Hast du mich nie geliebt
geliebtes Kind!"
Ihr Vater ließ sie weinen. Er wusste, es tat ihr gut. Irgendwann versiegten die Tränen, irgendwann konnte Janine sich aus seiner Umarmung lösen. Stephanos strich ihr sanft übers Haar.
"Ich würde mein Leben dafür geben, das ungeschehen zu machen", sagte er bewegt. "Es ist meine Schuld, ich weiß es."
Sie schüttelte den Kopf. "Nein, natürlich ist es nicht deine Schuld. Ich bin auf ihn hereingefallen, ich …", sie hob den Kopf, "… wo … wo ist er?" Sie konnte nicht einmal Nikos' Namen aussprechen.
"Fort. Er ist fort." Stephanos klang sehr grimmig. "Er ist von selbst gegangen. Hol jetzt deine Sachen, mein Kind. Wir werden auch von hier verschwinden."
Sie trocknete ihre Tränen.
"Ja, gut. Und … muss ich wieder ins Hotel zurück?" Der Gedanke war einfach schrecklich.
"Nein, du kommst mit mir nach Athen", erwiderte Stephanos fest.
Janine sah ihn überrascht an. "Und Demetria?"
Sie hatte nicht vergessen, was Stephanos ihr bei ihrer ersten Begegnung über seine Frau erzählt hatte.
"Ich kann ihr das nicht antun", hatte er gesagt. "Seit zehn Jahren versucht sie, schwanger zu werden. Sie macht sich selbst Vorwürfe, glaubt, dass es an ihr liegt. Diese Operation ist ihre letzte Hoffnung. Es wäre grausam, ihr jetzt die Wahrheit zu sagen."
Janine hatte das sofort verstanden und eingewilligt, so lange im Dunkeln zu bleiben, bis sich die Lage verändert hatte. Ihr Herz war voller Mitleid für Demetria. Doch jetzt war mit einem Mal alles anders.
"Ich werde ihr die Wahrheit sagen müssen", meinte Stephanos. Sein Entschluss schien festzustehen. "Ich will ehrlich zu dir sein, Janine. Ich hatte gehofft, dass die Operation erfolgreich verlaufen würde und Demetria ein eigenes Kind zur Welt bringen könnte. Dann hätte sie dich viel leichter akzeptieren können. Aber jetzt ist alles anders. Ich darf deine Existenz nicht länger verschweigen. Im Gegenteil, mein Schweigen ist schuld daran, dass alles so gekommen ist. Ich hätte von Anfang an ehrlich sein müssen. Das bin ich dir und ihr schuldig." Er seufzte tief und wandte sich zum Gehen.
Dann drehte er sich noch einmal um. "Ich werde sie jetzt anrufen und ihr alles sagen. Sie weiß nicht, dass ich hier bin. In einer halben Stunde fahren wir dann."
Er ging zurück ins Wohnzimmer, ein älterer, gebückter Mann, dem das Schicksal einen schweren Schlag versetzt hatte. Janine blieb nichts anderes übrig, als ihre Sachen zu packen.
Sie flogen im Hubschrauber zurück nach Skarios, wo Stephanos' Privatjet bereits auf sie wartete.
Janine war froh gewesen, die Villa und alles, was damit zusammenhing, zu verlassen. Zu schmerzlich war die Erinnerung daran, was sie hier mit Nikos erlebt hatte. Sie fühlte sich wie betäubt, nahm kaum etwas von ihrer Umgebung wahr.
Nur einmal warf sie aus dem Hubschrauber noch einen Blick zurück und sah, dass die Yacht nicht mehr vor Anker lag.
Er war fort. Fort, fort, fort.
Der Flug nach Athen dauerte keine Stunde. Die Stadt war in dichten Smog gehüllt. Janine saß auf dem Rücksitz der Limousine und fühlte sich noch immer wie betäubt.
Diese Taubheit dauerte an, bis sie Kifissia erreicht hatten, den exklusiven Vorort, wo die Reichen und Schönen der Stadt wohnten. Stephanos wurde vom Personal freudig begrüßt. Sie schienen auch nicht erstaunt über die blonde junge Frau an seiner Seite zu sein.
Er drehte sich um und wandte sich ihr zu. Seine Züge wirkten noch immer sehr angespannt.
"Bitte lass mich zuerst mit Demetria sprechen", sagte er und bat eines der Hausmädchen, Janine ihr Zimmer zu zeigen.
Das Mädchen führte sie hinauf in eine der Suiten. Sie war mit wunderschönen Antiquitäten eingerichtet, aber Janine hatte keinen Blick für ihre Umgebung. Sie spürte, sie wollte nicht hier sein. Sie konnte nicht in Griechenland bleiben.
Zurück nach London. Zurück zu ihrer Arbeit. Ja, das war die richtige Entscheidung. Sie konnte Stephanos ja auch sehen, wenn er in England war. Das würde genügen müssen. So ging es jedenfalls nicht weiter.
Bei dem Gedanken, ihren Vater, den sie gerade erst wieder getroffen hatte, erneut zu verlieren, kamen ihr die Tränen. Sie trat ans Fenster und sah hinaus in den Garten. Nachdem das Mädchen ihren Koffer ausgepackt hatte, verließ es Janine. Plötzlich war es sehr still im Zimmer.
Nikos – gegen ihren Willen musste sie wieder an ihn denken. Die Ungeheuerlichkeit dessen, was er ihr angetan hatte, raubte ihr den Atem. Wie hatte das geschehen können? War sie
Weitere Kostenlose Bücher