Hauptsache, es knallt!
wirkt.
»Zufrieden, Tim?«
»Bestens.«
»Kommt, wir gehen in den Grünen Saal. Wetten, dass die Weckenpitz schon wieder wegen irgendwas rum tobt?«
»Mal den Teufel nicht an die Wand.«
»Wenigstens reißt die Hochzeitstorte ein bisschen was raus.«
»Werfen wir sie einfach auf Frau von Weckenpitz drauf. Fünf starke Männer müssten das schaffen.«
Weia, Jil hat geseufzt. Ich treffe einfach nicht mehr den richtigen Ton. Am besten, ich halte erst mal die Klappe.
»Übrigens, ich sage euch lieber nicht, wer die Hochzeitstorte gespendet hat. Sonst schmeckt sie euch womöglich nicht mehr.«
»Sag, Henriette.«
»Diethart Füllkrug.«
»Autsch!«
Jil ist so plötzlich stehen geblieben, dass Bülent und ich gegen ihren Rücken geprallt sind. Zum Glück hat der riesige Patrick sich schnell gegen uns gestemmt, sonst wären wir alle zusammen umgekippt.
»Was zum Henker ist los, Jil?«
»Kommt! Schnell!«
»Wohin?«
»Zurück zur Torte! Wir haben ein Problem!«
Schon ist sie weg. Wir schauen uns an, doch bevor der Erste »Was hat sie nur?« fragen kann, wird Patrick ebenfalls hektisch. Er reißt die Augen weit auf und schlägt sich beide Hände vor sein großes Gesicht.
»Oh mein Gott! Sie hat recht! Schnell!«
Klopf
Natürlich hatte Jil recht. Und ich war natürlich wieder der Letzte, der es geschnallt hat. Je länger wir auf dem Schloss sind, umso weniger fühle ich mich der Sache gewachsen. Wir haben Patrick das Reden überlassen. Wegen Einfühlungsvermögen und so. Ganz wohl ist ihm nicht dabei. Sein Kopf ist schon wieder knallrot. Und als er die ersten Worte mit der Torte spricht, stottert er ein wenig.
»Ha… Hallo? Kö… Können Sie mich hören?«
»Lauter, Patrick. Wie soll sie dich so verstehen?«
»Hallo?! Hallo?!!!«
Keine Antwort. Aber Patrick lässt sich nicht beirren.
»Also, es ist so. Wir … wir sind Freunde des Brautpaars und … es ist sehr wichtig, dass Sie mit uns sprechen. Also, wenn Sie da drin sind, sagen Sie uns doch einfach nur kurz, was Sie vorhaben, ja? Das wäre großartig.«
Dafür, dass wir sicher waren, dass es gar nicht anders sein kann, zucken wir ganz schön zusammen, als aus dem Inneren der Torte auf einmal tatsächlich eine Frauenstimme zu uns dringt. Leider ist nichts zu verstehen. Die dicken Sahneschichten schlucken so viel Schall, dass nur dumpfes Gemumpfel bei uns ankommt. Patrick geht noch näher heran und redet noch lauter. Ein wenig Sahne bleibt an seiner Nasenspitze kleben. Hoffentlich kommt jetzt keiner vorbei.
»Können Sie uns vielleicht Klopfzeichen geben?«
Klopf.
»Sehr gut. Ähm, ich fange mal so an, verraten Sie uns, wie viel Sie anhaben? Einmal Klopfen heißt normal bekleidet , zweimal eher wenig , dreimal sehr wenig .«
Klopf, klopf, klopf.
Nicht zu fassen.
»Und hat man Sie beauftragt, gleich unter den Augen des Brautpaars aus der Torte zu springen? Einmal klopfen ja, zweimal nein.«
Klopf.
»Und wenn Sie aus der Torte gesprungen sind, soll dann das wenige, was Sie anhaben, noch weniger werden?«
Klopf.
»Und werden Sie dabei tanzen und sich Männern auf den Schoß setzen?«
Klopf.
»Und man hat Ihnen gesagt, dass Sie sich ganz besonders auf den Bräutigam konzentrieren sollen?«
Klopf.
Wir sehen uns an und schnappen alle gleichzeitig nach Luft. Eine Stripperin in der Hochzeitstorte. Der älteste, peinlichste und doofste Hochzeitsstreich der Welt. Risikoklasse 6 war für diesen Füllkrug noch viel zu niedrig angesetzt.
»Verraten Sie uns Ihren Künstlernamen? Einmal Klopfen für Adriana, zweimal für Tanita, dreimal für Roxana, viermal für Aikiko und fünfmal für Olenka.«
Klopf, klopf, klopf.
»Gut, Roxana. Hören Sie, wir sollen Ihnen von Herrn Füllkrug ausrichten, dass es eine Planänderung gegeben hat.«
Warum ich?
Ganz schön viel Aufregung dafür, dass wir noch keine Stunde auf dem Schloss sind. Aber jetzt bin ich erst mal raus aus allem. Nicht schlecht eigentlich. Mal ein bisschen Zeit, sich zu sammeln. Brauche ich. Schließlich wird hier gleich einiges von mir erwartet. Keine Ahnung, ob die Idee gut ist. Vor allem Jil war nicht so begeistert. Und ehrlich gesagt, je länger ich darüber nachdenke, umso mehr Zweifel kriege ich auch. Aber es musste ja schnell gehen. Und es lag so schön nahe. Wenn man schon eine Augenklappe anhat, kann man ja ruhig was draus machen, da waren wir uns alle einig.
Nicht nervös werden. Lieber an etwas anderes denken. Über was sich die anderen Gäste wohl unterhalten? Von
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