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Hauch der Verfuehrung

Titel: Hauch der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Ausdrucks in seinen Augen machte ihr Herz einen Satz, dann klopfte es dumpf. Ein »Oh« zu hauchen, schien ihr überflüssig. Sie befeuchtete sich die Lippen, merkte, dass seine Augen der Bewegung ihrer Zunge folgten. »Ich dachte« - sie atmete tief ein und sprach dann mit festerer Stimme »dass Sie vielleicht nach dieser letzten Entwicklung doch lieber gehen würden, dass Sie sich wünschten, nie eingewilligt zu haben, das Porträt von mir zu malen.«
    »Nein.« Sein Tonfall duldete keinen Widerspruch. Er fixierte ihren Blick. »Ich möchte, dass Sie aus dieser unerträglichen Situation befreit werden ...« Sein Zögern entging ihr nicht, aber dann fuhr er doch fort, und seine Worte waren klar und deutlich vernehmbar: »Dass Sie frei sind, damit wir, Sie und ich, dem nachgehen können, was zwischen uns entstanden und noch im Entstehen begriffen ist.«
    Gerrard sah, wie ihre Lippen ein »Oh« formten und wie die Beherrschung, die sie sich und ihren Gesichtszügen auferlegt hatte, von ihr wich. Er verspürte den beinahe überwältigenden Drang, zu ihr zu gehen und sie in seine Arme zu ziehen, ihr Trost zu spenden, seelisch und körperlich, auf jede Art, die sich ihm bot.
    Was keine gute Idee war.
    Er holte tief Luft und zwang sich, sich zum Kamin umzudrehen. »Also - was empfinden Sie wegen Thomas’ Tod?«
    Das war keine Frage, die so leichthin gestellt werden konnte, denn schließlich ließ sich dergleichen nicht leicht nehmen; er wollte es aber wirklich wissen. Er sah sie nicht an, sondern betrachtete die Lampe auf dem Kaminsims. Er spürte ihren Blick auf sich, nachdenklich - und bemerkte die Veränderung in der Atmosphäre um sie, als sie sich entschied, ihm zu antworten.
    Sie kam um den Stuhl herum; er wandte den Kopf und beobachtete, wie sie das Kleid glatt strich, das sie darüber gebreitet hatte, dann zog sie den Morgenrock vorne zusammen und verschränkte die Arme, begann im Zimmer auf und ab zu laufen. Sie blieb schließlich vor dem Fenster stehen, hob den Kopf und starrte ins Dunkel. »Es ist merkwürdig, aber der Punkt, der mich am meisten stört, ist, dass ich mich nicht an sein Gesicht erinnern kann.«
    Gerrard lehnte sich zurück, lehnte sich mit den Schultern gegen den Kaminsims. »Sie haben ihn zwei Jahre lang nicht gesehen.«
    »Ich weiß. Aber das ist die Folge der Tatsache, dass er nicht mehr da ist. Dass er nicht mehr ist, tot ist, und zwar lange Zeit schon, und dass ich das nicht ändern kann.«
    Er sagte nichts, wartete ab.
    Nach einer Weile holte sie scharf Luft. »Er war ein netter ... Junge, wirklich.« Sie sah zu ihm. »Er war freundlich, und wir haben oft gelacht, und ich mochte ihn sehr gerne, aber ... was auch gewesen sein könnte, was zwischen Thomas und mir hätte entstehen können - das werde ich nun nie mehr erfahren.«
    Abrupt drehte sie sich um und kam auf ihn zu; zwischen ihren Brauen stand eine steile Falte, den Blick hielt sie auf den Boden gerichtet. Sie blieb etwa einen Schritt vor ihm stehen und hob den Kopf, schaute ihn an. »Sie wollten wissen, was ich fühle. Nun, ich bin wütend.«
    Sie strich sich das Haar zurück, das nach vorne gefallen war und die eine Hälfte ihres Gesichtes verdeckt hatte. »Ich weiß nicht, weshalb ich das so heftig empfinde - und nicht nur für Thomas. Der Mörder hat etwas genommen, wozu er kein Recht hatte - Thomas’ Leben, ja, aber das war nicht alles. Er hat zugeschlagen, weil wir - Thomas und ich - geheiratet und eine Familie gegründet hätten, und das wollte der Mörder nicht. Deshalb hat er getötet - er wollte uns das verwehren.«
    Ihr Busen schwoll, als sie tief Luft holte. »Er hatte kein Recht dazu.« Ihre Stimme bebte vor mühsam gezügelten Gefühlen. »Er hat Thomas getötet und mir die Hände gebunden - mich in einen Käfig gesperrt, den er mir gebaut hat. Und dann hat er meine Mutter getötet.« Ihre Miene verfinsterte sich. »Warum?«
    Als sie wieder zu ihm schaute, stieß sich Gerrard von der Kaminumrandung ab. »Bei Ihrer Mutter kann Eifersucht nicht das Motiv gewesen sein, höchstens eine Abwandlung davon. Vielleicht hat sie etwas erfahren, von dem der Mörder nicht wollte, dass sie es weiß - etwas über Thomas’ Tod oder auch etwas ganz anderes.«
    Sie erwiderte seinen Blick. »Aber es war doch derselbe Mann, oder?«
    »Barnaby wird Ihnen sagen, dass die Chance, dass sich zwei Mörder auf so begrenztem Raum aufhalten, verschwindend gering ist.«
    Ihr Blick wurde abwägend. »Wir müssen ihn fangen - ihn entlarven und

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