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Haunted (German Edition)

Haunted (German Edition)

Titel: Haunted (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bentley Little
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lächelte nicht, wie sie es auf der Karte getan hatte, die er auf seinem Bett gefunden hatte, sondern besaß stattdessen die entsetzliche Wut der alten Jungfer, an die er sich erinnerte, als er noch klein war. Das alte Weib starrte ihn an, und er fühlte sich wieder wie im Kindergarten; er hatte Angst vor angeblich harmlosen Bildern, die für ihn eine finstere Bedeutung enthüllten.
    »Das ist komisch«, sagte Robbie, aber er schien nicht allzu sehr besorgt zu sein. »Ich habe das noch nie zuvor gesehen.« Er drehte die Schachtel in seiner Hand um. »Diese alte Dame sieht irgendwie gruselig aus, was?«
    James nickte stumm. Erneut verspürte er den Drang, zu Hause anzurufen, die Gewissheit, dass seiner Familie irgend-etwas Schreckliches zugestoßen war, und schließlich gab er auf. Seine Mom ging ans Telefon, als er anrief, und es stellte sich heraus, dass es ihr gut ging. Ebenso seinem Dad. Ebenso seiner Schwester. Seine Mom schien leicht verwirrt, warum er angerufen hatte, also dachte er sich eine Entschuldigung aus, eine schwache erfundene Destillation der Wahrheit, er sagte ihr nämlich, dass er aus der Richtung ihrer Nachbarschaft eine Sirene hätte kommen hören und dass er sichergehen wollte, dass das Haus nicht abgebrannt wäre. Sie lachte. »Nein, nichts brennt«, erwiderte sie. »Mach dir keine Sorgen. Viel Spaß!«
    Aber er machte sich Sorgen.
    Als Mittagessen bereitete Robbies Mom ihnen Thunfisch-Sandwiches zu, dann fuhr sie die Jungen zum Gemeindeschwimmbad, wo sie fast den ganzen Nachmittag damit verbrachten, im Wasser zu spielen; sie gingen nur heraus, als ein Bademeister ankündigte, der Pool würde für eine private Party geschlossen werden. Sie zogen sich in der Jungenumkleide um, und auf dem Nachhauseweg hielt Robbies Mom bei Dairy Queen an, wo alle drei Eisbecher bekamen.
    James blieb lange bei Robbies Familie, und versuchte tatsächlich, sich selbst zum Abendessen einzuladen, aber sie wollten mit Max’ Baseballteam zum Pizzaessen gehen, und Robbies Dad bestand höflich, aber nachdrücklich darauf, dass James nach Hause gehen müsste.
    Er wurde kurz nach fünf vor seinem Haus abgesetzt, und als er aus dem Auto stieg, schaute er in den Vorgarten und sah den Baum mit der Reifenschaukel, das grüne Gras und volles Laub; da er wusste, dass der Garten hinter dem Haus braun und tot war, hatte er das unangenehme Gefühl, dass das Haus eine Show abzog und der Öffentlichkeit einen fröhlichen falschen Eindruck präsentierte, wohingegen es sein grausiges Geheimnis versteckt hielt. Er starrte das Gebäude an. Es verfügte über eine Veranda und eine Tür, über Fenster und Mauern, die gleichen Elemente, über die alle Häuser verfügten. Aber waren sie auf eine gruselige Weise angeordnet? Konnte man schon beim Anschauen erkennen, dass das Haus böse war?
    Nein, eigentlich nicht.
    Das war die Wahrheit. Er wollte dem Haus Böswilligkeit zuschreiben, wollte ein Gesicht in der Anordnung der Fenster und Tür erkennen. Aber diese Dinge waren nicht da. So einfach war die Wahrheit nicht. Im Haus spukte es, aber das Haus war nicht lebendig. Welches Böse auch immer an diesem Ort wohnte, es lebte in seinem Zuhause; es war nicht sein Zuhause.
    Und es hatte die Kontrolle über den Garten hinterm Haus.
    »Tschüss!«, rief ihm Robbies Dad zu.
    »Danke, dass du vorbeigekommen bist«, meinte seine Mom.
    James winkte ihnen zu, als das Auto davonfuhr. Robbie, so stellte er fest, hatte nichts gesagt. Auch er hatte das Haus angeschaut.
    James lief langsam über den Rasen, ging auf die Haustür zu und kam sich wie ein Mann vor, der auf den Galgen zulief; eine ängstliche Schwere legte sich über ihn, je näher er dem Gebäude kam. Der Sommer neigte sich dem Ende zu, aber obwohl es nach fünf war, war es immer noch hell, die Sonne stand noch ziemlich hoch am Himmel. Also gab es keinen Grund, dass im Haus die Lichter an waren. Aber die Tatsache, dass sie es nicht waren, machte ihn nervös, und er atmete tief durch, bevor er die Eingangstür öffnete. Würde er seine Schwester in einer Blutlache liegend am Boden im Wohnzimmer vorfinden? Würden seine Eltern im Keller eingesperrt sein, darum bettelnd, befreit zu werden? Er wusste es nicht, aber er drückte die Tür auf und war auf alles gefasst.
    Und er sah Megan und seinen Dad auf der Couch, sie las eine Zeitschrift, er schaute die Nachrichten.
    Seine Mom war in der Küche, wo das Licht an war, und sie hatte offenbar gehört, wie die Tür aufging, weil sie sich in die Küchentür

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