Hauch der Verdammnis
Katharine in den Serinus-Labors entdeckt hatte und in denen die Tiere zwar lebendig, aber abgestumpft und lethargisch dagelegen hatten.
Zwei Leitungen führten in die Box, dazu eine Reihe von Luftschleusen, durch die Nahrung in den Kasten gereicht werden konnte, ohne die kontaminierte Atmosphäre zu verändern.
In der Box wirbelte ein bräunlicher Nebel herum, und obwohl keinerlei Geruch nach außen drang, verursachte ihr der bloße Anblick Hustenreiz.
Michael war wach. Er lag auf einem Kissen, das am Kopfteil des Krankenhausbettes lehnte. Katharine fand, dass sein Gesicht totenbleich war, aber er lächelte ihr zu, als sie in den Raum kam, begleitet von Rob Silver, Takeo Yoshihara und Stephen Jameson.
»Ich schätze, ich hatte doch wieder einen Asthmaanfall«, sagte er. Seine Stimme drang aus einem Lautsprecher, den Katharine nicht sehen konnte. Sie klang dünn und hohl, als käme sie aus weiter Ferne.
Katharine wollte nicht weinen, aber sie spürte schon, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Sie trat auf ihren Sohn zu und hätte ihn gern umarmt, ihn festgehalten und ihm versichert, dass alles gut werden würde.
Die Box war ihr im Weg.
Mit einemmal kam sie sich völlig hilflos vor. Sie konnte nichts für Michael tun, ihn nicht einmal trösten. »O Michael«, flüsterte sie. »Was ist nur geschehen? Es ging dir doch so gut...« Sie schüttelte den Kopf und preßte die Lippen zusammen, gegen die Tränen ankämpfend.
»Es ging mir auch gut, Mom«, sagte Michael. »Du weißt das.«
»Sicher weiß ich das«, sagte Katharine. »Ich hatte schon fast aufgehört, mir Sorgen um dich zu machen.« Unwillkürlich streckte sie die Hand nach ihm aus und legte sie an die Plexiglaswand, die sie von ihrem Sohn trennte. »Liebling, was ist passiert?«
»Ich ... ich weiß nicht«, stammelte Michael. Stockend erzählte er ihr, dass es ihm schon den ganzen Tag über immer schwerer gefallen war zu atmen. »Aber dann habe ich auf der Toilette, in dem Schrank mit den Reinigungsmitteln, eine Flasche gefunden. Und kaum hatte ich daran gerochen, ging es mir besser.«
Katharine fiel die seltsame Nachricht ein, die Rick Pieper hinterlassen hatte.
Ammoniak! Hatte er etwa Ammoniakdämpfe eingeatmet? Kein Wunder, dass er krank war.
Aber kaum war ihr der Gedanke gekommen, als ihr auch schon klar wurde, dass sie sich lediglich an einen Strohhalm klammerte, um der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen zu müssen.
Er war nicht von dem Ammoniak krank geworden. Im Gegenteil, danach hatte er sich besser gefühlt.
In ihrem Kopf drehte sich alles, aber die Puzzlestücke begannen sich langsam zusammenzusetzen.
Mark Reynolds, der Junge aus L.A., hatte nicht versucht, sich umzubringen, er wollte sich Erleichterung verschaffen, und die Sanitäter, die ihm zur Hilfe kamen, hatten ihn unwissentlich getötet, indem sie ihm Sauerstoff verabreicht hatten.
Sauerstoff.
Zum erstenmal, seit sie den Raum betreten hatte, wandte Katharine ihren Blick von Michael ab und sah sich um.
Ein Computermonitor an der Wand zeigte eine grafische Darstellung von Michaels Körperfunktionen, während andere die Beschaffenheit der Atmosphäre in der Box anzeigten. Einige Formeln kannte sie: CO, SO 2 .
Kohlenmonoxid.
Schwefeldioxid.
Die meisten anderen Formeln standen für komplexere chemische Verbindungen, lange Reihen von Atomsymbolen, die dort, soweit es sie betraf, auch in Griechisch hätten stehen können.
»Darf ich ein paar Minuten mit ihm allein sein?« fragte Katharine.
»Natürlich«, erwiderte Takeo Yoshihara. »Ich habe noch einiges zu erledigen, was keinen Aufschub duldet. Dr. Silver und Dr. Jameson werden draußen auf Sie warten.«
Als die Männer gegangen waren, trat Katharine so nahe wie möglich an die Glaswand heran und legte ihre Hand so sanft dagegen, als berühre sie seine Haut. »Es tut mir so leid, mein Liebling«, flüsterte sie. »Es ist alles meine Schuld. Ich hätte uns nicht hierher bringen dürfen ...«
»Du kannst nichts dafür«, sagte Michael. »Es ist einfach passiert. Es muss passiert sein, als wir ...«
Katharine legte blitzschnell den Finger auf die Lippen, und Michael schwieg. Sie zog einen Stift und ihr Notizbuch aus ihrer Tasche. Die Kameras würden das sehen - Katharine wusste, dass alles überwacht wurde -, aber vielleicht konnten sie zumindest nicht lesen. Außerdem hatte sie keine andere Wahl. Während sie schrieb, redete sie weiter: »Sie glauben, dass du mit einem Stoff in Berührung gekommen bist, den sie in einer
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