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Hassbluete

Hassbluete

Titel: Hassbluete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Kottmann
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fertig wegen der Sache mit Robin.« Ich setzte mich Richtung Fahrradständer in Bewegung.
    »So fertig, dass sie gestern Abend mit meiner Mutter ungefähr zwei Flaschen Wein getrunken hat«, sagte Mike, der mir nachlief.
    »Na eben, das spricht doch für sich«, konterte ich.
    Mike überholte mich und stellte sich vor mich. »Hast du Angst vor mir?« Seine Augen flackerten.
    »Nein, wieso?«
    »Wegen Robin. Du mochtest ihn doch mehr, als du zugibst.«
    »Was soll das jetzt?«
    »Warum?«, Mike packte mich plötzlich am Arm. »Ich will wissen, warum?«
    »Er hat mich irgendwie … ich weiß nicht … berührt.«
    »Berührt!? Ich dachte, er hätte dich vor allem genervt!?«
    »Ja … auch … Aber dieses Störrische, wenn er einfach nicht wegging, das fand ich eigentlich auch … es ist mir irgendwie nah gegangen.«
    »Spinnst du jetzt komplett!? Das war doch seine Masche!?«
    »Trotzdem. Warum haben wir so ein Drama daraus gemacht?« Das fragte ich mich schon die ganze Zeit.
    »Das sagst du nur, weil er jetzt tot ist. Sonst hättest du garantiert auch weitergemacht.«
    »Womit?«
    »Ihn zu quälen.«
    »Ich habe ihn nicht gequält.«
    »Seelische Folter ist vielleicht noch schlimmer als körperliche. Der war doch über beide Ohren verknallt in dich!«
    »So wie du. Quäl ich dich auch?«
    »Ja.«
    »Warum bist du dann noch mit mir befreundet?«
    »Weil ich die Schlacht verloren habe, nicht aber den Krieg.«
    Was redete der plötzlich für einen Bullshit?
    Ich wollte an ihm vorbei, blieb dann aber doch noch mal stehen: »Du kannst mir jetzt drohen, wie du Janni gedroht hast – aber so werden wir nie zusammenkommen, hörst du, nie! Never ever! Und jetzt erst recht nicht! Janni hat recht: Da hätte ich noch eher Robin genommen als dich!«
    Ich blieb vor ihm stehen, fest dazu entschlossen zurückzuschlagen, falls er es wagen sollte. Und ich würde meine ganze Wut in diesen Schlag hineinlegen, die Wut auf dieses verfuckte Leben, von dem ich nicht wusste, was ich damit anfangen und wozu es gut sein sollte.
    Aber Mike ließ die Schultern hängen und fragte traurig: »Was hab ich falsch gemacht? Warum lieber Robin als mich? Was stimmt nicht mit mir?« Er sah mich plötzlich mit so einem flehenden Hundeblick an, mit dem ich überhaupt nicht umgehen konnte.
    »Es liegt nicht an dir, es liegt an mir«, sagte ich ausweichend.
    Doch im gleichen Moment wusste ich, dass ich die Wahrheit gesagt hatte. »Ich mach halt die Türen nicht so leicht auf. Ich kann das einfach nicht«, fügte ich hinzu. »Und ich hab Angst, was passiert, wenn ich es tun würde.«
    Ein Lächeln machte sich auf Mikes Gesicht breit, als hätte ich ihn erlöst, als hätte er jetzt wieder Hoffnung. »Ich weiß jetzt, was ich tun muss.« Er sagte es so leicht und zwitschernd dahin, dass man ihn auch für ein bisschen verrückt halten konnte.
    »Was denn?«, fragte ich ein bisschen ängstlich.
    »Lass dich überraschen. Das wird dich für immer und ewig überzeugen!?«
    »Hey, Mike, mach …!« Ich stoppte. Ich wollte Mach keinen Scheiß! sagen, aber es erschien mir dann doch nicht passend.
    »Keine Angst. Ich sorge dafür, dass du endlich vertrauen kannst. Und wenn du mir dann auch ein bisschen mehr vertraust, hab ich nichts dagegen!«
    Er beugte sich zu mir runter und diesmal drehte ich mein Gesicht nicht weg. Er drückte mir aber nur einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Vielleicht hatte er verstanden, dass seine »Überfälle« in der Vergangenheit mich eher abgeschreckt hatten. Ich war ihm dankbar für diese Erkenntnis.
    Ich hatte ganz vergessen, dass ich mit der Bahn gekommen war, als wir Mikes Rad erreichten. Ich dachte kurz, dass er mich auf seinem Gepäckträger oder vorn auf der Stange mitnehmen könnte. Doch er schwang sich aufs Rad, strich mir noch einmal über die Wange und strampelte dann davon. Genau wie bei dem Kuss wollte er wohl auch hier nicht zu viel Tempo vorlegen. Auf einmal war Mike sehr vorsichtig geworden. Ich ging zur U-Bahn und überlegte, ob ich das nun wirklich gut fand oder eher doch nicht. Nach einigen Schritten schob ich die Zweifel einfach weg und war froh darüber: Lieber noch ein bisschen Hin und Her als zu viel Tempo. Und der Tag wurde doch noch ein kleines bisschen wunderschön.
    Als ich in »Kinderhaus« ausstieg, wartete Mike am oberen Ende der Rolltreppe auf mich. Er wollte nicht nach Hause gehen, sondern mit zu mir kommen. Besonders oft war er bei mir noch nicht gewesen, weil wir meistens bei ihm waren. Es fühlte sich

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