Hasturs Erbe - 15
war sein Name. Er wurde vor meiner Geburt getötet, im gleichen Jahr, als Stefan der Vierte starb …”
„Und mein Vater”, sagte Regis in einem Aufwall Unvertrauter Aufregung. „Mein ganzes Leben schon kenne ich diese Geschichte. Dani, dein Bruder war die persönliche Leibwache meines Vaters. Sie wurden im gleichen Augenblick getötet - er starb, als er versuchte, den Körper meines Vaters zu schützen. Wußtest du, daß sie Seite an Seite in einem Grab auf dem Feld von Khilghairlie begraben liegen?”
Er erinnerte sich, sagte aber nicht, was ihm ein alter Diener verraten hatte, nämlich, daß beide in Fetzen zerstückelt und zusammen begraben wurden, wo sie niederfielen, da niemand mehr sagen konnte, welche Teile zu seinem Vater gehörten und welche zu Danis Bruder. „Ich wußte es nicht”, flüsterte Danilo mit aufgerissenen Augen. Regis, von einem fremdartigen Gefühl erfaßt, sagte: „Es muß schrecklich sein, so zu sterben, aber nicht so schrecklich, wenn dein letzter Gedanke ist, jemand anderen zu schützen…”
Danilos Stimme klang nicht sehr fest. „Sie hießen beide Rafael, und sie hatten sich einander verschworen, und sie kämpften zusammen und starben zusammen und liegen in einem Grab…” Er streckte seine Hand nach Regis aus, als wisse er kaum, was er tat, und umschlang dessen Finger. Er sagte: „Ich möchte so sterben. Du nicht auch?”
Wortlos nickte Regis. Einen Moment erschien es ihm, als habe ihn etwas sehr tief getroffen, ein fast schmerzhaftes Bewußtsein und Gefühl. Es war wie eine körperliche Berührung, wenn auch Danilos Finger nur leicht in seiner Hand ruhten. Plötzlich ließ er, erstaunt durch die Intensität seiner Gefühle, Danilos Hand los, und die Aufwallung von Emotionen verebbte. Einer der Kadettenoffziere kam auf sie zu und sagte: „Dani, der Waffenmeister hat nach dir geschickt.” Danilo ergriff seine schäbige Ledertunika, zog sie rasch über das Hemd und ging. Regis dachte daran, daß er die ganze Nacht auf den Beinen gewesen war und streckte sich auf dem kitzelnden Stroh seiner Pritsche aus. Er war zu unruhig, um schlafen zu können, fiel jedoch rasch in einen unangenehmen Schlummer, gestört von den anvertrauten Geräuschen der Wachhalle, dem Metallklicken aus der Zeugkammer, wo jemand einen Schild reparierte, Männerstimmen, die anders als die gedämpften Laute im Kloster waren. Im Halbschlaf begann er eine alptraumartige Reihe von Gesichtern an sich vorbeiziehen zu sehen: Lew Alton, der traurig und wütend aussah, als er Regis sagte, er habe kein Laran, Kennard, der für Marius bat, sein Großvater, der dagegen ankämpfte, Erschöpfung und Kummer zu zeigen. Als er tiefer in das neutrale Gebiet am Rande des Schlafs hineintrieb, erinnerte er sich an Danilo, wie er mit dem hölzernen Übungsschwert auf Nevarsin umging. Jemand, den Regis nur undeutlich sehen konnte, stand hinter ihm. Danilo bewegte sich rasch fort, und er hörte durch seinen Traum ein rauhes, schrilles Lachen, das wie der Ruf eines Falken klang. Und dann erschien ihm plötzlich ein Bild Danilos vor Augen, der mit abgewandtem Gesicht zur Wand gerollt lag und herzzerreißend weinte. Und durch die traumartigen Schluchzer spürte Regis entsetzliche Furcht, Ekel und eine überwältigende Scham …
Jemand legte ihm die Hand auf die Schulter und schüttelte ihn. Der Raum in der Baracke war im Sonnenuntergang dämmrig geworden. Danilo sagte: „Regis? Tut mir leid, daß ich dich wecken muß, aber der Kadettenmeister will dich sehen. Kennst du den Weg?” Regis setzte sich auf und war noch etwas benommen durch den heftigen Alptraum. Einen Moment dachte er, Danilos Gesicht, das sich in dem Dämmerlicht über ihn beugte, sei immer noch gerötet und geschwollen, als habe er wie im Traum geweint. Nein, das war lacherlich. Dani sah erhitzt und verschwitzt aus, als sei er bei der Übung schnell gelaufen. Wahrscheinlich hatten sie seinen Schwertkampf getestet. Regis versuchte, die letzten Reste des Traums abzuschütteln. Er ging in den Waschraum mit dem Steinfußboden, der neben der Latrine lag, und spritzte sich etwas von dem betäubend kalten Wasser von der Pumpe ins Gesicht. Als er wieder im Zimmer war und sich die Ledertunika über Danilos geflicktes Hemd zerrte, sah er Danilo, den Kopf in den Händen vergraben, auf dem Bett liegen. Vielleicht hatte er bei dem Waffentest schlecht abgeschnitten und war nun unglücklich darüber. Regis ging, ohne seinen Freund zu stören.
In der Waffenkammer befanden sich ein
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