Haunted (German Edition)
ignorierte sie. »Ich glaube, er hat gedacht, wir wären älter. Sehe ich älter aus? Glaubt ihr, ich könnte für sechzehn durchgehen?«
Megan hatte keine Chance zu antworten, weil Zoes Mom und Kristi plötzlich am Ende des Ganges auftauchten. Die drei unterbrachen sofort ihre Unterhaltung.
»Wir gehen lieber«, sagte Zoes Mom. »Ich muss zuerst noch kurz bei der Bibliothek anhalten. Dann gehen wir zu Circle K und kaufen euch ein paar Süßigkeiten zum Hineinschmuggeln. Diese Preise, die die im Kino verlangen, sind unerhört.«
Sie waren immer noch früh dran für den Film, aber das Kino zeigte einige coole Trailer für neue Filme und Fernsehserien, also hatten sie etwas Unterhaltsames anzuschauen.
Bei dem Film an sich handelte es sich um einen Horrorstreifen, eine FSK-13-Neuverfilmung eines deutschen Arthouse-Erfolgsfilms, über den Megan gelesen, ihn aber nicht gesehen hatte. Sie war diejenige, die ihn ausgesucht hatte – Zoe und Kate wollten eine romantische Komödie sehen, die sogar in der Vorschau schlecht aussah –, und während sie sich den Film ansah, stellte sie fest, dass dies die Art von Film war, die ihrem Dad gefallen würde, die Art, die sie sich zusammen auf HBO anschauen könnten. Sie waren diejenigen in der Familie, die gruseliges Zeug mochten, und wenn es einen cleveren visuellen Bezug auf Frankenschein gab, den scheinbar nur sie verstand, wusste Megan, dass sie ihm davon erzählen musste.
Zoes Mom hatte Kristi mit in einen Pixar-Film im Saal nebenan genommen, und dieser Film war früher zu Ende, also saßen die beiden wartend auf einer Bank, als sie, Kate und Zoe in die Lobby kamen.
Megan kam nach vier zu Hause an, Zoes Mom lieferte sie zuerst ab, bevor sie Kate nach Hause brachte. Ein Monsun war aufgezogen, während sie im Kino waren, und es donnerte laut, als sie aus dem Van stieg. Den Regen hatten sie verpasst, obwohl ihr nasse Straßen und überlaufende Kanaldeckel verrieten, dass es wirklich stark geregnet hatte, aber dunkle Wolken blockierten immer noch die Sonne, und die gelegentlichen Donnerschläge zeugten von der Stärke des Nachmittagssturms.
Megan verabschiedete sich von ihren Freundinnen, bedankte sich bei Zoes Mom für die Mitfahrgelegenheit und ignorierte Zoes Schwester, dann drehte sie sich zu ihrem Haus um. Es sah gruselig aus, dachte sie, als sie die Einfahrt hochlief, und sie fragte sich, ob sie sich vielleicht eine romantische Komödie hätten anschauen sollen . Sie ging die Einfahrt langsam hoch. Die grauen Wolken und das trübe Licht verliehen dem Haus eine Düsterheit, die sie vorher noch nie gesehen hatte, und ihr lief ein Schauer über den Rücken, als sie bemerkte, dass keines der Lichter eingeschaltet war. Dafür gab es eine vollkommen logische Erklärung – James sah gerne in der Dunkelheit fern, und das Arbeitszimmer ihres Dads befand sich auf der Hinterseite des Hauses und war von hier aus nicht zu sehen –, aber sie kam nicht umhin zu denken, dass das Haus leer war, dass alle weg waren.
Tot.
Sie weigerte sich, daran auch nur einen Gedanken zu verschwenden.
Trotzdem stand sie einen Moment lang auf der Eingangs-terrasse und horchte nach Geräuschen. Wenn das Haus leer wäre, würde sie nicht eintreten. Glücklicherweise hörte sie von oben Dads Musik – er drehte sie gerne auf, wenn ihre Mom nicht da war – und sie ging erleichtert hinein. Wie sie vermutet hatte, lag James im dunklen Wohnzimmer auf der Couch und sah sich Zeichentrickserien an, auf seiner Brust eine offene Packung Doritos.
»Ist Dad oben?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort bereits kannte.
»In seinem Arbeitszimmer.«
Megan sprang die Treppe hoch, nahm zwei Stufen auf einmal, begierig darauf, ihm von dem Film zu erzählen.
Aber ihr Vater war nicht in seinem Arbeitszimmer. Der Raum war leer, und stirnrunzelnd lief sie durch die Tür, ging ganz in das Zimmer hinein, um zu überprüfen, ob er sich in einer der Ecken oder zusammengekrümmt hinter dem Schreibtisch befand. Obwohl sie es nicht zugeben wollte, kam in ihrem Hinterkopf die Angst auf, dass er zusammengebrochen war, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt oder etwas anderes hatte und tot am Boden lag.
Von seinem Computer ertönte ein Klicken und sie ging um den Schreibtisch herum, sie war dankbar zu sehen, dass er nicht am Boden lag. Wahrscheinlich war er im Badezimmer, dachte sie beruhigend, als sie auf den Monitor schaute.
Hallo, Megan!
Die Worte standen mitten auf dem Bildschirm, und sie hätte denken können, dass ihr Dad
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