Hauptsache, es knallt!
als Schlossherrin fühlen. Zumindest wenn gerade mal keine Hochzeit stattfindet.
Leider, also aus ihrer Sicht leider, finden nun aber andauernd Hochzeiten auf Schloss Walchenau statt, weil der Investor will ja sein Geld wieder herein und so weiter. Und Frau von Weckenpitz ist eigentlich dafür zuständig, für reibungslose Abläufe zu sorgen und dafür, dass sich die Gäste wohl fühlen. Aber sie selbst sieht ihre Zuständigkeit etwas anders. Sie ist Schlossherrin. Und am wichtigsten ist es, dass sie sich wohl fühlt. Und dazu müssen sich die Gäste so benehmen, wie sie es sich vorstellt. Der Stammsitz der von Weckenpitzens ist schließlich kein Partykeller. Und wer das nicht beherzigt, dem erklärt sie das auch gerne einmal in einem spontanen persönlichen Gespräch, Hochzeit hin oder her.
Jil will unsere Zeit nicht zu sehr in Anspruch nehmen und fasst sich mit ihrem Bericht von der Feier, die sie erlebt hat, kurz. Auffällig ist, dass in jedem Satz »Frau von Weckenpitz« vorkommt. Und es sind immer die Stellen, an denen der Satz ins Negative kippt: »… aber Frau von Weckenpitz war der Meinung, dass … scheiterte am Verbot von Frau von Weckenpitz, die … sehr zum Ärger von Frau von Weckenpitz, die umgehend … um zu verhindern, dass Frau von Weckenpitz das Schloss von der Polizei räumen ließ …« Und so was bei der völlig harmlosen Hochzeit einer Bibliothekarin und eines Angestellten der Stadtwerke, die beide in ihrer Freizeit gerne Vögel beobachten. Kein Zweifel, so eine Person wirkt auf jede Art von Feier wie ein Fass Wasser auf ein Freudenfeuer.
Aber Janina und Markus haben natürlich nur das schöne Schloss gesehen und »Nehmen wir!« gesagt, ohne zu ahnen, was für einen bösen Haken die Sache hat. Nicht gut. Wirklich nicht. Aber sollen wir jetzt wegen Frau von Weckenpitz das Handtuch werfen? Ausgerechnet Henriette, die als Einzige schon vorher von Jil aufgeklärt worden war, hat die Hände vor das Gesicht geschlagen. Der Bericht war wohl noch schlimmer, als sie dachte. Mist. Wenn Henriette schlappmacht, ist das für uns, wie wenn in einer Schlacht die Fahne fällt. Ich darf nicht zulassen, dass wir jetzt aufgeben.
»Danke, Jil. Hey! Ich will keinen von euch sehen, der sich hängen lässt! Wir sammeln erst mal nur die Fakten rund um die Hochzeit. Ich schreibe alles sorgfältig auf. Anschließend haben wir noch alle Zeit der Welt, um Lösungen zu finden. Also, gibt es außer dem Schlossdrachen und der Gästeliste noch irgendeine Gefahr, um die wir uns kümmern müssen? Ja, Bülent?«
»Markus’ Trauzeuge.«
»Aber das ist doch unser Freund Kurt. Was ist das Problem mit ihm? Die langen Haare? Dass er bisschen langsam und schusselig ist? Dass er den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzt und es keinen Film auf der Welt gibt, den er noch nicht zweimal gesehen hat? Komm, er muss doch nur auf der Urkunde unterschreiben, das kriegt er hin. Oder bist du sauer, dass Markus nicht dich gefragt hat? Okay, ich habe mich auch erst gewundert, weil du bist ja so ziemlich sein bester Freund. Aber Markus kennt den Kurt halt schon seit der Grundschule. Und treue Seele, die er nun mal ist …«
»Das ist nicht das Problem, Tim.«
»Was dann?«
»Der Standesamttermin ist um elf. Habt ihr jemals erlebt, dass Kurt pünktlich zu einem Termin gekommen ist, geschweige denn zu einem Termin an einem Vormittag?«
Mist, er hat recht. Gibt es denn wirklich gar nichts an dieser Hochzeit, das keine Schwierigkeiten macht?
»Okay, Kurt kommt auch auf die Liste. Noch was?«
»Die Brauteltern. Nashashuk und Namida Ziegler. Sehr klangvolle Namen, aber …«
»Oh, ich weiß was du denkst, Patrick, aber dazu kann ich was sagen. Janinas Eltern haben den heiligen Ishikana-Schwur getan, sich normal anzuziehen und sich normal zu benehmen. ›Ihr sollt selbst entscheiden, wie ihr Lashatak-Kaniwuki … also Mann und Frau, werdet, so wie wir es damals auch taten, wir reden euch da nicht hinein‹, haben sie zu Janina gesagt. Alles, was Janinas Vater übernehmen will, ist das Feuerwerk. Und ein Feuerwerk hat sich Janina auch ausdrücklich gewünscht. Markus und sie haben sich nämlich bei einem Feuerwerk zum ersten Mal geküsst. Und Janinas Vater kann das wohl auch richtig gut. Der hat sich jahrelang mit alter indianischer Feuerwerkskunst beschäftigt. Janina liebt seine Feuerwerke. Und nein, Henriette, abgefackelt hat er auch noch nie was.«
Ich glaube, das klang überzeugend. Patrick entspannt sich ein wenig.
»Noch etwas?
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