Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hassbluete

Hassbluete

Titel: Hassbluete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Kottmann
Vom Netzwerk:
Ergebnis der Autopsie und der Ermittlungen aber prinzipiell nicht aus.«
    »Selbstmord? Traue ich Robin nicht zu. Dazu war er bestimmt nicht in der Lage«, sagte Janni.
    »… und am Ende wäre er wahrscheinlich noch an der Balustrade hängen geblieben, was?«, machte sich Daniel lustig.
    »Sehr witzig«, sagte ich.
    Daniel verstummte sofort. Betretenes Schweigen.
    »Ich glaub auch, dass es ein Unfall war«, sagte Janni. »Deshalb hab ich mich auch echt gewundert, dass Mike so ausgerastet ist.«
    »Als du ihn mit der Eifersucht provoziert hast, oder wie?«, fragte ich.
    Oder wegen seines schlechten Gewissens?, dachte ich mir stumm.
    »Nein, es war nicht nur das.« Janni guckte wieder zum Fahrradständer am anderen Ende des Schulhofes und schwieg.
    Die Schulglocke schrillte.
    »Erzähl ich dir vielleicht ein anderes Mal«, sagte Janni, offenbar froh über die Unterbrechung.
    »Nein, jetzt«, sagte ich bestimmt. Ich bedeutete Daniel mit einem Kopfnicken, dass er uns allein lassen sollte.
    »Ich will das auch wissen. Und dann überleg ich mir, ob ich Mike dafür auch ein blaues Auge verpasse.« Daniel pustete Janni zärtlich über das Veilchen. Er machte aus seiner Dauerniederlage in Sachen Janni ein Spiel, um nicht endgültig das Gesicht zu verlieren.
    »Also gut«, sagte Janni und blickte abwechselnd von mir zu Daniel und zurück. »Ich habe behauptet, dass Mike dir Robin für immer vom Hals geschafft hat, damit er ihm nicht länger im Weg steht!«
    »Und dann hat er dir …?«, fragte ich baff. Ich zeigte auf mein Auge, das nicht blau war.
    Janni nickte nur. »Trotzdem, es war aus Versehen. Eigentlich wollte er mir nur drohen.«
    »Ich wollte doch gar nichts von Robin«, erwiderte ich.
    »Aber er war dir lästig und Mike wollte dir vielleicht imponieren. Dass er sich deshalb Robins Tod gewünscht hat, glaub ich auch nicht«, sagte jetzt Daniel.
    Es drehte sich alles. Das konnte doch nicht wahr sein!? Mike war gestern am Schluss so zärtlich zu mir gewesen.
    »Er hat irgendwann mal behauptet, solange du Robin an der Backe hast und der was von dir will, würde nichts zwischen euch laufen«, gab Daniel jetzt zu.
    »Noch mal, dass ich nichts von Mike … will, hat doch nichts mit Robin zu tun!?« Das war doch völlig absurd!
    »Mike hat das aber vielleicht ganz anders gesehen. Oder er hat sich das nur eingeredet, damit er nicht zugeben musste, dass er dich einfach nicht kriegt!? Oder er hat einfach nicht kapiert, dass Robin mehr wie ein kleiner Bruder für dich war!?«, fügte Daniel hinzu und sah dabei kurz von der Zeitung hoch.
    »Was willst du denn damit sagen?« Ich wurde wütend und riss ihm die Zeitung weg.
    »Vielleicht hat Mike Robin in den Selbstmord getrieben. Vielleicht ohne es zu wollen. Du weißt ja, wie gut er andere beeinflussen kann!«
    »Quatsch!«, schrie ich.
    Wenn Mike Robin in den Selbstmord getrieben hatte, dann trug ich sicherlich auch Schuld daran.
    »Das mit der Tasche ist aber schon krass«, meinte Daniel.
    »Wieso?«
    »Sieht doch alles nach Abschied aus.«
    »Nur weil er eine Tasche mit persönlichen Sachen gepackt hat?«, entgegnete ich.
    »Ja, klar, anstatt eines Abschiedsbriefes. Vielleicht wollte er sich auch mit der Tasche vom Balkon stürzen?«, meinte Daniel.
    »Jetzt hör doch auf! Damit er schneller unten ankommt, oder was?« Ich tippte mir an die Stirn.
    »Man beschwert sich doch eher mit einem Gewicht, wenn man ins Wasser gehen will, oder nicht?«, fragte Janni zaghaft.
    In die Berkel? War das jetzt irgendeine Anspielung?
    »Ihr habt doch echt eine Total-Meise! Er hat sich vom Balkon gestürzt, nicht ins Wasser. Ich meine, er ist vom Balkon gefallen«, hielt ich dagegen.
    »Weil das eine todsichere Sache ist«, bemerkte Janni.
    Der Unterricht flog an mir vorbei wie eine Landschaft am Zug.
    Die Deutschlehrerin ging kurz auf »die Tragödie« im Jahrgang unter uns ein und zitierte einen Klassiker der deutschen Literatur. Ich hätte am liebsten laut geschrien.
    In der Pause war von Mike immer noch nichts zu sehen. Zu einer SMS konnte ich mich nicht aufraffen und fragte stattdessen seinen Banknachbarn, der im Rauchereck stand. Mikes Mutter hatte ihn entschuldigt, wegen des tragischen Unfalls.
    »Hat Mike dich eigentlich wegen des Handys angehauen?«, fragte ich Daniel, als ich zurück war. Er hielt sanft seine gekühlte Cola-Flasche gegen Jannis Schwellung.
    »Was für ein Handy?«, fragte er.
    Also nicht. »Ach … mit seinem Handy war was nicht okay«, sagte ich schnell.

    Ja, ich

Weitere Kostenlose Bücher