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Hauch der Verfuehrung

Titel: Hauch der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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wollte - sie mit unsichtbaren Ketten an ihn zu binden. Das war vielleicht nicht sonderlich raffiniert und sicherlich auch offen besitzergreifend, passte aber zu seiner Stimmung. Noch wichtiger war ihm, dass seine Taktik funktionierte. Sie war so offen sinnlich, so ehrlich in ihrer Leidenschaft, dass er sie durch Betörung ihrer Sinne allein an sich binden konnte - durch Lust.
    Durch den Akt des Besitzergreifens selbst - der auf Gegenseitigkeit beruhte. Das war sein letzter Gedanke, ehe der Schlaf ihn übermannte.

16
    Wenn sie an ihn gebunden war, dann war er ebenso an sie gebunden. Gerrard wunderte sich, warum er das nicht vorhergesehen hatte. Und noch mehr verwunderte es ihn, dass ihn diese Tatsache, nachdem er sie begriffen hatte, eigentlich gar nicht störte.
    Nachdem er früh am Morgen aufgestanden war und eine müde, verschlafene Jacqueline in ihr Zimmer gebracht hatte, war er zu wach gewesen, um in sein Bett zurückzukehren. Er hatte sich umgezogen und war zu einem zeitigen Frühstück nach unten gegangen.
    Zu seiner Überraschung gesellte sich Barnaby zu ihm.
    »Guten Morgen!« Lässig schlenderte er in den Frühstücksalon und begab sich sogleich zum Sideboard. »Widmest du dich so sehr dem Porträt, dass du schon bei Tagesanbruch aufstehst, oder hat dir etwas anderes den Schlaf geraubt?«
    Er weigerte sich, auf das zweideutige Zwinkern seines Freundes einzugehen, und schüttelte den Kopf. »So früh am Morgen kann ich nicht malen - das Licht täuscht zu sehr. Ich hatte daran gedacht, einen Spaziergang zu unternehmen - und meine Erinnerung an den Garten der Nacht aufzufrischen.«
    Den Teller in der Hand drehte Barnaby sich zu ihm um und kam zum Tisch. »Willst du ihn als Hintergrund nutzen?«
    »Ja, den unteren Zugang. Es ist irgendwie passend und daher besonders wirkungsvoll.«
    Barnaby, der gerade mit einem Würstchen beschäftigt war, nickte.
    Als sie beide ihren Hunger gestillt hatten, standen sie auf und gingen auf die Terrasse. Die Luft war kühl, aber der Tag versprach warm zu werden. Die Gärten lagen vor ihnen, heiter, ruhig und einladend.
    »Stell dir vor, was wir täten, wenn wir nicht hier wären.«
    Unterwegs tauschten sie scherzhafte Bemerkungen, das übliche Gerede über gemeinsame Bekannte und Ereignisse, die die Tage in der Stadt füllten.
    Als sie am nördlichen Ende der Terrasse angekommen waren, verschmähten sie die Wege durch den Garten des Herkules, entschieden sich für den angenehmeren Weg durch die Obstgärten im Garten der Demeter, dann weiter von der Holzpergola entlang an dem oberen Rand des Gartens des Apoll, der im morgendlichen Sonnenschein lag, und weiter durch den Garten des Poseidon zu ihrem eigentlichen Ziel, dem Garten der Nacht.
    Barnaby trödelte ein wenig. Die Hände in den Taschen folgte er mit den Augen dem Verlauf des Baches, der durch den Garten des Poseidon und dann weiter durchs Tal verlief. Er hob den Blick wieder und spähte in Richtung Bucht.
    Gerrard überließ ihn seinen Beobachtungen und schlenderte zum Garten der Nacht. Etwa zehn Schritte vor dem stark mit Pflanzenranken überwucherten Eingang blieb er stehen, um sich die überhängenden Zweige und ihr Laub näher anzusehen.
    Er hatte die Wirkung richtig auf die Leinwand gebracht; zufrieden ging er weiter zum Zugang, stemmte die Hände in die Hüften und schaute nach oben; den Kopf in den Nacken gelegt nahm er die Blätter genauer in Augenschein.
    Er stand reglos da und ließ seine Augen an dem überwucherten Bogen hinabwandern, prägte sich ein, wie die verschiedenen Pflanzen miteinander verwachsen waren. Da bemerkte er eine neue Ranke, blass, beinahe weiß, die sich durch die dichte Blättersäule bohrte, direkt über dem Boden. Er bückte sich, um sie genauer zu untersuchen.
    Just in diesem Moment sirrte etwas über ihn hinweg, gefolgt von einem dumpfen Aufprall.
    Er erschrak, wollte einen Satz machen, aber ehe er das konnte, fiel raschelnd ein Pfeil aus den Ranken und landete zu seinen Füßen.
    »Geh hinein!«
    Er drehte sich zu Barnaby um, der ihm wild fuchtelnd bedeutete, in den Garten zu gehen. Dann lief er selbst auf dem Weg in die Richtung, aus der der Pfeil abgeschossen worden sein musste.
    Eine Sekunde war Gerrard wie erstarrt, dann trat er mit dem Pfeil in der Hand in die feuchtwarme Luft des Gartens der Nacht.
    Üppiger Pflanzenwuchs, so weit das Auge reichte. Rasch sah er von der Umgebung außerhalb nichts mehr. Niemand konnte auf ihn schießen, solange er hier drinnen war, denn schließlich

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