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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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durch sicheren Instinkt. Er sagte: »Ich will, Bredu .«
    Die Berührung war wie ein schwacher elektrischer Schock. Regis spürte die Energieimpulse in sich wie Blitze aufzucken. Dann fühlte er die Strömungen in ihnen beiden, von Danilo in ihn hinein, in seinen Körper – in die Zentren in Kopf, Kehle, unter dem Herzen, tief drinnen in seinem Körper – und wieder zurück in Danilos Körper. Sie wirbelten, bäumten sich auf. Die Strudel begannen sich zu glätten. Die Strömung begann rasch und sanft zu gleiten. Zum ersten Mal seit Monaten, so schien es ihm, konnte er ohne die schleichende Übelkeit und den Schwindel etwas wahrnehmen, als die Energieströme in einem sicheren Kreislauf zu fließen begannen. Einen Moment lang war diese gemeinsame Lebensenergie alles, was sie spüren konnten, und unter ihrem erleichternden Einfluß tat Regis den für ihn seit langer Zeit ersten freien Atemzug.
    Dann begannen sich langsam seine und Danilos Gedanken zu vermischen. Klar, beieinander, als entsprängen sie einem einzigen Kopf, einem einzigen Wesen, verbunden in unbeschreiblicher Wärme und Nähe.
    Das war das einzige Bedürfnis. Jemanden so zu erreichen, dieses Zusammenheitsgefühl spüren, dieses Verschmelzen. Ohne Haut zu leben. Das ist Laran .
    In der friedlichen und beruhigenden Atmosphäre dieser zauberhaften Verschmelzung erkannte Regis immer noch die Spannung und das bohrende Bedürfnis in seinem Körper, doch es war nicht mehr so wichtig. Aber warum sollten wir beide nun noch davor Angst haben?
    Genau das, Regis wußte es nun, hatte seine Lebenskräfte zu Knoten zusammengeballt, hatte die lebensspendenden Ströme abgeblockt, bis er fast gestorben war. Sexualität war nur ein Teil davon. Das eigentliche Problem war die Unwilligkeit, sich selbst zu erkennen und zu akzeptieren. Ohne Worte wußte er, daß die Reinigung dieser Kanäle ihn befreit hatte, ihm ermöglicht hatte, das zu sein, was er war und was er sein würde.
    Eines Tages würde er den Kniff kennen, jene Strömungen zu dirigieren, ohne sie durch seinen Körper strömen zu lassen. Aber nun brauchte er dies hier und jemanden, der ihn vollständig akzeptierte, alles in ihm, seinen Geist und seinen Körper und seine Gefühle, der sich ihm vollständig hingeben konnte. Und es war eine größere Nähe als Blutsverwandtschaft. Ohne Haut zu leben.
    Und plötzlich wußte er, daß er keinen Turm mehr aufzusuchen brauchte. Was er nun gelernt hatte, war eine einfachere Möglichkeit, als das, was sie ihm dort beigebracht hätten. Er wußte, jetzt konnte er Laran so einsetzen, wie er es brauchte. Er konnte seine Matrix benutzen, ohne wieder krank zu werden. Er konnte mit jedem in Kontakt treten, mit dem er in Kontakt treten wollte, konnte die Botschaft senden, die ausgesandt werden mußte.
     

 
22
     
    (Lew Altons Erzählung)
     
    Zum neunten oder zehnten Mal in einer Stunde ging ich auf Zehenspitzen zur Tür, band den Lederriemen los und spähte hinaus. Die Außenwelt bestand aus einer grauen, wirbelnden, feuchten Masse. Ich wich wieder zurück, wischte mir den Schnee von der Stirn und sah in dem dämmrigen Licht, daß Marjorie wach war. Sie setzte sich auf und wischte mein Gesicht mit einem seidenen Taschentuch trocken.
    »Ein schwerer Sturm für diese Jahreszeit.«
    »Bei uns in den Bergen gibt es ein Sprichwort, Liebling: Vertraue weder der Prophezeiung eines Betrunkenen noch dem Hund eines anderen, noch dem Wetter zu jeder Jahreszeit.«
    »Wie dem auch sei«, sagte sie und versuchte, meine eigenen Gedanken in Worte zu kleiden. »Ich kenne diese Berge. An dem Sturm hier macht mir etwas Angst. Der Wind heult nicht so, wie er sollte. Der Schnee ist zu naß für diese Jahreszeit. Irgendwie ist etwas falsch. Ein Sturm, ja. Aber nicht so.«
    »Ob falsch oder nicht, ich wünschte nur, er hörte auf.« Doch im Moment waren wir dagegen machtlos. Wir konnten nur das Beste aus der Situation machen, hier zusammen im Schnee festzusitzen. Ich verbarg mein Gesicht an ihrer Brust. Lachend sagte sie: »Du bist aber gar nicht böse darüber, hier mit mir zu sein.«
    »Lieber wäre ich mit dir auf dem Arilinn«, sagte ich. »Wir hätten eine prachtvollere Brautkammer.«
    Sie legte ihre Arme um mich. Es war so dunkel, daß wir nicht das Gesicht des anderen erkennen konnten, doch wir brauchten kein Licht. Sie flüsterte: »Ich bin überall mit dir glücklich.«
    Wir waren nun übertrieben vorsichtig miteinander. Ich hoffte, eines Tages würde der Zeitpunkt kommen, wenn wir uns ohne

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