Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
reden.«
    »Ich höre, mein Kind. Nicht einmal der Rat würde mich bei einem solchen Wetter rufen.«
    Regis blickte zu den Dienern, die durch das Zimmer gingen. »Allein, Sir. Dies geht die Ehre der Hasturs an.«
    Ein verwunderter Ausdruck trat ins Gesicht des alten Mannes, und er winkte die Diener aus dem Raum. »Du willst doch nicht etwa sagen, daß Javanne sich in Schande stürzte?«
    Allein der Gedanke, seine aufrechte und verwöhnte Schwester spiele die Leichtfertige, hätte Regis zum Lachen gebracht, wenn er hätte lachen können. »Nein, Sir, auf Edelweiß ist alles in Ordnung, und den Säuglingen geht es gut.« Er fühlte sich nicht mehr kalt, sondern spürte ein inneres Zittern, das er nicht einmal als Furcht erkannte. Er stellte den leeren Becher ab, der in seinen Händen erkaltet war, und schüttelte den Kopf auf das Angebot hin, ihn noch einmal zu füllen.
    »Großvater, erinnert Ihr Euch an Danilo Syrtis?«
    »Syrtis? Die Syrtis sind alte Hastur-Leute. Der Freund und Waffenbruder deines Vaters trug diesen Namen. Der alte Dom Felix war mein Falkner. Warte mal, da war doch in diesem Jahr diese schändliche Angelegenheit bei der Wache, ein degradierter Kadett. Schwertbruch. Hat das mit der Ehre der Hasturs zu tun, Regis?«
    Regis wußte, daß er nun sehr ruhig bleiben und daß seine Stimme beherrscht sein mußte. Er sagte: »Die Syrtis-Männer sind unsere Getreuen und Freunde, Sir. Aufgrund ihrer Dienste für uns – ist es da nicht auch unsere Pflicht, sie vor Angriffen und Mißbrauch, selbst durch einen Comyn, zu schützen? Ich habe erfahren … Danilo Syrtis wurde fälschlich angegriffen und degradiert, Sir. Und es ist noch schlimmer als das. Danilo ist ein … Katalysatortelepath, und Lord Dyan hat ihn mißbraucht, seine Schande aus Rache heraufbeschworen …«
    Regis Stimme brach. Der schneidende Moment des Kontakts mit Danilo überkam ihn wieder. Hastur blickte ihn in tiefer Bekümmerung an.
    »Regis, das kann nicht wahr sein!«
    Er glaubt mir nicht! Regis hörte seine Stimme holpern und wieder versagen. »Großvater, ich schwöre …«
    »Kind, Kind, ich weiß, daß du nicht lügst. Ich kenne dich zu gut!«
    »Ihr kennt mich überhaupt nicht!« schleuderte ihm Regis fast hysterisch entgegen.
    Hastur stand mühsam auf, kam zu ihm und legte ihm besorgt die Hand auf die Stirn. »Du bist krank, Regis, fiebrig, vielleicht im Delirium.«
    Regis schüttelte die Hand ab. »Ich weiß genau, was ich sage. Ich hatte einen Anfall von Schwellenkrankheit auf Edelweiß. Jetzt ist es besser.«
    Der alte Mann sah ihn mit erstaunter Skepsis an. »Regis, die Schwellenkrankheit sollte man nicht zu leicht nehmen. Zu den Symptomen gehören Verwirrung, Halluzinationen. Ich kann Lord Dyan nicht das verwirrte Toben eines kranken Kindes vorwerfen. Laß mich nach Kennard Alton schicken. Er hat die Turmausbildung und kann mit einem solchen Anfall umgehen.«
    »Bitte, laßt Kennard holen«, bat Regis. Seine Stimme zitterte. »Er ist der einzige Mann in Thendara, der erkennen kann, daß ich weder lüge noch rase! Es geschah auch auf seine Zustimmung hin. Er stand dabei und hat mitangesehen, wie man Danilo entehrte und das Kadettenkorps beschämte!«
    Hastur blickte tief besorgt. Er sagte: »Kann es nicht warten …« Er sah Regis scharf an und meinte: »Nein. Wenn du zu dieser Stunde durch einen Schneesturm geritten bist, um mir diese Information zu bringen, kann es sicher nicht warten. Aber Kennard ist ebenfalls sehr krank. Könntest du vielleicht zu ihm gehen, Kind?«
    Regis beherrschte einen erneuten Wutausbruch und sagte nur mit absoluter Beherrschung: »Ich bin nicht krank. Ich kann zu ihm gehen.«
    Sein Großvater blickte ihn fest an. »Wenn du nicht krank bist, wirst du es bald werden, wenn du weiter zitternd und naß hier herumstehst. Geh in dein Zimmer und zieh dich um, während ich Kennard Nachricht geben lasse.«
    Regis war wütend, daß man ihn wie ein Kind fortschickte, sich umzuziehen, doch er gehorchte. Es schien der beste Weg zu sein, seinen Großvater von seiner Vernunft zu überzeugen, zu zeigen, daß er bei Sinnen war. Als er in trockenen Kleidern zurückkam und sich besser fühlte, sagte sein Großvater knapp: »Kennard will mit dir reden. Komm.«
    Als sie durch die langen Flure gingen, spürte Regis die entschiedene Ablehnung seines Großvaters. Kennard saß in der Haupthalle der Alton-Räume vor dem Feuer. Er stand auf und trat einen Schritt auf sie zu, und Regis sah mit tiefem Mitleid, daß der alte Mann

Weitere Kostenlose Bücher