Hast du mich nie geliebt
zugegeben hätte, fand sie dieses Abendessen mit ihm sehr anstrengend. Es zehrte an ihren Nerven. Am liebsten hätte sie sich in ihrem Stuhl zurückgelehnt und ihn einfach nur betrachtet – stundenlang. Stattdessen musste sie höfliche Konversation machen und sich den Kopf darüber zerbrechen, worüber sie sich unterhalten konnten. Sie musste darüber sprechen, was man alles auf Skarios unternehmen konnte, welche Art von Villa er hier erwerben wollte und ob sie sich für Windsurfen interessierte. Auf all seine Fragen gab Janine mehr oder minder einsilbige Antworten. Andererseits war sie froh über die Banalität der Unterhaltung, denn in ihrem Zustand hätte sie über nichts Tiefgründiges sprechen können.
Windsurfing war ein harmloses Thema, zu dem Nikos offensichtlich viel zu sagen hatte. Daher lieferte Janine ihm nur das Stichwort und begnügte sich damit, ihm zuzuhören. Sie fragte sich insgeheim, warum seine Augen sie so sehr in ihren Bann zogen, wie es wohl sein mochte, diese vollen Lippen zu küssen, sein dichtes Haar mit ihren Fingern zu durchwühlen und …
Dann musste sie ihm seine Fragen beantworten. Nein, sie hatte noch nie versucht zu surfen, und sie hatte auch nicht das Gefühl, dass dies ein Sport sei, der ihr gefallen könnte. Bestimmt würde sie immer wieder ins Wasser fallen. Nikos hingegen schien ein begeisterter Surfer zu sein, was sie nicht weiter überraschte, wenn sie an seinen durchtrainierten Körper dachte.
Es war keine gute Idee gewesen, an seinen Körper zu denken. Sofort tauchten verbotene Fantasien in ihr auf, die sie besser verdrängte. Janine zwang sich, in die Gegenwart zurückzukehren und Nikos' plastischer Schilderung von Surfbrettern und idealen Windverhältnissen aufmerksam zuzuhören.
Irgendwann verstummte er und sah sie erwartungsvoll an.
Janine seufzte und schüttelte den Kopf. "Nein, geben Sie sich keine Mühe. Ich glaube, das ist nichts für mich. Viel zu anstrengend."
"Sie meinen, es macht zu viel Arbeit?"
"Nein, darum geht es nicht. Ich glaube einfach nicht, dass Surfen etwas für mich ist. Schließlich bin ich im Urlaub und habe mir fest vorgenommen, nur Dinge zu unternehmen, die mir gut tun."
"Trotzdem würde mich sehr interessieren zu erfahren, was Sie beruflich machen", sagte Nikos.
Das war natürlich eine Falle, und er wusste es. Er war gespannt auf Janines Reaktion. Welche Lüge würde sie ihm auftischen? Dass sie als Model arbeite oder als Designerin in der Modebranche? Irgendein Cover, das sie sich ausgedacht hatte, um nicht die Wahrheit sagen zu müssen: dass sie sich ihren Lebensunterhalt damit verdiente, reiche Männer auszunehmen.
Janine zögerte. "Das hängt davon ab, was Sie unter 'beruflich' verstehen." Sie hatte keine Lust, über ihr Leben aus der Zeit vor Stephanos zu sprechen. Diese Phase ihres Lebens lag endgültig hinter ihr.
"Womit man sein Geld verdient", erwiderte er trocken.
"Verstehe. Nun, im Moment bin ich diese Sorge glücklicherweise los. Dank Stephanos muss ich zurzeit kein Geld verdienen, wofür ich ihm wirklich sehr dankbar bin. Er ist unglaublich großzügig."
Nikos sah sie verblüfft an. Mit dieser offenen Antwort hatte er nicht gerechnet. Sie hatte die Unverschämtheit einzugestehen, dass sie sich von ihm aushalten ließ? Das hätte er nicht für möglich gehalten.
"Das heißt, das Leben ist ein einziger Urlaub für Sie?" fragte er höhnisch.
Janine sah ihn erschrocken an. Hatte sie seine Wut gespürt? Hatte er sich etwa verraten? Mit einem Mal wirkte sie sehr unsicher. Sie setzte zu einer Antwort an, da trat der Ober an ihren Tisch und erkundigte sich, ob alles zu ihrer Zufriedenheit sei.
Sie versicherten ihm, dass das Essen fantastisch gewesen war, und er verließ sie wieder. Damit war der Moment vorbei. Nikos war froh darüber. Janine durfte auf gar keinen Fall Verdacht schöpfen, was sein wahres Motiv für ihre Begegnung betraf.
Daher wechselte er das Thema und erzählte ihr von seinen Plänen für den folgenden Tag. Zuerst wollte er mit ihr eine Rundreise über die Insel machen und sich dann verschiedene Häuser anschauen, die eventuell für ihn als Kaufobjekte in Betracht kamen. Es gab einige Villen an der Küste, die ihn interessierten. Ein Makler hatte ihm von den alten venezianischen Stadthäusern am Hafen von Skarios vorgeschwärmt.
Unabhängig davon, ob er gleich ein Haus kaufen würde oder nicht, hatte er auf jeden Fall vor, in den nächsten zwei bis drei Monaten ein Haus zu mieten. Er wollte Janine Fareham
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