Haunted (German Edition)
sein Gesichtsausdruck anzeigen würde. Tatsächlich schien die Stimme nicht zur Person zu passen, und diese Gegensätzlichkeit bewirkte, dass die Situation sogar noch bedrohlicher und nervenaufreibender schien.
Julian blieb an Ort und Stelle stehen, beide provisorischen Waffen festhaltend.
Minuten später traf die Polizei ein. Sie kamen mit zwei Autos, heulenden Sirenen, quietschenden Reifen, aber nichts scheuchte den Mann davon. Er stand immer noch da, als Julian zur Haustür lief, um die Beamten zu treffen und ihnen zu schildern, wo sich der Eindringling befand, und obwohl der Mann nicht wegrannte, gehorchte er auch nicht, als ihm ein Polizist mit gezogener Waffe befahl, das Messer fallen zu lassen. Er hielt die Waffe immer noch fest und starrte in das Fenster, als man ihn überwältigte und ihm das Messer abnahm.
Julian hatte noch nie zuvor einen Grund gehabt, die Polizei zu rufen, und seine Vorurteile kamen gänzlich aus Film und Fernsehen. Auch wenn er sowohl mit Arroganz als auch Feindseligkeit gerechnet hatte, kam ihm keines von beiden entgegen, und er war nicht nur von der nüchternen Kompetenz der Beamten beeindruckt, sondern auch von der routinierten Effizienz, mit der sie die Situation handhabten.
Der Eindringling, der sich weigerte, seinen Namen zu nennen, wurde mit Handschallen gefesselt, verhaftet und von zwei der Beamten weggefahren, während die anderen beiden blieben, um Julians Aussage aufzunehmen.
»Wie lange wird er im Gefängnis bleiben?«, wollte Julian wissen. »Sie werden ihn nicht nur festnehmen und ihn dann auf Kaution rauslassen, oder? Ich habe nämlich Angst, dass er gleich wieder hierher zurückkommt. Und wenn meine Frau und Kinder zu Hause wären …« Er ließ den Gedanken unvollendet.
»Er wurde bei der Begehung einer Straftat verhaftet«, antwortete der leitende Beamte, George Rodriguez, ein stämmiger junger Mann mit einem dicken schwarzen Oberlippenbart. »Also nein, das wird nicht passieren. Er könnte auf Kaution freikommen, aber so wie er aussieht, bezweifle ich, dass er sie stellen könnte. Er wirkt auch mehr als nur ein wenig verwirrt, also werden wir ein psychologisches Gutachten empfehlen, das ihn mindestens zweiundsiebzig Stunden hinter Schloss und Riegel hält.«
»Zweiundsiebzig Stunden? Das ist alles? Und danach …?«
»Ich vermute, dass er den Psychotest nicht bestehen wird«, erwiderte Rodriguez beschwichtigend. »Und wir haben ihn auf frischer Tat ertappt, wie er Hausfriedensbruch begangen und einen Polizeibeamten bedroht hat. Er kommt nicht so bald heraus. Machen Sie sich darüber keine Sorgen.«
Julian nickte und beantwortete die restlichen Fragen, die ihm gestellt wurden. Aber er machte sich Sorgen, und nachdem sie weg waren, nachdem man ihm eine Visitenkarte und ein Aktenzeichen gegeben und ihm gesagt hatte, dass er morgen eine Kopie des Berichts auf dem Polizeirevier abholen könnte, stand er im Vorgarten, schaute sich das Haus an, versuchte abzuschätzen, wie sicher es gegen Eindringlinge war, und fragte sich, ob er immer irgendeine Art Waffe griffbereit haben sollte. Er war kein Waffen-Mensch, aber es konnte nicht schaden, einen Baseballschläger neben seinem Bett oder neben der Haustür liegen zu haben.
Gott sei Dank waren Claire und die Kinder nicht hier.
Er war sich immer noch nicht sicher, wie er dies vor ihnen verheimlichen konnte, oder ob er es sollte, und er sah sich instinktiv um. Hatte es sonst jemand in der Straße mitbekommen? Wenn irgendeiner der Nachbarn daheim war, hatten sie es sicherlich. Aber es war Mittagszeit und die meisten Leute waren bei der Arbeit, und die Sirenen und Polizeiautos hatten keine Aufmerksamkeit erregt. Er war höchstwahrscheinlich in Sicherheit. Nach der Unterhaltung gestern Abend planten außerdem wahrscheinlich die Nachbarn, mit denen sie gerne Kontakt geknüpft hätten, einen sicheren Abstand von seiner Familie und ihrem Haus zu halten.
Julian ging zurück nach drinnen, sein Blick zum Esszimmerfenster gelenkt. Er beschloss schließlich, dass er es Claire sagen würde . Aber nicht sofort, nicht nach dem, was gestern Abend passiert war. Sie brauchte etwas Raum zum Luftholen, etwas Zeit, sich anzupassen. Ein Eins-Zwei-Schlag wie dieser würde sie glatt umhauen.
Er war zu nervös und aufgedreht, um für den Rest des Nachmittags vor seinem Computer sitzen zu bleiben, und er schlang sein Sandwich hinunter, schluckte seine Cola hinunter, rief dann Claire an und sagte, dass er die nächsten paar Stunden außer Haus
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