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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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»Faß die Kerze nicht an, wenn deine Hand nicht ruhig ist. Du steckst sonst irgend etwas in Brand. Regis, ich hatte Angst.«
    »Wegen der Kerze?« Er stellte sie ab.
    »Nein, weil du so gestöhnt hast. Ich habe, als ich dreizehn war, ein halbes Jahr in Neskaya verbracht. Ich habe einmal gesehen, wie eines der Mädchen Krämpfe bei einer Krise bekam.«
    Regis sah seine Schwester an, als würde er sie zum ersten Mal sehen. Er konnte nun die Gefühle hinter der kurzangebundenen, mürrischen Art spüren. Er legte ihr den Arm um die Schultern und sagte verwundert: »Hattest du wirklich Angst?« Die Barrieren zwischen ihnen waren verschwunden, und was sie hörte, war:
    »Würde es dir wirklich etwas ausmachen, wenn mir etwas passierte?« Sie reagierte auf das verwunderte Erstaunen dieser unausgesprochenen Frage mit richtiger Entrüstung.
    »Wie kannst du daran zweifeln? Du bist mein einziger Verwandter.«
    »Du hast Gabriel. Und fünf Kinder.«
    »Aber du bist der Sohn meines Vaters und meiner Mutter«, sagte sie und umarmte ihn kurz und fest. »Jetzt scheinst du wieder in Ordnung zu sein. Geh wieder ins Bett, bevor du dich erkältest und ich dich wie ein Baby pflegen muß.«
    Doch nun wußte er, was der scharfe Tonfall ihrer Stimme verbarg, und es störte ihn nicht mehr. Gehorsam schlüpfte er unter die Decke. Sie setzte sich auf den Bettrand.
    »Du solltest eine Zeitlang in einen Turm gehen, Regis. Nur um die Kontrolle zu lernen. Großvater kann dich nach Neskaya schicken oder nach Arilinn. Ein untrainierter Telepath stellt für sich selbst eine Bedrohung dar und ebenso für alle um ihn her. Das haben sie mir gesagt, als ich in deinem Alter war.«
    Regis dachte an Danilo. Hatte er irgend jemanden, der ihn warnen konnte?
    Javanne zog ihm die Decke bis ans Kinn hoch. Erinnerte sie sich nun, daß sie das schon so gemacht hatte, als er noch sehr klein gewesen war, noch ehe er den Unterschied kannte zwischen einer älteren Schwester und einer nie gekannten Mutter? Sie war selbst noch ein Kind gewesen, hatte jedoch versucht, ihn zu bemuttern. Wie hatte er das vergessen können?
    Sie küßte ihn sanft auf die Stirn, und Regis, der sich nun sicher und beschützt fühlte, stolperte in einen Abgrund tiefen, traumlosen Schlafes.
    Am nächsten Tag fühlte er sich benommen und krank, doch wenn ihm Javanne auch sagte, er solle im Bett bleiben, war er doch zu unruhig, dem zu folgen.
    »Ich muß sofort nach Thendara zurück«, beharrte er. »Ich habe etwas erfahren, was es notwendig macht, mit Großvater zu reden. Du hast selber gesagt, ich solle zu einem der Türme gehen. Was kann mir denn passieren, wenn mich drei Wachen begleiten?«
    »Du weißt genau, daß du nicht reisefähig bist. Ich sollte dich ausschelten und ins Bett stecken, wie ich es mit Rafael tun würde, wenn er unvernünftig ist«, sagte sie mürrisch.
    Seine neue Erkenntnis von ihr ließ ihn sanft antworten. »Ich wäre gerne jung genug für eine besorgte Schwester, selbst wenn sie mich auch ausschimpft. Aber ich weiß, was ich zu tun habe, Javanne, und ich bin der Frauenherrschaft entwachsen. Bitte behandle mich nicht wie ein Kind.«
    Seine Ernsthaftigkeit ernüchterte sie. Immer noch unwillig, schickte sie nach den Bediensteten und Pferden.
    Den ganzen Tag lang ritt er mit quälenden Erinnerungen, die sich immer und immer wiederholten, und mit einer zunehmenden Unsicherheit und Angst. Würden sie ihm glauben? Würden sie ihm überhaupt zuhören? Danilo befand sich außer Reichweite Dyans. Es war Zeit, es bekanntzumachen, bevor er jemand anders in Gefahr brachte. Und Regis wußte, wenn er schwieg, würde er stillschweigend dulden, was Dyan getan hatte.
    Am Nachmittag, als sie noch Meilen von Thendara entfernt waren, setzten wieder Schneefall und Graupelschauer ein, doch Regis schlug den Vorschlag seiner Eskorte, irgendwo Schutz und Unterkunft zu suchen, in den Wind. Jeder Augenblick zwischen ihm und Thendara wurde ihm nun zur Qual. Er sehnte sich danach, dort zu sein und seine angsterregende Konfrontation hinter sich zu bringen. Als sich die Meilen länger und länger hinzogen und er immer durchweichter und verzweifelter wurde, zog er den feuchten Umhang enger um sich und hüllte sich hinein wie in einen schützenden Kokon. Er wußte, daß seine Wachen über ihn redeten, doch diesen Gedanken schloß er gezielt aus und zog sich mehr und mehr in seinen Kummer zurück.
    Als sie über die Höhe des Passes ritten, hörte er das entfernte Dröhnen des Raumhafens dumpf und

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