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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Angst in die Arme sinken konnten. Ich wußte, ich würde es nie vergessen, nicht solange ich lebte, jenen entsetzlichen Wahnsinn, der uns beide ergriffen hatte, und auch nicht jene schrecklichen Stunden danach, in denen sich Marjorie in einen dumpfen, erschöpften Schlaf hineinweinte, während ich ruhelos neben ihr lag. mit der Angst, sie würde mir nie wieder vertrauen und mich lieben.
    Diese Furcht verschwand einige Stunden später, als sie die Augen öffnete, die dunkel und geschwollen aus dem tränenfleckigen Gesicht blickten, und impulsiv die Hand nach mir ausstreckte, mit einer Zärtlichkeit, die meine Ängste hinwegfegte. Doch eine Furcht blieb: Konnte es uns wieder ergreifen? Konnte irgend jemand nach der Berührung durch Sharra wieder zu Vernunft kommen?
    Doch im Moment waren wir ohne Angst. Später schlief Marjorie wieder ein. Ich hoffte, diese ausgedehnte Ruhepause würde sie nach der langen Reise wieder zu Kräften bringen. Unruhig ging ich hin und her und spähte immer wieder in den Schnee hinaus. Später, das wußte ich, mußte ich mich nach draußen wagen, um unseren Pferden die letzten Reste Hafer und Heu zu geben.
    Irgend etwas an diesem Sturm war wirklich sonderbar. Er ließ mich an Thyras Trick mit dem Wasserfall denken. Nein, das war albern. Keine vernünftige Person würde aus persönlichen Gründen das Wetter beeinflussen.
    Aber ich sagte zu mir selbst: Konnte irgend jemand nach der Berührung durch Sharra geistig gesund bleiben?
    Ich wagte nicht einmal, in meine Matrix zu blicken, um nachzuprüfen, ob hinter der unverminderten Gewalt des Sturmes etwas anders lag. Wenn Sharra entfesselt war und raste, uns zu sich zurückziehen wollte, war meine Matrix nutzlos, ja, schlimmer als nutzlos, nämlich tödlich gefährlich.
    Ich fütterte die Pferde. Als ich zurückkam, schlief Marjorie immer noch. Mit den letzten Holzvorräten versuchte ich, ein Feuer zu entfachen. Auch das Essen wurde knapp, doch ein paar Tage Fasten würde uns nicht schaden. Schlimmer war der Nahrungsmangel für die Pferde. Als ich ein paar Körner für Haferbrei aufsetzte, fragte ich mich, ob ich Marjorie geschwängert hatte. Ich hoffte es natürlich, doch der Gedanke versetzte mich auch in Panik. Evanda und Avarra, nicht jetzt, nicht jetzt! Diese Reise war ohnehin schwer genug für sie. Ich fühlte mich wie zerrissen. Aus tiefem Instinkt heraus hoffte ich, sie trage bereits ein Kind von mir, und dennoch hatte ich vor dem, was ich mir am meisten wünschte, Angst.
    Ich wußte natürlich, was zu tun war. In den Turmzirkeln ist Keuschheit außer für die Bewahrerinnen eine Unmöglichkeit, und dies erfordert seinen Zoll. Aber Schwangerschaft ist für die Frauen dort gefährlich, und man kann die Unterbrechung ihrer Zeit dort nicht riskieren. Ich vermutete, Marjorie würde schockiert und unwillig sein, wenn ich sie auf diese Weise zu schützen versuchte. Anders wollte ich sie auch gar nicht haben. Aber was sollten wir tun? Immerhin würden wir ehrlich und offen darüber reden. Es war ohnehin ihre Wahl.
    Hinter mir wälzte sich Marjorie unruhig im Schlaf und rief: »Nein! Nein! Thyra, nein …« Sie saß kerzengerade da und hielt in wildem Entsetzen die Hände an den Kopf gepreßt. Ich lief zu ihr. Sie schluchzte angstvoll, doch als sie richtig wach war, konnte sie sich nicht erinnern, was sie gesehen oder geträumt hatte.
    Tat Thyra ihr etwas an? Ich hegte keinen Zweifel, daß sie dazu fähig war, und ich hatte kein Vertrauen in ihre Skrupel. Auch nicht bei Kadarin. Ich wappnete mich gegen dieses verletzende Gefühl. Wir waren Freunde gewesen. Was hatte sie so verändert?
    Sharra! Wenn die Feuer von Sharra die Disziplin von Jahren auf dem Arilinn durchbrechen konnten, was würden sie dann einem unausgebildeten, wilden Telepathen antun?
    Marjorie sagte ein wenig neckend: »Du warst auch ein bißchen in Thyra verliebt, nicht wahr?«
    »Ich habe sie begehrt«, antwortete ich ruhig. »So etwas ist in einem engen Zirkel unvermeidbar. Es hätte mit jeder Frau passieren können, die mit mir in Kontakt tritt. Aber sie wollte es nicht. Sie kämpfte dagegen an. Ich zumindest wußte, daß es geschehen konnte. Thyra hat unter Mühe versucht, es nicht zu bemerken.«
    Wie stark hatte dieser Kampf gegen sich selbst sie zerstört und verletzt? Hatte ich auch bei Thyra versagt? Ich hätte versuchen sollen, ihr zu helfen, sich damit auseinanderzusetzen, sich voll dessen bewußt zu werden. Ich hätte dafür sorgen müssen, daß wir alle – alle – so

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