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Hasstament

Hasstament

Titel: Hasstament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serdar Somuncu
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’n Vorwand gegeben, um krank zu werden, und benennt es Screepy und sagt, das ist, weil ihr die Gehirne eurer Verwandten esst! Dabei ist das ’ne ganz andere Strafmaßnahme, die niemand durchschaut.
    Ja, Strafmaßnahmen treffen sowieso nur Untermenschen. Globale Katastrophen, die treffen doch nie mich, hehe, nie! Hab’ ich schon mal einen Tsunami erlebt? Gibt’s hier eine Malaria-Mücke?
    Aber nein!
    Ich fahre in den Urlaub und guck’ mir an, wie die anderen vor sich hin vegetieren, und deswegen fände ich es auch ganz logisch, wenn man dazu übergeht, mal andere Tischsitten einzuführen.
    Nicht nur arme Hühner und Schweine und was weiß ich zu schlachten, sondern auch ruhig seinesgleichen mal zu betrachten als ein Stück kulinarischer Erweiterung. Ja, warum nicht, hahaha.
    Man müsste dann nur aufpassen, weil, wenn ich andere essen will, also hungrig werde, plötzlich, auf meinen Nachbarn oder auf irgendwelche anderen Leute, dann glaube ich, werden die auch irgendwann hungrig auf mich. Und ich will nicht unbedingt gegessen werden. Also ich weiß, das könnte ein schöner Tod sein, wenn mich jemand isst, weil ich dann denke, ich bin im Bauch von jemandem und lebe weiter, aber ich, ich möchte nicht, dass mir jemand in den Zeh beißt, ja. Auch wenn ich tot bin, möchte ich nicht denken, dass an irgendeinem Gelagetisch mein Pimmel auf einer Pfanne drapiert mit Tomaten, Zwiebeln und Auberginen ist und Leute dann in meine Eichel beißen und sagen: ›Hmmm, schmeckt!‹ Also in meine Eichel beißen, prinzipiell, dran probieren und dran zu tun, das ist okay! Aber bitte nicht bei Gelagen fremder Leute, nachdem mein Pimmel abgestorben ist, ja, hahaha.
    Man bekommt ja das sowieso nicht zu Lebzeiten, was man sich wünscht, ja, Ruhm, Ehre, man bekommt das Meiste immer, wenn man gestorben ist, insofern was interessiert es mich eigentlich? Lass die Leute doch meinen Pimmel essen, wenn ich tot bin, hahaha.
    Ich schmecke wahrscheinlich sowieso ziemlich zäh, man müsste mich abhängen und vorher ausweiden. Und dann ist das Fleisch faserig und bitter, verbittertes Fleisch. Mich will ja eh niemand essen. Das wär’ doch mal was, wenn mich jemand essen würde. Oder wenigstens mal an mir probieren.«

    SHN, Kapitel 18: GröPaZ
    Trailer: »Bernd Eichelfinger präsentiert: ›Kohl explodiert.‹ Demnächst im Kino.«
    Serdar in einem dunklen Raum: »Jetzt kommt ja wieder ein Film in die Kinos, vom größten Produzenten aller Zeiten dem Gröpaz Bernd Eichelfinger.
    Der hat sich gedacht: ›Na ja, wo wir mit dem Untergang schon ’n Riesen-Coup gelandet haben, zum 60. Jahrestag des Kriegsendes den Führer aus der Perspektive seiner Privatsekretärin gezeigt haben, wie er freiwillig in den Tod ging – man hätte mal die KZ-Überlebenden fragen sollen, wie sie das Ganze gesehen haben –, da könnten wir doch jetzt auch mal den Baader-Meinhof-Komplex von außen – ein Buch, das seit 20 Jahren im Regal steht und ungelesen ist – als Film bringen. Ja genau und dann nehmen wir uns die größten Schauspieler der Republik, Models und Starletts – die über den Teppich laufen und von Andreas Baader persönlich erschossen werden würden – und denen drücken wir mal ’ne schöne Rolle auf.‹
    Und die sagen dann im Making-of: ›Das war unglaublich schwer!‹ Und ich denk’ mir ja, je schwerer die Rolle, desto dümmer der Schauspieler! Oder andersrum. Meine Güte, Bernd Eichelfinger muss immer dann kommen, wenn es irgendwas zu vermarkten gibt, das ist so durchschaubar, und seine Millionen in solche Projekte stecken, statt Projekte gegen Rechtsradikalismus zu fördern oder zu erklären, was eigentlich Baader und Konsorten wollten, was politische Prozesse bedeuten, die Aufarbeitung des Nationalsozialismus, ob die vollständig war oder ob die RAF sie vollständiger machen wollte. Welchen Antagonismus Baader meinte, warum Prinzing abgesetzt wurde, all diese Kacke, ja, die interessiert die Zuschauer nicht, die ins Kino wackeln. Die wollen eine Liebesgeschichte sehen – Bäng, bäng! Puff, puff! Harold and Maude neuzeitlich wieder gegeben.
    Meine Güte, so eine Kotze!
    Und Bernd Eichelfinger, der gehört eigentlich zu Promi-Duell in den Kochtopf!
    Der sollte aufhören, Filme zu drehen, die mich aufregen. Und Bruno Ganz sollte aufhören, seine Fresse in die Kamera zu halten. Für den hab’ ich ja eh nichts mehr übrig, seitdem er gesagt hat: ›Als ich die Uniform trug, vom Adolf, da ging mir so ein Schauer durch die Glieder.‹
    Ja, mir

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