Hasstament
Dinge sagen in einem Umfeld, die sonst so nicht gesagt werden, weil einem vielleicht die Begrifflichkeiten fehlen, oder man nicht so sprachgewandt ist und eben nur sagen kann: ›Ey, Olli, guck’ mal da, ne!‹
Nein, das ist nicht unser Stil. Wir werden das ab sofort ändern.
Wir hören wenigstens auf die, die uns kritisieren und deswegen ändern wir’s und schauen mal, was dabei raus kommt.«
Off-Stimme: »Willkommen bei Serdars Herzzeit . Heute: Die aktuelle TV-Kritik.«
Serdar vor einem Bücherregal mit Sonnenbrille: »Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe der Hatenight, Samstag, 23.00 Uhr. Hier sagen wir das, was andere sich nicht zu denken trauen.
Heute zum Thema: ›Literatur in Zeiten des Prekariats. Marcel Reich-Ranicki höchstpersönlich, Literaturpapst, geißelte den Niedergang des deutschen Fernsehens und das anlässlich der Preisverleihung des Deutschen Fernsehpreises‹.
Was für eine Absurdität, blickt man auf das Prekariat herab, ist man Teil dessen. Steht man nur dabei oder nimmt man sogar daran teil und versuchte es zu beeinflussen?
So wie Marcel Reich-Ranicki höchstpersönlich selbst, als er nämlich in den Folgetagen eins, zwei, drei, vier, fünf höchstpersönlich auf RTL Exclusiv seinen Beitrag zur Fernsehkritik leistete, vor seiner Glotze sitzend mit der Fernbedienung in der Hand durch die Kanäle zappte, um die Dekadenz und die Verrohung der Gesellschaft zu geißeln.
Aber wie gerne hätte eigentlich Marcel Reich-Ranicki eine Bildungs- und Elitegesellschaft jenseits Katja Saalfrank und Alexander Holz? Soll Bushido seine Biographie im Stile shakesperscher Sonette schreiben?
Und Elke Heidenreich, soll sie wirklich andere Bücher besprechen als die, die Bestsellerlisten anführen, von Ken Follett bis Dan Brown?
Nein. Marcel Reich-Ranicki hat offensichtlich ein Faible für die mediale Vermarktung seiner selbst und dass man das nicht immer ernst nehmen muss, dass der Fernsehpreis Fernsehpreis bleiben darf und dass sogar die Telekom mit ihm wirbt, das ist doch das beste Beispiel dafür, dass man in der Dekadenz immer die Rolle der anderen geißelt, statt selbst weiter am Abgrund zu tänzeln.
Viele Grüße, Marcel Reich-Ranicki, seinerzeit gelang es Ihnen ja auch schon, mit Debatten um die Bücher von Günter Grass, den viele nur in Sütterlin lesen können, und Martin Walser eine große Diskussion in diesem Land auszulösen.
Falls es Ihnen dennoch mal langweilig sein sollte, schauen Sie wieder bei einer Preisverleihung vorbei und wundern Sie sich nicht, dass im Foyer Männer mit Kapitänsmützen, Perücken und Brillen stehen und sich Atze Schröder nennen, dann können Sie ja so tun, als hätten Sie von all dem nichts gewusst.
Ja, meine Damen und Herren, das war’s schon wieder. Nächste Woche sind wir wieder hier, pünktlich um 23.00 Uhr.«
SHN, Kapitel 23: Election Day
Serdar im Auto, im Radio läuft Countrymusik: »Jetzt sind ja Wahlen in Amerika. Als ob mich das interessiert, wer Präsident in den USA wird. Als ob mich es je interessiert hätte. Die USA interessieren sich ja auch nicht für mich, und vermeintliche Demokraten sind manchmal schlimmer als Republikaner.
Ja, Bill Clinton, lässt sich erst einen blasen und dann bombardiert er Serbien, in der Mitte Europas, Zivilisten, Infrastruktur, alles zerstört!
Amipolitik ist doch die Gleiche, immer schon gewesen: ›Fight against terrorism.‹ Nur der eine supported terrorism, indem er weapons selt und der andere kreiert terrorism, indem er seine Zielfernrohre auf die Nasen richtet, die er vorher als Verbündete gebraucht hat, um andere Länder zu bekriegen.
Ich weiß gar nicht, warum ich was gegen Amiland hab’, gibt doch schöne amerikanische Musik!
Aber Amerika ist das Sinnbild des Bösen, das Sinnbild der Volksverdummung und Verarschung, Brot und Spiele. Stopf dir die Hamburger in den Rachen, bis du kotzen musst, Hauptsache, es geht dir gut und du merkst nicht, wie schlecht es den anderen geht.
Und ob’s jetzt Obama wird oder McCain, ist mir doch egal.
Obama hat so ’nen Negerbonus: ›Oh, lasst den armen Neger doch mal Präsident werden.‹ Dabei weiß ich gar nicht, wie schwul der ist! Weiß gar nicht, wofür der steht, weiß das irgendjemand? Hat irgendjemand die TV-Duelle verfolgt? Vielleicht ist ja McCain genauso konsequent wie Bush? Bush war konsequent, ja. Der hat mit seinen Widersachern Schluss gemacht, Saddam Hussein aus seinem Loch rausgezerrt und an ’n Galgen. Die anderen haben Saddam Hussein
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