Hast du mich nie geliebt
geschah. Hilfe suchend sah sie ihren Vater an.
Plötzlich lächelte Demetria. "Trotzdem bin ich froh, sehr froh sogar. Auf diesen Tag habe ich lange gewartet. Die Umstände sind nicht so, wie ich gedacht habe, aber es ist trotzdem ein freudiger Anlass. Und dass du es bist, freut mich sogar noch mehr."
Janine sah sie starr an. Demetrias Worte waren ihr völlig unverständlich.
Dann trat ihr Vater auf sie zu, nahm sie bei der Hand und führte sie aus dem Zimmer. Er warf Demetria einen fragenden Blick zu, und sie nickte. Falls überhaupt möglich, schien die Spannung im Raum noch größer zu werden.
Janine wusste nicht, wie ihr geschah. Wie benommen ging sie neben ihrem Vater her. Vielleicht sollte sie ja irgendwelche Dokumente unterzeichnen. Möglicherweise ging es um Geld. Aber warum dann die Geheimniskrämerei?
Sie gingen durch den Salon in ein kleines Zimmer am Ende des Korridors. Stephanos öffnete die Tür und ließ Janine den Vortritt.
Auf den Anblick, der sich ihr bot, war sie jedoch nicht vorbereitet.
Mitten im Raum stand Nikos.
Instinktiv drehte Janine sich um, um zu fliehen, aber Stephanos versperrte ihr den Weg.
"Mein Liebling, ich weiß – das tut sicher sehr weh. Aber es muss sein."
Janine spürte seinen eisernen Willen. Er gab ihr einen kleinen Stups und betrat nach ihr das Zimmer.
Am liebsten hätte sie die Hände vors Gesicht geschlagen. Nikos' Anblick war mehr, als sie ertragen konnte. Wie durch einen Nebelschleier nahm sie wahr, dass sie sich in einer Art Büro befanden. Mitten im Zimmer stand ein Schreibtisch mit einem Computer darauf. Mehrere Mappen und Dokumente lagen dort bereit.
Nikos trug einen dunklen Anzug, der ihn noch attraktiver machte.
Er sah sie an. Seine Züge wirkten angespannt.
Was sollte das? Warum war Stephanos so grausam zu ihr? Warum unterzog er sie dieser schrecklichen Prüfung? Hatte sie denn nicht schon genug gelitten?
Das Schweigen war drückend. Lange Zeit sprach keiner ein Wort.
Dann sagte Stephanos etwas zu Nikos auf Griechisch. Obwohl Janine nichts verstand, hörte sie doch den gewichtigen Ton heraus. Nikos' Züge wurden noch ernster. Er vermied es weiterhin, Janine anzuschauen. Sie hatte das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden. Gab es denn keinen Ausweg? Musste sie all dies ertragen? Hilfe suchend wandte sie sich an ihren Vater.
Stephanos sah die Qual, die sie durchmachte. Er räusperte sich.
"Meine Tochter, mein geliebtes Kind. Dir ist schweres Unrecht zugefügt worden. Doch jetzt wird alles wieder gut." Er beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Es war wie ein Ritual, ein väterlicher Segen. Dann warf er Nikos noch einen mahnenden Blick zu und verließ das Zimmer.
Janine blieb wie erstarrt stehen. Der Impuls zu fliehen war stärker denn je. Aber ihre Füße schienen am Boden festgenagelt zu sein.
Nikos sah sie an. Einen kurzen Moment lang hatte sie das Gefühl, als würde etwas in seinen Augen aufblitzen. Ein Feuer, ein Anflug jener Leidenschaft, die sie miteinander verbunden hatte. Aber es verschwand so schnell, wie es gekommen war.
Was würde er ihr sagen? Dass er einen Fehler gemacht hatte? Wollte er sich bei ihr entschuldigen? Wofür? Dafür, dass er ihr das Herz gebrochen hatte?
Sie sah Nikos an, der allen Ernstes geglaubt hatte, sie wäre die Geliebte eines Mannes, der doppelt so alt war wie sie. Eines Mannes, der alt genug war, ihr Vater zu sein. Die Ironie des Ganzen war unerträglich.
"Janine …"
Sie zuckte zusammen. Der Klang ihres Namens aus seinem Mund brachte sie völlig aus der Fassung. Dadurch kam alles wieder hoch, was sie am liebsten verdrängt hätte. Fast wäre sie in Tränen ausgebrochen. Nur mit äußerster Willensanstrengung gelang es ihr, sich aufrecht zu halten.
"Ja?"
Nikos atmete tief durch. Nicht ohne Genugtuung stellte Janine fest, dass die Situation auch ihm zu schaffen machte.
"Dies ist nicht leicht für uns beide", begann er. "Wir sollten wie Erwachsene damit umgehen."
Janine hörte unbewegt zu. Sie war auf der Hut. Diesmal würde es ihm nicht gelingen, sie einzuwickeln.
Er fuhr fort: "Ich habe vorhin mit Stephanos gesprochen. Er hat bereits alles Nötige veranlasst. Wie er mir sagte, wird er dir eine stattliche Summe übertragen, als Vorschuss auf dein Erbe. Von mir wirst du ebenfalls Geld bekommen, damit du ein unabhängiges Einkommen hast. Was die Zeremonie angeht, so möchte Demetria daraus ein großes gesellschaftliches Ereignis machen. Mir persönlich ist das egal, das überlasse ich
Weitere Kostenlose Bücher