Hast du mich nie geliebt
stand auf. Dann verabschiedeten sie sich von den beiden Männern.
"Und? Hat Ihnen eines der Häuser zugesagt?" fragte sie, als sie durch die gepflasterten Straßen der kleinen Stadt gingen.
Er zuckte die Schultern. "Ich bin mir noch nicht sicher. In solchen Werbeprospekten steht immer eine ganze Menge. Die Wirklichkeit sieht oft anders aus. Man muss sich vor Ort davon überzeugen." Er wechselte das Thema. "Jedenfalls gibt es hier viele interessante Läden. Mögen Sie Souvenirs? Ich fände es schön, wenn Sie sich etwas Hübsches aussuchen würden. Ich bezahle gern dafür."
Janine lachte. "Warum sollten Sie für meine Einkäufe bezahlen?" fragte sie erstaunt.
"Weil ich ein Mann bin", erwiderte er schlicht. Er hielt es offensichtlich für seine Pflicht, ihre Rechnungen zu begleichen.
"Vielen Dank, das ist nicht nötig. Ich kann selbst dafür bezahlen."
"Mit Stephanos' Geld?" konnte er sich nicht verkneifen zu fragen.
Janine schüttelte den Kopf. "Nein, ich habe mein eigenes Geld", erwiderte sie steif. "Überrascht Sie das etwa? Stephanos war mir gegenüber sehr großzügig, das will ich nicht bestreiten. Aber ich bin nicht abhängig von ihm."
"Nein?" fragte er spöttisch.
"Nein", erwiderte sie fest. "Und ich brauche auch Ihr Geld nicht, Mr. Kiriakis."
"Nikos", erwiderte er und nahm ihre Hand. "Ich heiße Nikos."
Beide blieben stehen. Janine sah ihn an, und ihr Herz schlug plötzlich schneller.
"Nikos", wiederholte er. "Sie haben meinen Segen. Bitte, kaufen Sie so viele Souvenirs, wie Sie wollen. Mir soll es recht sein."
Am Ende fand Janine eine kleine perlenbestickte Tasche für ihren Schmuck, die sie selbst bezahlte.
"Ist das alles?" fragte Nikos erstaunt.
Sie nickte.
Ist das ein Trick von ihr, fragte er sich. Tat sie so, als wäre sie billig zu haben? War dies wirklich die schamlose Betrügerin, als die Demetria sie geschildert hatte? Er wunderte sich immer mehr über Janine.
Außerdem musste er sich weiterhin eingestehen, dass sie ihm sehr gut gefiel. Der kurze Rock umspielte ihre Beine, das Top ließ ihr Dekollete vorzüglich zur Geltung kommen. Doch er schien nicht der einzige Mann zu sein, dem es die schöne Blondine angetan hatte. Ein Tourist warf ihr einen anzüglichen Blick zu, den Janine aber gar nicht zu bemerken schien. Nikos hingegen sah ihn böse an. Der Mann kapierte sofort und verschwand um die nächste Ecke.
Es gefiel Nikos gar nicht, dass andere Männer Janine beäugten. Einem plötzlichen Impuls folgend, legte er ihr besitzergreifend den Arm um die Taille.
Sie erstarrte, wehrte sich aber nicht. Er lächelte ihr beruhigend zu.
"Haben Sie Hunger?" fragte er. "Lassen Sie uns zum Hafen hinuntergehen. Dort gibt es die besten Restaurants."
Sie machten sich auf den Weg. Noch immer hatte er ihr den Arm um ihre Taille gelegt. Er sagte sich, dass dies nur zu ihrem Schutz geschah, damit andere Männer nicht auf dumme Gedanken kamen. Aber er wusste, dass er sich etwas vormachte. Es gab noch einen anderen, viel einfacheren Grund, warum er sie so nah bei sich haben wollte.
Weil es sich gut und richtig anfühlte. Weil sein Arm genau dort lag, wo er liegen sollte. Und weil er stolz darauf war, mit einer so schönen jungen Frau gesehen zu werden.
"Rot oder blau, was ist Ihnen lieber?" Er zeigte auf die beiden Restaurants am Hafen. Eines hatte eine blaue, das andere eine rote Markise.
"Das überlasse ich Ihnen."
Sie klang bedrückt. Stimmte etwas nicht? Besorgt sah er sie an.
"Gut, dann nehmen wir blau. Das ist immerhin die Farbe der Hoffnung!"
Janine lachte und entspannte sich ein wenig. Als Nikos in der Altstadt plötzlich den Arm um ihre Taille gelegt hatte, hatte sie diese Berührung wie ein elektrischer Strom durchzuckt. Er hatte es mit der größten Selbstverständlichkeit getan. Janine hingegen hatte kaum zu atmen gewagt, so sehr verwirrte sie seine plötzliche Nähe. Aber vielleicht machte sie ja auch zu viel daraus. Möglicherweise hatte es keinerlei Bedeutung, und er wollte einfach nur ritterlich sein.
"Da vorn ist ein freier Tisch", sagte sie, bemüht, möglichst ruhig zu klingen.
Sie ließen sich im Schatten der Markise nieder. Janine legte ihre Sonnenbrille auf den Tisch, löste die Haarklammern und schüttelte erleichtert ihr langes Haar. Plötzlich spürte sie Nikos' Blick auf sich ruhen. Auch er hatte seine Sonnenbrille abgelegt und betrachtete sie mit einer Intensität, die ihr die Röte ins Gesicht trieb.
In diesem Moment erschien der Kellner und brachte ihnen die Karte.
Weitere Kostenlose Bücher