Hauch der Verfuehrung
Sein Blick ruhte auf Jacqueline. »Da liegt der Fall anders, und wir können nicht zulassen, dass man Ihnen grundlos die Schuld in die Schuhe schiebt. Wenn wir nichts tun, wenn wir jetzt zulassen, dass sie diese Hirngespinste glauben, dann wird es nachher nur umso schwerer, sie zu einer anderen Meinung zu bewegen.«
Barnaby blickte Gerrard an. »Ich denke, wir müssen mit Tregonning reden - ihm klare Beweise vorlegen, dass Jacqueline in keiner Weise etwas mit dem Mord an Thomas zu tun hat, und natürlich auch die Tatsachen, die belegen, dass sie im Falle ihrer Mutter ebenso unschuldig ist.«
Jacqueline atmete unsicher ein. »Warum müssen wir Papa überzeugen?«
Barnaby erwiderte ihren Blick. »Weil wir eine geeinte Front bieten müssen, vom ersten bis zum letzten Mann; und beim Adel vor Ort ist seine Einstellung ausschlaggebend. Millicents, Gerrards und meine Meinungen sind alle gut und schön, aber wenn Ihr Vater Sie nicht unterstützt, dann werden Sie sehen, wie schwierig es wird.«
Abrupt legte sich Barnaby wieder zurück und hob seine Fäuste zum Himmel. »Und es sollte nicht schwierig sein, denn Sie sind nicht schuldig.«
Er schaute sie beide an. »Es tut mir leid, aber ich finde wirklich, wir müssen Lord Tregonning mit ins Boot holen.«
10
Barnaby hatte recht. Wenn sie zuließen, dass Jacqueline durch den Fund von Thomas’ Leiche und die daraus folgenden Spekulationen in den Köpfen der Menschen als gestörte Doppelmörderin abgestempelt wurde, dann wäre es wesentlich schwieriger, ihnen nachher mit dem Porträt die Augen zu öffnen.
Sie diskutierten darüber, ob sie wirklich mit Lord Tregonning sprechen sollten. Jacqueline war nicht überzeugt.
»Papa war durch Mutters Tod am Boden zerstört.« Sie sah zu Gerrard. »Es ist der Schmerz, der ihn davor zurückscheuen lässt, darüber nachzudenken, wie sie gestorben ist. Dazu kommt noch, dass er vor allem Angst hat, bei genauerem Hinsehen zu entdecken, dass ich es war.«
»Aber darum geht es hier doch gar nicht«, beharrte Barnaby. »Gegenwärtig geht es nicht um den Tod Ihrer Mutter, sondern um den von Thomas Entwhistle.«
Gerrard griff nach Jacquelines Hand, sah ihr in die Augen, als sie ihn anblickte. »Barnaby hat recht - wir sollten deinen Vater jetzt ansprechen, solange das Hauptaugenmerk Thomas’ Ermordung gilt. Allerdings« - er strich ihr mit einem Finger über den Handrücken - »denke ich, du unterschätzt deinen Vater - er hat bereits den ersten Schritt getan, sich mit dem Tod deiner Mutter zu befassen. Er hat sich größte Mühe gegeben, mich dafür zu gewinnen, das Porträt von dir zu malen.«
Er beobachtete sie, während sie das überdachte. Schließlich nickte sie nach einem weiteren Blick auf Barnaby, der ihr mit seiner ermutigenden und übertrieben eifrigen Miene wie beabsichtigt ein Lächeln entlockte. »Gut, dann reden wir mit Papa.«
Aber zuerst trafen sie Millicent; als sie das Haus betraten, fanden sie sie erschöpft auf dem Sofa im Empfangssalon vor. Sie richtete sich auf, als sie hereinkamen, aber sobald sie gesehen hatte, wer es war, ließ sie sich zurücksinken.
»Mein lieber Himmel, ich habe nie im Leben einen solchen Haufen Klatschbasen getroffen!« Sie hielt kurz inne, dann fügte sie hinzu: »Natürlich war es dadurch einfacher zu erfahren, was sie denken, und die Fragen aufzuwerfen, die sie sich stellen sollen. Ich musste den Leichenfund gar nicht erwähnen - um darüber zu sprechen, waren sie ja schließlich gekommen.«
»Wie erfolgreich waren Sie dabei«, fragte Barnaby, »sie zum Nachdenken zu bringen, wer Thomas getötet haben könnte?«
Millicent runzelte die Stirn. »Unterschiedlich, wie ich leider sagen muss, aber seltsamerweise war es Marjorie Elcott, die die Fakten verstanden hat, was wieder gut ist, denn sie ist die größte Klatschbase im Ort.«
»Wer war sonst noch da?«, erkundigte sich Gerrard.
Millicent zählte eine ganze Reihe von Namen auf, die alle Damen aus der Umgebung enthielt, die er und Barnaby schon kennengelernt hatten.
»Mrs. Myles und Maria Fritham schienen nicht in der Lage, den Punkt zu begreifen, dass Jacqueline nicht die Täterin war, wenn Thomas unmöglich von einer Frau getötet worden sein konnte. Mrs. Hancock und Miss Curtis haben besser zugehört, und auch Lady Trewarren, obwohl ich befürchte, dass sie vor allem verwirrt war. Andere dagegen schienen ganz das Interesse zu verlieren, sobald ich anfing, von Fakten zu sprechen.« Millicent verzog das Gesicht. »Dennoch ist es
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