Haunted (German Edition)
und nicht jeden Tag T-Shirts zu tragen. Wir sollten …«
Megan nickte, behielt ihr Lächeln im Gesicht, aber sie hörte nicht wirklich zu, und erst als sie die Old Main erreichten und vor dem geschlossenen Secondhandladen auf Julie und ihre Mom trafen, landete Megan wieder im Hier und Jetzt.
Julies Mom begrüßte sie mit einem breiten Lächeln und einem freundlichen »Hallo«, aber Julie wurde rot im Gesicht und sie blickte peinlich berührt auf den Gehsteig. Ihre Familie war arm, und es war offensichtlich, dass sie und ihre Mom darauf warteten, dass der Secondhandladen öffnete. Wahrscheinlich, um nach Klamotten zu schauen.
Megan war ebenfalls peinlich berührt, nicht weil ihre Freundin gebrauchte Kleidung kaufen musste, sondern weil sie deswegen peinlich berührt war, und wie Julie starrte Megan unbeholfen auf den Boden und sagte nichts.
Die beiden Mütter verspürten jedoch keine solchen unangenehmen Gefühle, und Megans Mom nickte in Richtung der geschlossenen Eingangstür des Secondhandladens. »Montagmorgen ist die beste Zeit, um hierherzukommen. Genau dann stellt Rebecca ihre ganzen neuen Artikel heraus. Aber am ersten Dienstag im Monat hat sie ein Zwei zum Preis von einem -Angebot. Manchmal handelt es sich um Jeans, manchmal um Haushaltswaren, manchmal um Bücher, aber wenn man seine Augen offen hält, kann man einige echte Schnäppchen machen.«
Julies Mom lächelte. »So habe ich dieses Top bekommen. Drei Dollar. Und auch eines für Julie.«
Julie sah aus, als wollte sie vor Scham im Erdboden versinken.
Megans Mom nickte zustimmend. »Weißt du, letzten Winter habe ich einen Mantel von Liz Claiborne hier bekommen, den irgendjemand abgegeben hatte, und er war in perfektem Zustand. Liz Claiborne! Zehn Dollar! Jemand muss ihn als Geschenk erhalten haben, und er hat ihm nicht gefallen, weil er ausgesehen hat, als wäre er noch nie getragen worden.«
Ihre Mom kaufte tatsächlich manche Sachen im Secondhandladen, obwohl sich Megan dabei nie wohlgefühlt hatte. Die Kleider, das musste sie zugeben, waren immer schön – ihre Mom hatte einen guten Geschmack –, aber sie mussten nicht hier einkaufen, und Megan hätte es durchaus vorgezogen, wenn ihre Mom nur Sachen kaufte, die neu waren. Jetzt war sie jedoch stolz auf ihre Mutter, und sie ertappte sich sogar dabei, dass sie ihre Einstellung über gebrauchte Kleidung änderte. Sie kannte diesen Mantel, und sie hielt ihn für sehr stilvoll. Er sah auch sehr teuer aus. Sie hatte den Eindruck gehabt, dass ihre Mom ihn neu gekauft hatte, und herauszufinden, dass er nur zehn Dollar gekostet hatte, war sehr beeindruckend.
Vielleicht konnte sie ihr Taschengeld für eigene Klamotten erhöhen, wenn sie anstatt im Kaufhaus hier ein paar ihrer Schulsachen besorgte.
Julie schien nicht länger peinlich berührt zu sein, und sie und Megan fingen an, sich über die Schule und über die Klassen zu unterhalten, die sie hoffentlich belegen würden. Als Wahlfach hatten sich beide für das äußerst beliebte Fach Elektronische Publikationen eingeschrieben, aber keine von ihnen hatte bisher ihren Stundenplan bekommen, also wussten sie nicht, ob sie zugelassen worden waren.
Ein metallisches Rattern eines eingesteckten Schlüssels ertönte, als die Tür des Secondhandladens von innen geöffnet wurde.
»Na ja, ich muss zur Arbeit gehen.« Megans Mom lächelte und nickte der älteren Dame zu, die die Tür öffnete. »Guten Morgen, Rebecca.«
»Hallo, Claire. Ein schöner Tag.«
»Ja, das ist es.« Sie sah Megan an. »Ich gehe in mein Büro. Du kannst gerne bei Julie bleiben und schauen, ob du etwas in Mrs. Fischers Geschäft findest, wenn du willst.«
Megan lächelte und umarmte ihre Mutter kurz. Sie gehörte zu den Guten. »Okay. Danke, Mom.«
Alle Spuren von Peinlichkeit waren verschwunden, und Julie lief als Erste in den Secondhandladen, und die beiden fingen an, sich durch Hemden und Blusen zu wühlen, die von einer Reihe Ständer auf der rechten Seite des Ladens herunterhingen.
Sie schauten alles durch. Julie suchte sich ein eindrucksvoll hippes Outfit heraus, das eine von Jardines reicheren High-School-Schülerinnen vor Kurzem gespendet haben musste, und entdeckte sogar ein paar ziemlich gute CDs auf dem Wühltisch. Megan fand ein cooles Top, das ihr perfekt passte, und sie sagte ihrer Freundin, dass sie warten sollte, während sie schnell zum Büro ihrer Mutter rannte, um etwas Geld zu holen.
Julie war immer das inoffiziellste Mitglied des Beste-Freundinnen-Trios
Weitere Kostenlose Bücher