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Hauch der Verfuehrung

Titel: Hauch der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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nähergekommen, aber sie hatte sie schnell in ihr Herz geschlossen.
    Vor ihnen führte die Treppe in mehreren Windungen nach oben auf die Terrasse; das hüfthohe Geländer bestand aus demselben weißen Marmor, mit dem die Terrasse eingefasst war. Der Weg, dem sie folgten, führte zum Fuß der Treppe, dann darum herum und in den Garten der Nacht.
    Jacqueline hatte gedacht, sie sei dem gewachsen und könnte sich überwinden, wenigstens ein Stück in den berühmten Garten zu gehen, aber je näher sie der dichten Blätterwand kamen, die ihn umschloss, desto mehr spürte sie ihre innerliche Abwehr wachsen, bis es sie würgte.
    Es ist helllichter Tag, schalt sie sich, doch sie musste unwillkürlich daran denken, wie dunkel und düster, beinahe tropisch-schwül der Garten sich anfühlte, egal zu welcher Tageszeit: der stille Teich in der Mitte mit der Quelle, die ihn fast lautlos speiste, die Feuchtigkeit in der drückenden Luft, die üppig wuchernden Pflanzen, das gedämpfte Licht, das durch das Blätterdach fiel, wodurch der Garten selbst bei Sonnenschein etwas von einer Höhle hatte. Dazu kamen dann noch der schwere süßliche Duft der Blüten und die schier beängstigende Stille ...
    Mit Mühe holte sie Luft gegen den Druck der Stahlbandagen, die sich um ihre Lungen gelegt zu haben schienen; sie blieb an der untersten Treppenstufe stehen. »Ich habe noch einiges zu erledigen, worum ich mich vor dem Lunch kümmern muss; es ist nicht mehr lang hin. Vielleicht sollten wir beide, Tante, daher besser ins Haus gehen?«, erklärte sie an Millicent gewandt.
    Die Angesprochene kam an Barnabys Arm näher und nickte. »Ich denke schon.« Der lange Spaziergang hatte sie sichtlich erschöpft. Sie spannte ihren Sonnenschirm auf. »Ich muss mit Mrs. Carpenter noch vor dem Essen sprechen.«
    Erleichtert drehte sich Jacqueline zu Gerrard und Barnaby um. »Wenn Sie weitergehen wollen, bitte, lassen Sie sich nicht abhalten. Der Weg führt durch den Garten der Nacht und dann in den des Poseidon.« Sie brachte ein Lächeln zustande. »Wie Papa Ihnen zweifellos erzählt hat, steht es Ihnen frei, sich nach Belieben auf dem Grundstück zu bewegen und natürlich auch die Gärten zu erkunden.« Mit einem Blick auf Barnaby überlegte sie kurz, ob sie ihre Warnung wegen des Felsens am Strand unten wiederholen sollte, dann erinnerte sie sich aber an Gerrards Worte und ließ es lieber bleiben.
    Barnaby hatte neugierig nach vorne geschaut; er bedachte sie mit einem Grinsen. Dann ergriff er ihre Hand, beugte sich darüber. »Danke für die faszinierende und kenntnisreiche Führung.« Sogleich richtete er sich wieder auf und sah zum Garten der Nacht. »Wir finden den Weg von hier aus mit Sicherheit auch allein.«
    Jacqueline lächelte und schaute zu Gerrard hinüber, erwartete, einen ähnlichen Eifer auch auf seinen Zügen zu entdecken. Stattdessen beobachtete er sie eindringlich, nachdenklich.
    Ihr stockte der Atem.
    Millicent - dem Himmel sei Dank - sprach ihn an, lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich. Als sein zu wissender Blick wieder zu ihr zurückkehrte, hatte sie sich erholt und war bereit. Sie neigte den Kopf, die Lippen leicht gekräuselt. »Hoffentlich fühlen Sie sich in den Gärten so gut zu Hause, dass Sie den Weg alleine fortsetzen können.«
    »Gewiss.« Seine braunen Augen ruhten auf ihr. »Wenn Sie sicher sind, dass wir Sie nicht doch überreden können, uns zu begleiten und Ihre >Erledigungen< auf später zu verschieben?«
    Ihr Lächeln fühlte sich gezwungen an. »Ganz sicher. Unglücklicherweise ...« Sie brach ab, ehe sie die Lüge ganz ausgesprochen hatte. Millicent ging an ihr vorbei und begann die Stufen emporzusteigen. Jacqueline ermahnte sich, dass sie ihm keine Erklärung schuldete, und holte noch einmal entschlossen Luft. »Ich sehe Sie dann beim Lunch, meine Herren. Treadle wird den Gong auch auf der Terrasse schlagen, sodass Sie ihn hören können.«
    Sein beunruhigend durchdringender Blick ruhte noch einen Moment auf ihrem Gesicht, dann verbeugte er sich. »Bis später, Miss Tregonning.«
    Sie neigte den Kopf, drehte sich um und ging hinter Millicent die Treppe hinauf. Ihre Haut begann zu prickeln. Als sie auf der Terrasse angekommen war, blieb sie stehen und warf einen Blick zurück.
    Gerrard hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Er stand dort, wo sie ihn gelassen hatte, beobachtete sie ... als wüsste er, wie eng sich ihre Lungen anfühlten, wie gespannt ihre Nerven ... wie ihr Herz klopfte.
    Ihre Blicke trafen sich;

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