Hast du mich nie geliebt
euch beiden."
Er verstummte und sah sie fragend an. Seine Rede hatte geklungen, als würde er noch einmal die wichtigsten Punkte eines geschäftlichen Abkommens zusammenfassen. Jetzt wartete er offensichtlich nur noch auf ihre Zustimmung, und damit war die Sache dann offensichtlich für ihn erledigt.
Janine starrte ihn an. Sie hatte das Gefühl zu träumen.
"Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst", sagte sie verblüfft.
Er runzelte die Stirn.
"Ach ja, ich habe vergessen, dass du mit unseren Sitten und Gepflogenheiten nicht vertraut bist. Entschuldige bitte. Du kannst dich darauf verlassen, dass Stephanos deine Interessen optimal vertreten wird. Was das Geld angeht, so wirst du mehr als versorgt sein. Und die Zeremonie …" Er schüttelte den Kopf. "Demetria freut sich schon sehr darauf, das Fest auszurichten. Schließlich hat sie sich das immer für mich gewünscht."
"Hat sie sich … was? Es tut mir Leid, aber ich verstehe überhaupt nichts."
"Sie hat sich immer gewünscht, dass ich heirate", erwiderte er schlicht.
Janine vernahm die Worte, aber sie erreichten sie nicht. Diese Neuigkeit kam wie aus heiterem Himmel. Mit allem hatte sie gerechnet, aber nicht damit. Und es tat weh, so weh. Der ganze Schmerz war plötzlich wieder da, die erlittene Demütigung traf sie erneut wie ein Faustschlag in den Magen.
"Du … du wirst heiraten?" Ihre Stimme drohte zu brechen.
Nikos sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren.
"Hast du mir nicht zugehört?" fragte er aufgebracht. "Das versuche ich dir doch die ganze Zeit über zu erklären. Stephanos und ich haben uns auf eine Summe geeinigt, die er dir vermachen wird. Eine sehr großzügige Summe, wie ich dir versichern kann. Demetria wird sich um die Ausrichtung unserer Hochzeit kümmern. Was mich angeht, so würde ich eine schlichte Trauung auf dem Standesamt vorziehen. Mir ist unter diesen Umständen nicht nach einer großen Feier zu Mute. Aber das überlasse ich euch beiden. Meine Schwester hat jedenfalls versprochen, sich um alles zu kümmern."
Janine war wie erstarrt. Ihre Knie wurden weich, sie konnte sich nur noch mit Mühe aufrecht halten.
"Die Hochzeit … unsere Hochzeit …"
Nikos machte einen Schritt auf sie zu. "Ja, unsere Hochzeit", wiederholte er und sah sie eindringlich an. "Janine, wir beide müssen heiraten. Das ist dir doch klar, oder etwa nicht?" Er sah sie ungläubig an.
Langsam, ganz langsam schüttelte sie den Kopf.
"Nein, das ist mir ganz und gar nicht klar. Ich verstehe das nicht."
Erneut blitzte etwas in seinen Augen auf. War es Ärger oder Wut? Sie hätte es nicht zu sagen vermocht.
"Du verstehst es nicht?"
Sie blieb stumm.
"Janine?" Er streckte die Hand nach ihr aus. Sie wich zurück, als hätte sie eine Schlange gebissen.
"Fass mich nicht an!" sagte sie wild entschlossen. "Nein, ich verstehe es nicht, und ich will es auch nicht verstehen. Das ist ja absurd! Ihr müsst alle verrückt geworden sein."
"Wie bitte?" Jetzt klang er wirklich sehr verärgert. "Sag das doch mal Stephanos und Demetria!" Er presste die Lippen zusammen. "Sie geben sich die Schuld an allem, was passiert ist. Und sie wollen es wieder gutmachen. Stephanos macht sich große Vorwürfe, weil er seiner Frau deine Existenz verschwiegen hat. Und Demetria bereut, dass sie mich in das Ganze verwickelt hat. Nur durch unsere Hochzeit können ihre Fehler wieder gutgemacht werden. Das glauben sie jedenfalls."
Janine verschlug es die Sprache.
"Wenn du deinen Vater so liebst, wie ich meine Schwester liebe, müssen wir tun, was sie von uns verlangen. Sie haben das Gefühl, dass deine Ehre beschmutzt wurde."
"Meine Ehre?" Das wurde ja immer schlimmer!
Er seufzte. "Vergiss nicht, wir sind in Griechenland. Hier glaubt man daran, dass ein Vater seine Tochter beschützen muss. Die Familie ist das höchste Gut. Beide haben den Eindruck, dass die Ehre der Familie verletzt wurde. Nur durch unsere Hochzeit kann alles wieder ins Lot gebracht werden."
Janine erwiderte darauf nichts. Nach einer Weile sagte sie langsam: "In meinem ganzen Leben habe ich noch nie etwas so Absurdes gehört."
Sie drehte sich um, öffnete die Tür und verließ das Zimmer.
Janine stürmte durch den Salon und die Treppe hoch. In diesem Moment wurde die Tür zum Wohnzimmer aufgerissen, und Demetria kam heraus. Sie sah Janine erwartungsvoll an.
"Und? Was sagst du? Seid ihr zu einer Einigung gekommen?"
Janine blieb stumm. Dann erschien Stephanos. Janine betrachtete sie, und plötzlich wurde ihr
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