicht so, als würdest du meinen Sohn besser kennen als ich.
    »Aber warum?« Lisa löste ihre Arme und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Er hat doch so an ihnen gehangen. Wisst ihr was darüber?«
    Mike und ich zuckten mit den Schultern.
    »Vielleicht fühlte er sich mittlerweile zu alt für Emil und die Detektive?«, sagte Wolfgang und Mike musste spontan grinsen.
    Dann wurde er wieder ernst und meinte: »Vielleicht hat er

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