Hastings House
eigentlich gestanden hatte.
Ein merkwürdiger Druck lastete auf seinem Kopf.
Leslie …
Er musste kurz davor sein, den Verstand zu verlieren. Er hätte schwören können, dass er soeben ihren Namen gehört hatte, doch außer ihm befand sich niemand in diesem Zimmer.
Auf der einen Seite wollte er unbedingt hierbleiben, um herauszufinden, von wem oder was er heimgesucht wurde. Auf der anderen Seite spürte er ein unerklärliches und widersinniges Drängen, das ihn zurück zur Baustelle trieb – als könnte er spüren, dass Leslie in Gefahr schwebte.
Er hatte den Eindruck, als wolle ihn jemand in Richtung der Ausgrabungsstätte drängen.
Das war doch lächerlich. Sie befand sich auf der Baustelle in Sicherheit, niemand konnte ihr dort etwas zuleide tun.
“Was ist?”, fragte Melissa, die in der Tür stand und ihn skeptisch ansah.
“Nichts. Alles in Ordnung. Danke für den Doughnut.”
Fluchtartig verließ er das Haus, und ehe er sich versah, war er auf dem Weg zurück zur Baustelle.
Sie blinzelte. Ein blendendes Licht schien ihr ins Gesicht, und einen Moment lang glaubte sie, ein Monster anzustarren, erst dann erkannte sie, dass es sich um einen Mann handelte.
Professor Laymon stand vor ihr, das Licht seiner Lampe spiegelte sich in seinen Brillengläsern. Sein hageres Gesicht wirkte im Spiel von Licht und Schatten fast gespenstisch.
“Es geht ihr gut”, sagte er zu jemandem außerhalb ihres Gesichtsfelds. “Es geht ihr gut.”
Was
hatte sie am Kopf getroffen?
Von Misstrauen erfüllt schwieg sie.
“Wir müssen einen Rettungswagen rufen”, hörte sie Brad antworten.
“Nein, nein”, widersprach sie und machte eine abwehrende Geste, während sie sich aufsetzte. Der düstere Raum drehte sich ein paar Sekunden lang vor ihren Augen, aber dann klärte sich ihr Blick. Sie sah sich kurz um und stellte fest, dass sie nicht länger allein in der Gruft war. Und sie befand sich auch nicht mehr an der Wand, an der sie zu Boden gesunken war, sondern sie saß auf einem Haufen Geröll mitten im Raum.
“Ich weiß nicht …”, begann sie.
“Du hast einen ziemlichen Brocken auf den Kopf bekommen”, sagte Brad.
“Einen Brocken auf den Kopf?”, wiederholte sie verständnislos.
“Ja, von der Decke”, erklärte Laymon. “Ein Teil vom Verputz hat sich gelöst. Wir müssen hier unbedingt Sicherheitsvorkehrungen treffen.”
Von draußen waren laute Stimmen zu hören, und im nächsten Augenblick kam Joe hereingestürmt. Er lief zu ihr und sah dann zu Brad und Laymon. Leslie folgte seinem vorwurfsvollen Blick und entdeckte Robert Adair, der sich ganz in der Nähe aufhielt und einen auffallend unbehaglichen Eindruck vermittelte. Als sie die Augen etwas zusammenkniff, konnte sie am Eingang zur Gruft einige Arbeiter und weitere Polizisten stehen sehen, unter ihnen auch Ken Dryer, die alle in ihre Richtung schauten. Hank Smith war ebenfalls da.
“Was zum Teufel ist hier passiert?”, wollte Joe ungehalten wissen.
“Der Zahn der Zeit hat am Deckenverputz genagt”, erklärte Brad. Er starrte Joe an und kam offenbar zu dem Schluss, dass er einen gewissen Einfluss auf Leslie hatte. “Sie sollte sich von einem Arzt untersuchen lassen. Das war ein ziemlich großes Stück, das sie am Kopf getroffen hat.”
“Ich kümmere mich darum”, meinte Joe zustimmend.
“Nein!”, protestierte sie, musste aber die Zähne zusammenbeißen, als sie aufstand. War sie wirklich von einem Stück Verputz getroffen worden? Hatte sie sich die Kälte genauso eingebildet wie das Gefühl, jemand sei in der Gruft gewesen? Egal, was tatsächlich geschehen war, sie würde jetzt nicht Brads und Laymons Erklärung widersprechen. Das konnte sie erst machen, wenn sie selbst etwas dagegenhalten konnte, das nicht so verrückt und absurd klang. “Nein”, wiederholte sie dennoch. “Das ist mein Ernst.” Von draußen hörte sie beunruhigte Stimmen, und sie zwang sich, aus eigener Kraft einen Schritt zu machen. “Mir geht es gut”, beharrte sie.
“Dir geht es nicht gut”, konterte Brad.
“Mir
geht
es gut”, versicherte sie ihm.
“Wir sollten besser auf Nummer sicher gehen”, warnte Joe, der ernsthaft besorgt um sie war. Was machte
er
überhaupt hier? Er hatte die ganze Nacht im Wagen zugebracht, um auf sie aufzupassen, und er würde doch ganz bestimmt lieber duschen und sich umziehen, anstatt hier bei ihr zu sein. Außerdem war da noch die Frau, die er suchen sollte.
“Du weißt, dass er recht hat”, warf Robert Adair ein.
“So
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